Mail aus London: Showdown gegen Federer
Wenn Alexander Zverev morgens in seinem Hotel zum Frühstück geht, muss er das Gefühl haben am Nabel der Welt zu sitzen. Mehr London geht nicht. Direkt neben dem London Eye liegt das imposante Marriott County Hall. Auf der anderen Seite der Themse thronen Big Ben und Westminster Abbey. Dreht man den Blick, sieht man Ausflugsdampfer Richtung Tower Bridge gleiten.
Aber Zverev ist nicht hier für Sightseeing. Der 20-Jährige ist auf einer Mission. Er muss arbeiten. Und der Weg zur Arbeit ist so spektakulär wie die ganze London-Premiere für den Hamburger. Ein Boot bringt die Spieler von ihrem Hotel zur Greenwich Peninsula, der Landzunge, auf der sich die O2-Arena befindet. 35 Minuten dauert der Trip. Mit der U-Bahn würde es etwas schneller gehen, aber, hey, Zverev in der Tube, zur Rush Hour? Geht nicht. Und mit dem Auto kann es im dichten Londoner Verkehr mehr als eine Stunde zur Arena dauern.
Also das Boot. Es gibt übrigens auch ein Speed Boat. Federer und Nadal haben es schon benutzt, wenn es mal ganz schnell gehen musste.
Alles vom Feinsten in London
Überhaupt: Wer in London dabei ist, hat es geschafft und genießt sämtliche Annehmlichkeiten. Kleine Präsente wie einen Bang & Olufsen Kopfhörer, Arrangements fürs Dinner in den noblen Londoner Restaurants, Trainingsmöglichkeiten im noblen Queen’s Club, Autos mit Chauffeur bei Bedarf. Und üppige Preisgelder, von denen Spieler bei Future- und Challengerturnieren nur träumen können.
Allein der Ersatzspieler (der jetzt kein Ersatzspieler mehr ist, weil Pablo Carreno Busta am Mittwoch den am Knie verletzten Rafael Nadal im Match gegen Dominic Thiem erstmals ersetzen wird) erhält 105.000 Dollar. In den Genuss der „Participation Fee“ kommt Carreno Busta jetzt auch – 191.000 Dollar. Der ungeschlagene Champion erhält 2.549.000 Dollar. Bei diesem Wochenlohn können auch die Grand Slam-Turniere nicht mithalten.
Klar, dass Zverev den Jackpot will. Er will nicht nur dabei sein. Jetzt, da das von allen herbeigeredete Traumfinale zwischen Federer und Nadal geplatzt ist, ist sein Auftritt gegen den Schweizer (Dienstag, 21 Uhr deutscher Zeit) das Topmatch des Turniers. Auch bei einer Niederlage haben sich die Türen für Zverev auf einen möglichen Einzug ins Finale weit aufgetan. Denn wenn alles nach der Reihe gelaufen wäre, hätte er im Halbfinale gegen Nadal antreten müssen. Schnee von gestern.
Wer ein bisschen verstanden hat, wie Zverev tickt, weiß auch, dass er sich von all dem, was um ihn herum geschieht, nach fast einer Woche Aufenthalt in London nicht mehr blenden lässt. Der ersten Ehrfurcht im Match gegen Marin Cilic („Als ich rausgegangen bin, hätte ich das Gefühl wie nie zuvor“), folgt eher Kalkül als Aufregung wie etwa bei Grigor Dimitrov, der bei seinem Dreisatzsieg gegen Thiem so glücklich und aufgekratzt wirkte, als hätte er schon das Turnier gewonnen.
Eigene Kabine für jeden Spieler
Zverev wirkt cool, wenn er über die blaue Auslegeware durch die zweigeschossige, großzügige Players Lounge, einem temporären Zelt, vorbei an Billardtisch und Tischtennisplatte schreitet. Ein kurzer Plausch hier, ein Grinsen da.
Dann geht es weiter durch schmale Gänge Richtung Stadion. Dafür muss er kurz nach draußen. Im Hintergrund funkelt die Skyline der Docklands. Drinnen imponieren Plakate von der Masters-Historie. Alle Sieger der Vergangenheit sieht man hier, Erinnerungen an das Masters im New Yorker Madison Square Garden, an das Finale in Frankfurt, Fotos von Ilie Nastase, Boris Becker und Ivan Lendl. Zverev gehört jetzt zu diesem erlesenen Kreis. Er hat wie jeder Spieler seine eigene Kabine, an der sein Foto hängt und „Alexander“ steht. Per Code bekommt er Zutritt – eine Dusche, ein kleiner Aufenthaltsraum, Getränke, die bereit stehen: ein kleines Reich für die Besten der Zunft.
Gegenüber von Zverevs Kabine befindet sich ein kleiner Raum mit Parketboden und gemusterter Tapete. Am Ende steht ein Schrank. Der Clou: Man kann ihn öffnen wie in einem James Bond-Film und gelangt in ein größeres Zimmer mit Loungemöbeln, einer Bar und Schränken mit CDs und Schallplatten-Imitationen. Weltstars wie Anastasia, Pink, Taylor Swift und Rihanna fläzen sich hier auf braune Hocker, wenn sie in der O2-Arena Konzerte geben.
Auf Zverevs Weg zum Ruhm könnten die ATP Finals 2017 ein gewaltiger Schritt sein. Mit der Kulisse von Tower Bridge und Themse. In London.mens jordan release dates 2022 | cheapest jordan lows