Damentennis: War früher alles besser? Oder anders?
Einst dominierten Chris Evert, Martina Navratilova und Steffi Graf das Damentennis, danach die Williams-Schwestern. Heute ist der schnelle Wechsel an der Spitze normal. Eine Spurensuche.
Text: Dirk Ludwig
Erschienen in der tennis SPORT 1/2023
Wenn man sich die verschiedenen Spielweisen der besten Spielerinnen in den vergangenen 25 Jahren ansieht, lassen sich hinsichtlich technischer und taktischer Ausrichtung kaum größere Unterschiede feststellen. Es gibt aber wenige Ausnahmen. Als die Dominanz der beiden US-Amerikanerinnen Venus und Serena Williams vor etwa 25 Jahren begann, wurde das Damentennis auf ein anderes Level gehoben. Es zeichnete sich durch extrem kraftvolle und schnelle Schläge hinsichtlich Vor- und Rückhand aus, Aufschläge um die 200 km/h, kaum Variabilität hinsichtlich Vor- und Rückwärtsdrall und das Netzspiel fand so gut wie gar nicht statt. Einige Zuschauer spotteten, dass sich die beiden Schwestern am Netz nur zum Wählen und Gratulieren begegneten. Sicherlich war es sehr überspitzt formuliert, aber das Geschehen fand meistens an der Grundlinie statt. Aber wie ist das Geschehen heute etwa zwei Dekaden später? Hat sich etwas verändert? Und wenn ja, was hat sich verändert? Ist beispielsweise der Spielaufbau ein etwas anderer geworden?
Betrachtet man die unterschiedlichen Spielerinnen in den vergangenen Jahren bis zurück um die Jahrtausendwende, so gab es sehr viele Wechsel an der Spitze des Damentennis. Fast alle Damen, die oben in der Rangliste standen, zeichneten sich durch ähnliche Spielweisen aus wie die beiden Williams-Schwestern. Gute Aufschläge, die Grundschläge beide mit sehr hohem Tempo und etwas weniger Drall versehen, Rückhand Slice wurde oft nur in absoluten Notsituationen eingesetzt, Volleys wurden selten nach Netzangriffen gespielt.
Die Gründe dafür waren zum einen die vielen Wechsel an der Spitze, vor allen Dingen aber hatten sie physische und psychische Ursachen. Nicht selten sind Spielerinnen, die sich eine mentale Auszeit nahmen oder ein Auskurieren von Verletzungen brauchten, nach einigen Monaten aus den Top 20 oder 30 der Welt herausgefallen. Turnierärzte beschrieben häufig schlechte körperliche Verfassungen, so dass ein permanent hohes Level bei vielen Spielerinnen unmöglich war und immer wieder kleinere Verletzungen sie aus der Bahn warfen. Auch der psychische Stress war für einige Spielerinnen schlechter zu bewältigen, sie berichten von hoher seelischer Belastung und teilweise Burn-out Syndromen.
Umdenken fand statt
Natürlich gab es hin und wieder auch Ausnahmen, die an der Tennis-Weltrangliste standen, die nicht dieses teilweise brachiale System von Grund- und Aufschlägen gespielt haben. Hierzu sind vor allem Justine Henin-Hardenne und Ashleigh Barty zu nennen, die sich durch eine sehr hohe Virtuosität an allen möglichen Schlägen auszeichneten. Diese beiden Spielerinnen konnten sich gerade deswegen auch gegen die vielen Spielerinnen aus Osteuropa, die nahezu alle den gleichen Spielaufbau besitzen, sehr oft durchsetzen.
Vergleicht man die technischen und taktischen Unterschiede der heutigen Top-Spielerinnen mit denen vor 25 Jahren, so lässt sich feststellen, dass bei vielen Spielerinnen ein Umdenken hinsichtlich ihrer Platzaufteilung, Strategie und auch Variabilität stattfindet – was die Spiele erheblich interessanter macht. Und auch die Coaches haben erkannt, dass das Tennis nicht nur aus Vor- und Rückhand besteht, sondern nahezu alle Schläge frühzeitig erlernt und im täglichen Training eingesetzt werden müssen, um Erfolge erzielen zu können. Es war mit Sicherheit nicht für den Zuschauer vor Ort ein kurzweiliges Spiel, wenn beide Williams-Schwestern sich in Begegnungen gegeneinander die Bälle um die Ohren droschen und die maximale Anzahl der Ballwechsel die Zahlen vier oder fünf kaum überstieg. Dies merkten nicht nur die Turnierveranstalter sowie die Fernsehsender, in der Folge gingen Zuschauerzahlen und Einschaltquoten merklich zurück.
