Indian Wells: Der Semi-Slam mitten in der Wüste
Der Highway 111 ist von Palmen umsäumt, obwohl er mitten durch die südkalifornische Wüste führt. Wie aus dem Nichts tauchen saftiggrüne Golfplätze am Straßenrand auf. Wo die Golfgrüns enden, schwanken bleiche Baumgerippe im Wind und dornige Sträucher bedecken den sandigen Boden. Ganz weit am Horizont ragen die Santa Rosa-Berge in den Himmel. Mit schneebedeckten Gipfeln. Dann biegt der Fahrer ab und steuert auf einen monströsen Beton-Komplex zu: Willkommen im Tennis Garden von Indian Wells.
3800 Einwohner, etliche Millionäre
Es ist eine unwirtliche Kulisse, die einen hier erwartet mitten im Nichts eigentlich. Indian Wells hat knapp 3800 Einwohner und die höchste Dichte an Millionären in den USA. Es ist eine künstlich geschaffene grüne Oase, hier im staubtrockenen Coachella Valley, drei Autostunden von Los Angeles entfernt. Früher war es der Playground of the Stars. In den 50er Jahren trafen sich hier Frank Sinatra, Bob Hope, Dwight Eisenhower und Elvis Presley. Künstler, Politiker und Schauspieler bauten damals in Indian Wells und Umgebung ihre Villen.
Jetzt heißen die Stars Roger Federer, Rafael Nadal, Andy Murray, Dinara Safina und Jelena Jankovic. Sie sind die Topfavoriten bei den so genannten BNP Paribas Open, wie das Turnier seit diesem Jahr offiziell bezeichnet wird. BNP Paribas, ein französischer Finanzdienstleister, der als Sponsor vom Davis und Fed Cup auftritt und mit einem auf Tennis ausgerichteten Marketingkonzept ausgestattet ist, unterschrieb Ende 2008 einen Vertrag über fünf Jahre als Titelsponsor von Indian Wells. Darin enthalten ist eine Option auf weitere fünf Jahre. „Wir sind hier seit 34 Jahren, und wir wollen hier auch noch in 68 Jahren sein“, kommentierte Turnierdirektor Steve Simon den Deal. Der Einstieg von BNP Paribas, so viel ist sicher, war überlebenswichtig für das fünftgrößte Tennisturnier auf dem Planeten. Noch vor wenigen Jahren stand das Turnier auf der Kippe.
Seit 2000 gibt es den grünen Tennis Garden in der Wüste. Mittendrin: Das mit 16.100 Plätzen zweitgrößte Tennisstadion der Welt. Nur das Arthur Ashe-Stadium in New York ist größer (23.000 Plätze). 77 Millionen Dollar kostete die Modernisierung der Anlage damals. Charly Pasarell, der Macher dieses Tenniswunders in der Wüste, weiß genau, dass diese Investitionen unbedingt nötig waren. Sonst wäre Indian Wells wohl schon längst von der Turnierkarte verschwunden.
Hilfe von Sampras, King und Evert
Als wir 1996 hier mit einem gemeinsamen Damen- und Herrenturnier anfingen, hatten wir einen großartigen Start, erinnert sich Pasarell. Aber die nächsten Jahre wurden ein finanzielles Desaster. Sponsoren sprangen ab, immer weniger Fans kamen, das Fernsehen klinkte sich aus. Der beste Deal wäre eigentlich der Verkauf des Turnier gewesen, gesteht Pasarell heute. Angebote aus China und dem mittleren Osten lagen vor.
Doch mit Hilfe des Vermarktungsriesen IMG und einem Konsortium privater Investoren, dem unter anderem auch die Ex-Profis Pete Sampras, Billy Jean King und Chris Evert angehören, wagte Pasarell zusammen mit Kompagnon Raymond Moore den Neuanfang in Indian Wells und wurde belohnt. Das Turnier hielt sich und ist nun dank BNP Paribas für die nähere Zukunft gesichert.
Heute sprechen die Veranstalter süffisant vom Semi Slam oder Near Slam. In Indian Wells sind jeweils 96 Damen und Herren am Start genauso wie beim Turnier in Miami. Nur die Felder der vier Grand Slam-Turniere sind größer. Letztes Jahr kamen 331.000 Fans in den Tennis Garden neuer Rekord. Abgesehen von den Grand Slam-Turnieren in Melbourne, Paris, London und New York überschritt Indian Wells schon 2007 als erstes Turnier die magische Marke von 300.000 Zuschauern. Das Turnier in Miami knackte diesen Wert bisher noch nicht. Dort liegt der Rekord bei 297.000 Fans (2008).
Dramatisches Wachstum
Turnierdirektor Steve Simon ist über die Entwicklung des Events in Indian Wells natürlich hoch erfreut. Wir sind dramatisch gewachsen, ohne dabei unsere eigentümliche Atmosphäre einzubüßen, sagt er. Wie sieht die aus, diese besondere Atmosphäre? Wir haben hier im März eine wunderbare Zeit. Wenn fast jeder andere in den Staaten mit Schnee zu kämpfen hat, holen wir die Sonnencreme heraus und lehnen uns zurück.
Der südkalifornische Lebensstil hier wird er an jeder Ecke deutlich. Die Menschen sind relaxed, regelrecht tiefenentspannt. Shorts und Basecap sind Pflicht. Es sind 30 Grad, die Sonne knallt, keine Wolke ist am Himmel zu sehen. Die Wärme ist trocken und gut zu verkraften. Langsam fliegen die Snowbirds ein, US-Amerikaner aus dem Norden, die ihrem Schmuddelwetter entfliehen wollen.
Turnierdirektor Simon rechnet für 2009 wieder mit 330.000 Fans. Das Wunder von Indian Wells mitten in der Wüste scheint sich zu fortzusetzen.
Tim BöselerNike Jordan Jumpman hoodie in grey – release dates & sneakers., Jordans – Yeezys, Urlfreeze News | nike blazer mid 77 indigo dc8246 100 release date