Deutsches Herrentennis: Ziemlich down in Down Under
Es ist schon traurig: Bei Grand Slam-Turnieren geht es mittlerweile nur noch darum, wie schlecht die Bilanz der deutschen Herren im historischen Vergleich ist. Siege (wenige) und Niederlagen (verdammt viele) werden gezählt und ins Verhältnis zu den deutschen Startern gesetzt. Dann werden Chroniken durchwühlt, alte Turnierberichte gesichtet und im Internet nach früheren Ergebnissen gesucht. Und jedes Mal hofft man, dass die aktuelle Bilanz dann bitte doch nicht die schlechteste der letzten Jahre ist. Als deutscher Tennis-Berichterstatter ist man es nämlich leid, immer wieder neue Schreckensmeldungen über unsere besten Spieler verkünden zu müssen.
Aber es hilft nichts: Melbourne 2011 ist ein Tiefpunkt. Kein Deutscher steht in der dritten Runde. Es ist das schlechteste Ergebnis bei den Australian Open seit 2004. Auch damals schaffte es kein Deutscher in die dritte Runde. Es gibt jedoch einen erheblichen Unterschied: 2004 standen nur sechs Spieler aus Deutschland im Hauptfeld, 2011 waren es 14. Keine andere Nation war in Down Under stärker vertreten. Selbst die hochgelobten Spanier hatten nur 13 Teilnehmer (genauso wie Frankreich). Die USA schickten sogar nur acht Spieler in den Wettbewerb.
Viel Masse, keine Klasse
Durch die Masse der Spieler wird das deutsche Ergebnis aber nicht besser. Im Gegenteil: Angesichts der Spielerstärke ist die Bilanz 2011 noch verheerender als 2004. Selbst von 14 Spielern schaffte es keiner, zumindest zwei Matches hintereinander zu gewinnen. Das lässt sich ganz bestimmt nicht nur mit Pech in der Auslosung begründen.
Letztlich geht es eben um gute Ergebnisse und nicht darum, wie viele Starter eine Nation ins Rennen schickte. Die Klasse sorgt für Schlagzeilen nicht die Masse. Oder woran denkt man als deutscher Tennisfan beim Stichwort Australian Open 2003? Genau, an Rainer Schüttler. Er erreichte damals das Finale und schon waren die Australian Open 2003 ein Riesenturnier für das deutsche Tennis. Dass insgesamt nur fünf Deutsche 2003 im Hauptfeld standen, interessierte niemanden. Was zählt, sind Topresultate vor allem bei den Grand Slams. Diese sind von deutschen Profis aber nicht zu erwarten.
Teamchef Patrik Kühnen findet das sehr schade und sieht den Grund für das schlechte Abschneiden 2011 darin, dass kein deutscher Profi gesetzt wurde. 2004 ja, auch damals war Kühnen schon Davis Cup-Kapitän wählte er wesentlich drastischere Worte und sprach noch von einem rabenschwarzen Turnier.
Auch er hat sich mittlerweile damit abgefunden, dass keiner der deutschen Profis im Moment in der zweiten Woche eines Grand Slam-Turniers mitspielen kann.
Tim Böseler
men’s jordan release dates | cheapest air jordan 1 low