In den dominierenden Zeiten der beiden Williams-Schwestern war die Strategie darauf ausgerichtet, so früh wie möglich auf den finalen Schlag in einem Ballwechsel aus zu sein. Dies betraf die Positionierung auf dem Platz natürlich erheblich, beide bewegten sich so oft es ging relativ nah an der Grundlinie oder beim Return sogar im Feld vor der Grundlinie, um die Bälle sehr früh zu attackieren und der Gegnerin kaum eigene Zeit nach einem eigenen Schlag zu lassen. Oft blieb den Gegnerinnen nur ein defensiver Ball übrig, um sich aus der Drucksituation befreien zu können. Gelang ihnen das, war der folgende Schlag trotzdem meistens ein Gewinnschlag. Die Gegnerinnen wurden sehr oft von der Dominanz der schnellen und kraftvollen Schläge in die Defensive getrieben und regelrecht von der Grundlinie nach hinten gepresst. Vielen Spielerinnen fehlten einfach die technischen Fähigkeiten wie z. B. ein wirkungsvoller Rückhand-Slice oder die physischen Fähigkeiten, sich den beiden entgegen zu stemmen.
Die aktuelle Generation hat in Sachen technischer Virtuosität und körperlicher Physis enorm aufgeholt und dazu gelernt. Sowohl der Slice, der Stoppball sowie das Volleyspiel wird bei den Damen öfter eingesetzt als noch vor 20 Jahren. Allerdings erreicht diese Quote der Slice- und Stoppbälle nicht das Maß wie bei den Herren, wo diese Quote mittlerweile stärker ausgeprägt ist.
Platzaufteilung hat sich verändert
Vergleicht man die Platzaufteilung an der Grundlinie heutzutage mit der von vor 25 Jahren, so lässt sich feststellen, dass die Spielerinnen eine leichte Tendenz entwickeln, sich nicht mehr ganz nah an der Grundlinie zu bewegen, sondern sich etwas weiter zurück positionieren. Grund ist die Möglichkeit, schnelle Bälle der Gegnerin variantenreich zurückspielen zu können, ohne dabei unter Druck zu geraten und aus dem Gleichgewicht zu kommen. Dadurch erhöht sich die Variabilität der Schläge, man kann besser eigene Strategien aufbauen und auch etwas besser den Ball selbst attackieren. Durch die höhere technische Ausbildung und demzufolge bessere Virtuosität ist auch wieder viel mehr ein Winkelspiel mit anschließendem Netzangriff möglich. Viele der Top-Spielerinnen suchen den Weg mittlerweile wieder ans Netz, um den Punkt dort abschließen zu können oder die Gegnerinnen zu riskanteren Schläge in der Passierball- oder Lobsituation zu verleiten.
Eine Ausnahme bietet hier der Return. Da die Aufschläge bei den Damen lange nicht so schnell sind wie bei ihren männlichen Pendants, stehen sie beim Rückschlag oft an der Grundlinie oder returnieren sogar im Feld, um schnelle Schläge oder Return-Winner zu erzielen. Dies gilt besonders für den zweiten Aufschlag, bei dem die Top-Spielerinnen auch in engen Matchsituationen direkt auf den Punkt gehen. Hier hat sich in den vergangenen Jahren sehr wenig verändert, das aggressive Returnverhalten ist nahezu gleich geblieben. Allerdings wurde der Folgeschlag des Aufschlägers nach dem Return wieder mehr in den Fokus gestellt, so dass ein wirkungsvoller Slice vielen hilft, schnelle Returns wieder zu entschärfen und in den Ballwechsel zu kommen.
