Der fliegende Holländer
Es gibt Job-Sharing, Car-Sharing, Bike-Sharing. Auf der Tour ist gerade Coach-Sharing angesagt. Der Mann, den sich Spieler und Spielerinnen teilen können, heißt Sven Groeneveld. Würde man ein Casting veranstalten, um den idealen Trainer zu finden Groeneveld hätte beste Chancen: groß, blond, blendend aussehend und mit einem Händchen für Stars. Der 43-jährige Holländer arbeitete mit Mary Pierce und Greg Rusedski zusammen. Er coachte Michael Stich, Tommy Haas und Nicolas Kiefer. Heute ist er vor allem als Trainer von Ana Ivanovic bekannt. Viel besser kann ein Portfolio nicht aussehen.
Hi, ich bin Sven, sagt er zur Begrüßung auf Deutsch mit holländischem Akzent. Ein Treffen in London. Groeneveld erzählt von seinem neuesten Projekt. Oder besser: dem gemeinsamen Projekt seiner Beraterfirma IDC (Independent Development Consultancy) und dem Sportartikelhersteller Adidas. Im Januar 2006 begann die Partnerschaft.
Ein Netzwerk von Spezialisten
Die Grundidee: einen Extraservice anzubieten, der den Adidas-Spielern auf der Tour helfen soll, ihr Potenzial auszuschöpfen. Es ist etwas komplett Neues, das es im Tennis noch nie zuvor gab, sagt Groeneveld. Er selbst ist die zentrale Figur. Seine Rolle geht über die eines Trainers hinaus. Groeneveld ist zuständig für Training, Taktik, Fitness, Ernährung, Mentales und er berät seine Schützlinge auch außerhalb des Platzes. Er ist die entscheidende Größe in einem Netzwerk von Experten für jeden Bereich des Spiels. Seine potenziellen Kunden: die rund 80 Adidas-Spieler, die einen internationalen Vertrag besitzen. Sein Auftraggeber: die Marke mit den drei Streifen, genauer die Global Sports Marketing Adidas mit Sitz in Amsterdam, und nicht, wie man hätte meinen können, in Herzogenaurach. Was sich gut trifft, da der Wohn- und Firmensitz des Holländers ebenfalls Amsterdam ist.
Allerdings: Er ist selten zu Hause, meistens auf Reisen als flying tennis doctor, als fliegender Doktor, wie er oft genannt wird. Mit der ungewöhnlichen Jobbeschreibung ist gemeint, dass der Holländer rund um den Globus fliegt, um seine Spieler auf den Turnieren zu verarzten.
Claus Marten, 55, Marketing-Mann bei Adidas seit 30 Jahren und Mitbegründer des Teams, formuliert es so: Groeneveld hilft dabei, unsere rohen Diamanten zu schleifen. Und weiter: Wir investieren so viel Geld ins Tennis. Da liegt es nahe, unseren Spielerinnen und Spielern die bestmögliche Ausbildung zu ermöglichen. Dabei helfe das Knowhow von Adidas und die ausgezeichneten Kontakte in der Szene. Topspielerinnen wie Ivanovic, aber auch Supertalente wie der erst 17-jährige Bulgare Grigor Dimitrov, der in diesem Jahr Wimbledon und die US Open bei den Junioren gewann, sollen von dem Programm profitieren.
Adidas-Ikone Steffi Graf als Idol
Groeneveld ersetzt nicht die persönlichen Trainer der Spieler, sie sind Ergänzung, ein Bonus gewissermaßen, der eine zusätzliche Qualität bringen soll.
Beispiel Sabine Lisicki. Die Berlinerin tourt mit ihrem Vater Richard um den Globus. Er ist ihr Coach, ihr Ratgeber und engster Vertrauter. Seit Lisicki parallel auch mit Groeneveld zusammenarbeitet, verbesserte sich die 19-Jährige stark in der Rangliste. Zu Beginn des Jahres war sie die Nummer 198 der Welt, Anfang Oktober stand sie auf Platz 50 ein Sprung in eine andere Dimension.
