Der Absturz einer Tennisnation
von Jordan Raza
Wenige Wochen liegen die Australian Open erst zurück und schon stehen mit Indian Wells und Miami die ersten Masters 1000-Turniere des Jahres vor der Tür. Aber es wird wohl auch dieses Jahr nur wenige Fans geben, die mit der Stars and Stripes auf den Rängen stehen und ihren Landsmännern auf dem Court zujubeln werden. Für wen sollten sie die Fahne auch schwenken? Höchstens noch für John Isner, den derzeit besten Amerikaner (ATP Nr. 13), der allerdings seit Anfang des Jahres weit entfernt ist von seiner Bestform und diese Woche in der ersten Runde von Acapulco Ivo Karlovic unterlag. Eines scheint sicher: Auch 2014 werden vor allem wieder die spanischen, serbischen und schweizer Farben das Bild auf den Tribünen dominieren nicht die amerikanischen.
Was ist aus der Tennisnation geworden, die jahrzehntelang unzählige Grand-Slam-Sieger hervorbrachte? Seit 1980 gingen die meisten Titel bei den US Open (13), den Australian Open (9) und in Wimbledon (12) an die USA. Lediglich bei den French Open waren die Spanier und die Schweden erfolgreicher. Der letzte Erfolg liegt mit Andy Roddicks Titel in New York allerdings elf Jahre zurück. Vorbei sind die Zeiten, in denen er sich mit Andre Agassi um die Führungsposition in der Weltrangliste stritt. Mit Roddick verabschiedete sich 2012 der erfolgreichste Amerikaner seit der Agassi-Sampras-Ära von der ATP-Tour. Er war es auch, der 2010 als Letzter in Miami ein Masters1000-Event gewann. Noch im selben Jahr erreichte das US-Herrentennis zugleich seinen Tiefpunkt. Zum ersten Mal seit Einführung der Weltrangliste 1973 wurde kein Amerikaner unter den besten Zehn der Weltrangliste geführt. Zum ersten Mal erreichte keiner das Achtelfinale eines Grand Slam-Turniers bis dahin einmalig in der Open Era.
Die kleinen Nadelstiche ins US-amerikanische Tennisherz häufen sich. Bei den diesjährigen Australian Open überstand keiner von ihnen die dritte Runde und auch die Nationalmannschaft trägt nicht zu einer aufkommenden Euphorie bei. Das US-Team ist die erfolgreichste Davis Cup-Nation in der Geschichte, verlor jedoch dieses Jahr in der ersten Runde gegen Großbritannien zum ersten Mal seit 79 Jahren.
Dass Tennis noch unter den zehn beliebtesten Sportarten in den USA zu finden ist, dürfte wohl auf die Erfolge der Williams-Schwestern und der Bryan-Brüder zurückzuführen sein.
Momentan befindet sich mit Isner lediglich ein Spieler unter den Top 50. Auf dem 2,08m Mann ruhten in den vergangenen Jahren die Hoffnungen, die er nur teilweise erfüllte. Klar, auch Isner gewann seine acht Turniere seit 2010, musste im Finale aber nur einmal gegen einen Spieler aus den Top Ten antreten (in Winstom-Salem 12 gegen Berdych).
Bei größeren Turnieren sieht Isners Bilanz deutlich schlechter aus, obwohl er oft kurz davor stand, einen Coup zu landen. Immerhin hatte er in der ersten Runde der French Open 2011 Rafael Nadal am Rande einer Niederlage und auch im Finale von Indian Wells stand er gegen Roger Federer 2012 kurz vor einem Triumph.
Allerdings: Gegen die Alleskönner Nadal, Djokovic und Murray reichen ein knallharter Aufschlag und eine Vorhandpeitsche nicht aus, um konstant mit ihnen mithalten zu können.
Auch die anfangs hochgejubelten Newcomer, Donald Young und Ryan Harrison, können die Erwartungen bisher bei weitem nicht erfüllen. Sowohl Harrison als auch Young feierten in ihrer Karriere bis jetzt nur Turniersiege auf der Challenger-Tour. Der Einzige, der außer Isner in den letzten Jahren noch durch Erfolgserlebnisse auf sich aufmerksam machte, ist Sam Querrey, derzeit als 56. der Weltrangliste, zweitbester Amerikaner.
Im Vergleich dazu steht sogar das sonst so stark kritisierte deutsche Herrentennis rosig da. Unter den besten 100 in der Weltrangliste befinden sich immerhin acht Deutsche. Mit Tommy Haas, Philipp Kohlschreiber und Florian Mayer stehen drei Profis unter den Top 50 also zwei mehr als in den USA.
Feststeht, dass sich dringend etwas ändern muss im amerikanischen Tennis. Die Bryan-Brothers haben bereits ihr Karriereende nach den Olympischen Spielen 2016 in Rio angekündigt und auch die Williams – Schwestern gehören mittlerweile zu den Ältesten auf der Tour. Es dürften also bittere Zeiten auf die einstige Weltklasse-Nation zukommen.
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