Auch das Doppelspielen würde vielen guten Spielerinnen helfen, hinsichtlich Volleyausprägung und strategischem Verhalten auf dem Platz sich weiter zu entwickeln. Leider sieht man kaum Spielerinnen der Top 20 in der Doppelkonkurrenz, es mag an der höheren Belastung und dem Fokus auf die Einzelmatches liegen. Leider sieht man auch bei den Doppelspezialistinnen wenig Serve-and-Volley, dass dazu führt, dass viele Grundlinienduelle im Doppel gespielt werden, ohne dass es zum Volleyabschluss kommt. Ursachen sind wie eben beschrieben ein etwas langsamerer Aufschlag und die schnellen Returns der Akteurinnen. Folglich findet das Doppel bei den Frauen eine etwas geringere Akzeptanz bei den Zuschauern und den Medien. Ein Beispiel war das Finale 2015 bei den Damen in Roland Garros, bei dem zeitweise alle vier Spielerinnen während der Ballwechsel sich an der Grundlinie aufhielten. Nur etwa 1.000 Zuschauer sahen sich dies auf dem weitläufigen Court Philippe Chatrier an, während auf dem großen Nachbarplatz Suzanne Lenglen vier ehemalige Profis auf dem Platz standen und ein Showmatch absolvierten. Der Platz war mit über 5.000 Zuschauern weitaus besser gefüllt. Gäbe es mehr Spielerinnen wie Ashley Barty, die sich auch beim Aufschlag und Volley durch variables Können auszeichnen, würde auch die Doppelkonkurrenz wieder viel mehr Beachtung finden. Aber die Tendenzen der vergangenen Jahre zeigen in die richtige Richtung, so dass auch das Doppel wieder einen größeren Stellenwert erfährt, weil viele Spielerinnen wieder mehr technische Möglichkeiten haben und demzufolge auch taktisch viel besser auf dem Platz agieren können.
Auch im körperlichen sowie in den athletischen Bereichen haben die Damen enorm zu den Herren aufgeholt und sich sehr gut verbessert. Viele Spielerinnen leisten sich einen eigenen Fitnesscoach, einen Physiotherapeuten oder auch einen Mentalcoach. Seit den vergangenen beiden Dekaden wird extrem auf Ernährung geachtet, auf Verletzungsprophylaxe, auf die richtige Nachbereitung einer Trainingseinheit oder eines Matches. Gezieltes Krafttraining, Stretching, mobiles Aufwärmen mit oder ohne Geräte ist im heutigen Leistungssport nicht mehr wegzudenken.
Große Spielerinnen mit Powertennis
Wie bereits am Anfang beschrieben prangerten viele Turnierärzte noch vor 15 Jahren den mangelnden Fitnesszustand der Spielerinnen an, die normalerweise dem Leistungssport nicht gerecht wurden. Auch hier fand ein rigoroses Umdenken statt, man sieht fast keine Spielerin, die nicht topfit bei einem Turnier antritt. Es gibt hin und wieder eine Ausnahme, jüngstes Beispiel die Lettin Jelena Ostapenko, die bei den Australian Open 2023 doch etwas unaustrainiert und mit etwas mehr Körperfülle ihre Matches bestritt und sogar das Viertelfinale erreichte. Warum dies so ist und war, mag ihr Geheimnis bleiben, jedenfalls spielte sie offensichtlich erfolgreich ein reines Alles-oder-Nichts Spiel, die Ballwechsel wurden extrem kurz gehalten. Vergleicht man dies mit den besten Herren der Welt, wäre ein solcher körperlicher Zustand undenkbar.
Auch die Französin Marion Bartoli, die 2013 das Wimbledon-Finale ohne Satzverlust gewann, war nicht immer in Höchstform, was ihre körperliche Fitness betraf. Sie musste aufgrund vieler Verletzungen ihre Karriere allerdings auch frühzeitig beenden. Ihre kraftraubende Spielweise (beide Grundschläge spielte sie beidhändig) zehrte doch offenbar zu sehr an ihren körperlichen und muskulären Ressourcen. Aber es gibt auch umgekehrte Fälle, dass manche Damen mit viel zu wenig Körpergewicht bei Turnieren antraten. Ein besonders auffälliges Beispiel war die Tschechin Daniela Hantuchova, die zeitweise viel zu hager von ihrer großen Statur her auf Turnieren antrat und man ihr Tendenzen zur Magersucht anheftete.