Beispiel Caroline Wozniacki. Die Dänin, erst 18 Jahre alt, gewann, beraten von Groeneveld, in diesem Jahr bereits drei Turniere und stürmte von Platz 60 auf 16. Da passt es ins Bild, dass sie für die Adidas-Ikone Steffi Graf schwärmt: Sie ist mein Idol.
Beispiel Sania Mirza. Die Inderin, die vor drei Jahren von Platz 206 auf 31 schoss und anschließend stagnierte, begann im März, mit Groeneveld zu arbeiten. Erster Ansprechpartner bei der Arbeit auf dem Court blieb aber ihr Vater Imran. Mein Vater spielt weiterhin die wichtigste Rolle, weil keiner mein Spiel und meine Mentalität besser kennt, aber ich habe Glück, dass ich schon mit Trainern wie Tony Roche, Bob Brett und neuerdings Sven arbeiten konnte, sagt Mirza. Dass die 21-jährige Hoffnung in dieser Saison monatelang verletzt war, ist zwar bedauerlich für sie und ihr Umfeld, stellt aber das Gesamtkonzept nicht in Frage.
Die Nachfrage ist riesig, der Erfolg gigantisch, schwärmt Claus Marten. Vor allem: Die Expertise kostet nichts, Adidas bietet den Service seinen Vertragsspielern gratis an. Jeder kann bei mir anfragen, sagt Groeneveld. Zur Zeit arbeitet er eng mit Ivanovic, Mirza und eben Lisicki zusammen. Darüber hinaus berät er Caroline Wozniacki, Fernando Verdasco und Evgeny Korolev. Ein Credo seines Jobs: Es geht nicht nur darum, den Spieler zu formen, sondern auch die Persönlichkeit, den Menschen. Die neue Regel der WTA-Tour, Coaching beim Seitenwechsel zuzulassen, hält er für falsch. Die Verantwortlichkeit im Match muss bei den Spielern liegen und nicht bei den Trainern, die auf den Platz kommen dürfen, sagt Groeneveld.
Jürgen Klinsmanns Fitness-Guru
Er ist die Hauptperson, aber es gibt noch weitere prominente Mitstreiter im Team Adidas. Auf Schulungen tritt gelegentlich der Amerikaner Mark Verstegen auf, bekannt als Fitnesscoach der Fußball-Nationalmannschaft unter Jürgen Klinsmann. Der jüngste Coup gelang im März mit der Verpflichtung von Gil Reyes, dem früheren Konditionstrainer von Andre Agassi. Fast zwei Jahrzehnte betreute der riesige Mann, der stets in Schwarz gekleidet ist, die ehemalige Nummer 1.
Kurz vor dem Turnier in Indian Wells führte Reyes für Adidas ein Camp in Las Vegas durch, von dem die Teilnehmer noch Monate später schwärmten. Mit dabei waren die hochgehandelten Talente Lisicki, Dimitrov, Sam Querrey und Sorana Cirstea, sowie bereits etablierte Spieler wie Verdasco und Mario Ancic. Vor allem der Spanier Verdasco war so begeis-tert von der Arbeit mit Reyes, dass er sich überlegte, ein Appartement in Los Angeles zu kaufen, um in der Nähe des Fitness-Gurus zu sein.
Reyes, den man in diesem Jahr auch zu den Grand Slam-Turnieren von Paris und New York einfliegen ließ, trainierte mit seinen Schützlingen an speziell von ihm und für die Beinarbeit im Tennis entwickelten Fitnessgeräten. Er erzählte Anekdoten von Agassi und gab wertvolle Tipps: Wie die Champions in spe in entscheidenden Situationen ihre Nerven in den Griff und keine Krämpfe bekommen. Wie man sich am Tag vor dem Match und auch während der Partie entspannt. Wie wichtig ein Erholungs- und Schlafplan ist. Wie man seinen Körper auf den Wechsel von Sand, wo die Bälle über Schulterhöhe springen, auf Rasen, wo sie nicht einmal bis auf Kniehöhe reichen, vorbereitet. Am Ende gab Reyes seinen Schützlingen noch seine Philosophie mit auf den Weg: Plan your work and work your plan Plane deine Arbeit und arbeite deinen Plan ab.