Geht man näher auf die physischen Voraussetzungen bei Spielerinnen ein, was ihre Körpergröße betrifft und demzufolge ihre technische und taktischen Ausrichtungen, kann man auch hier etwas weniger Unterschiede ausmachen. Größere Spielerinnen wie Lindsay Davenport, Hantuchova oder Karolina Pliskova wie auch Venus Williams zeichneten sich durch harte Grundschläge mit etwas weniger Drall aus, da sie durch ihren höheren Körperschwerpunkt und durch die vornehmlich mit Topspin zurückgespielten Bälle ihrer etwas körperlich kleineren Gegnerinnen höher über dem Netz in ihrer Komfortzone trafen und dadurch die eigenen Grundschläge etwas schneller schlagen konnten. Diese Spielerinnen hatten besonders dann Probleme, wenn etwas kürzere und tiefere Slice-Bälle der Gegnerinnen in ihrer eigenen Hälfte ankamen und sie durch ihre Körpergröße und relativ glatten Schläge bei Vor- und Rückhand sowie mangelnden Rückhand-Slice Kenntnissen Probleme hatten, diese effektiv zu beantworten.
Etwas kleinere Spielerinnen spielen etwas mehr mit Drall, was aufgrund ihres niedrigeren Körperschwerpunktes in Relation zur Netzhöhe sinnvoll ist. Bei ihnen ist auch mehr eine etwas höhere Variabilität der Schläge mit Vor- und Rückwärtsdrall zu erkennen, da sie aufgrund ihrer geringeren Reichweite etwas mehr laufen müssen und Bälle situativ auch oft defensiver zurückspielen. Aber der Slice wird mittlerweile auch häufiger eingesetzt, um den Rhythmus der gegnerischen Powerschläge zu brechen.
Paradebeispiel Angelique Kerber
Hinsichtlich Athletik sind die besten Spielerinnen der Welt mittlerweile hervorragend ausgebildet. Eine optimale Beinarbeit und Gleichgewichtsfähigkeit in den Rallys ist unabdingbare Voraussetzung für ein erfolgreiches Spiel. Vergleicht man dies in heutigen großen Turnieren mit dem vor 25 Jahren, ist hier ein enormer Unterschied festzustellen. Bestes Beispiel aus deutscher Sicht ist hier Angelique Kerber, die vor mehreren Jahren erkannt hat, dass sie ihre Physis hinsichtlich Kraft und Ausdauer sowie im mentalen Bereich enorm verbessern muss, um in der Weltspitze erfolgreich zu sein. Der Lohn: drei Grand Slam-Siege und Position eins an der Weltrangliste – das Schinden hat sich extrem ausgezahlt. Diese Einstellung wird leider bei sehr vielen Nachwuchsspielerinnen vermisst, zu viele sind zu sehr verhätschelt und mit ihrer eigen Darstellung in Social Media beschäftigt, als den Fokus auf das absolut Wesentliche zu legen. Wie das funktioniert, zeigt das Beispiel Angelique Kerber, an dem sich viele ein Beispiel nehmen sollten! Und dabei hat Kerber nicht ihre Techniken großartig verändert, kleinere Umstellungen waren zu sehen wie das Einstreuen von Stoppbällen oder das Schlagen in sehr tiefen Körperschwerpunkten.
Im professionellen Damentennis ist seit Jahren ein enormer Umbruch zu sehen. Alleine in den letzten fünf Jahren gab es so viele wechselnde Siegerinnen bei großen Turnieren, wie man es lange nicht mehr erlebt hat. Die Ranglisten werden extrem durchmischt, es gibt kein echtes Zugpferd mehr, wenn man mal von Iga Swiatek zur Zeit absieht. Spielerinnen, die vor zwei Jahren noch in den Top Ten standen, sind heute zurückgetreten, dauerverletzt, durchleiden eine Formkrise oder habe ihre Karriere beendet. Spielerinnen wie Barbora Krejcikova oder Emma Raducanu gewinnen plötzlich ein Grand Slam-Turnier, brechen aber danach wieder völlig ein. Aktuell können weitaus mehr als 30 Spielerinnen um Titel bei den Grand-Slam Turnieren mitspielen, vor etwa fünf bis zehn Jahren war dies noch undenkbar, da hat sich maximal eine Handvoll von Spielerinnen die Titel unter sich ausgemacht, mit wenigen Ausnahmen. Die aktuelle Leistungsdichte ist sprunghaft gestiegen, ein Sieg einer Top 100 Spielerin gegen eine Top 20 Spielerin ist keine Überraschung mehr, sondern Alltag.
Die Professionalität hat sich also extrem verbessert, nahezu alle Spielerinnen haben die Möglichkeiten, sich bestens auszubilden und zu trainieren, sei es im technischen, taktischen, physischen und psychischen Bereich. Der Betreuerstab ist bei den Spielerinnen angewachsen, jede einzelne kann somit ein optimales Maß an hochwertigem Training in den verschiedenen Bereichen abrufen. Physiotherapie, Athletiktraining, verletzungsprophylaxis sowie mentales Training ist nicht mehr wegzudenken. Vor 25 Jahren hatten die allerwenigsten Spielerinnen Zugänge zu diesen Bereichen. Die Williams-Schwestern waren hier Vorreiterinnen, die dargestellt haben, wie man mit dem nötigen eigenen und intrinsischen Willen sich zu quälen und sich ständig zu verbessern, das Damentennis auf eine neue Ebene nach Steffi Graf und Monica Seles zu heben.
Trendwende ist zu erkennen
Allerdings machte sich seit der Dominanz der Williams Schwestern und vieler osteuropäischen Spielerinnen auch ein Trend bemerkbar: eine zu ähnliche Spielweise, kaum variantenreiche Schläge. Die Bälle werden sehr flach mit Power über das Netz geschlagen. Gute Spielerinnen konnten an etwas schlechteren Tagen nicht ihr gewohntes Spiel durchsetzen und verloren gegen schwächer eingeschätzte Spielerinnen, weil ihnen die Variabilität fehlte. Allerdings sieht man wieder mehr Schlagvielfalt, wie beispielsweise bei Ashleigh Barty (Karriere beendet), Ons Jabeur oder Iga Swiatek, aber auch Barbora Krejcikova oder aus deutscher Sicht Jule Niemeier. Sie haben ein komplettes Spiel mit technischen und taktischen Fähigkeiten und Fertigkeiten.
Eine Trendwende ist also zu erkennen, viele Coaches haben umgedacht, versuchen neue Impulse und Strategien zu vermitteln, was aber auch technische Variabilität nötig macht. Leider sieht man im Damentennis häufig sehr kurzfristige Trainerwechsel, wenn sich Erfolge nicht nach drei oder vier Monaten einstellen. Genau diese Kontinuität müssen aber Coaches haben, um Vertrauen aufzubauen und von ihren Spielauffassungen im Match zu überzeugen. Dennoch sind langfristige Engagements selten geworden. Steffi Graf vertraute sehr lange ihrem Schweizer Trainer Heinz Günthardt, Serena Williams Patrick Mouratoglou, Justine Henin-Hardenne trainierte jahrelang mit Carlos Rodriguez und Ashley Barty ausschließlich mit Craig Tyzzer. Profispielerinnen wären besser beraten, Rückschläge mit einzukalkulieren, aber an die langfristige Strategie mit einem Coach zu glauben. Kurzfristige Trainerwechsel nützen in den allermeisten Fällen sehr wenig, da auch Trainer Zeit brauchen, um die eigene Philosophie mit den Spielerinnen zu entwickeln und zu vermitteln.
Einigen ehemaligen Profispielerinnen fehlen heute Typen wie Williams, Seles und Graf, die in ihren Karrieren Persönlichkeiten wurden. Der Profisport braucht aber Typen, die das Tennis vermarkten können, als Vorbild taugen. Bei den Herren waren das in den vergangenen knapp 20 Jahren Federer, Nadal und Djokovic, davor Becker, Edberg, Sampras, Agassi. Eine Iga Swiatek kann sich zur einer Type entwickeln, sie ist von ihrer Art anders als alle Anderen auf der Profitour, nicht nur vom Spielerischen. Es bleibt abzuwarten, was die Zeit bringt. Auch das Herrentennis wird nach dem Rücktritt von Federer und den baldigen Karriereenden von Nadal und Djokovic in den nächsten Jahren vor großen Herausforderungen stehen.