Auf den Spuren Adi Dasslers
Diese Camps sind einmalig, die gibt es sonst nirgendwo, sagt Marten. Als Gastdozenten habe man bei der Gelegenheit auch die Las Vegas-Heimischen Steffi Graf und Andre Agassi, immer noch bei Adidas unter Vertrag, präsentiert.
Es geht darum, Synergien zu nutzen, von Erfahrungen zu profitieren. Verderben viele Köche den Brei? Groeneveld sagt nein. Und führt als Beispiel an, wie erfolgreich er mit Scott Byrnes, dem Fitnesscoach von Ana Ivanovic, und dem Management zusammenarbeitet. Byrnes kümmert sich um die Fitness und das Mentale bei der Serbin, Groeneveld um das große Ganze auf und neben dem Platz, für die Verträge und die finanzielle Seite ist der Schweizer Dan Holzmann zuständig.
Uns ist die traditionelle Rolle von Coach und Manager bei allen unseren Spielern bewusst. Mit unserer Initiative wollen wir nicht in die Effizienz und das Vertrauen bestehender Beziehungen eingreifen, erklärt Jim Latham, 47, Ex-General Motors-Manager und Chef des globalen Tennis-Marketings bei Adidas und so etwas wie der Koordinator der Aktion Share a coach.
Wir haben dieses Programm mit dem Geist und der Vision Adi Dasslers kreiert: den Athleten durch Teamwork zu helfen, ihr ganzes Können abzurufen, sagt Latham, der bereits Steffi Graf in ihrer aktiven Zeit betreute.
Besonders wichtig ist ihm eine Regel, die vertraglich gesichert ist: Tritt eine Adidas-Spielerin gegen eine andere an, darf es kein Coaching geben. Praktisch bedeutet das: Sven Groeneveld darf dann nicht auf der Tribüne sitzen. Als sich sein Schützling Ivanovic und Dinara Safina im Finale der French Open 2008 gegenüberstanden, musste der Holländer draußen bleiben, was ihn allerdings nicht störte. Es ist wie bei einem Verband. Der hat auch mehrere Spieler, und man coacht nicht gegen einen Spieler aus seinem Verband, sagt der Erfolgstrainer.
Die Nummer 1 heißt Ivanovic
Stress habe es unter den Spielerinnen bisher nicht gegeben, wenn es um das Coach-Sharing geht. Es gebe eine Prioritätenliste, und die werde respektiert. Weiter hinten stehen aufgrund der Ranglistenposition Spielerinnen wie Sabine Lisicki. Die Nummer 1 der Liste heißt Ana Ivanovic. Vor zwei Jahren begann Groeneveld mit der 20-Jährigen zu arbeiten. Nach den French Open 2008 war die Serbin die Nummer 1 der Welt ein riesiger Erfolg: für Ivanovic, ihre Entourage, das Team Adidas und den fliegenden Holländer. Andrej Antic
Vor zwei Jahren startete die Marke mit den drei Streifen ein spezielles Programm für ihre Vertragsspieler. Die Idee ist, jedem Adidas-Spieler die Möglichkeit zu geben, Träume zu verwirklichen und das volle Potenzial auszuschöpfen, sagt Jim Latham, Chef der globalen Tennisvermarktung bei Adidas. Dazu wurden verschiedene Experten engagiert für Training,Fitness, Ernährung, Karriereplanung. Cheftrainer ist der Holländer Sven Groeneveld, 43. In diesem Jahr wurde Gil Reyes, früher für die Fitness von Andre Agassi zuständig, verpflichtet. In seinen Camps werden ausgewählte Spieler geschult. Erweitert wird das Team Adidas um ehemalige Profis wie Stefan Edberg oder Martina Hingis, die in Workshops ihre Erfahrung weitergeben.
zapatillas air jordan 1 outlet | cheapest jordan 1 low colorways