Ivan im Wunderland
Am Ende gab es von Coach Riccardo Piatti ein Küsschen auf die verbrannte Platte, zwei Umarmungen von Ehefrau Aida, schlappe 600 000 Dollar Preisgeld, eine gläserne Trophäe und einen Sprung zurück auf Platz 13 der Weltrangliste. Mit Ivan Ljubicic, 31, als Sieger von Indian Wells, dem sechstgrößten Turnier der Welt, hätte pardon kein Schwein gerechnet. Er selbst wohl auch nicht. Zwei Autostunden von Hollywood entfernt muss er sich gefühlt haben wie im Wunderland.
Ljubicics Titel in der Wüste war genauso bizarr wie die schneebedeckten Santa Rosa-Berge, auf die man vom Tennis Garden blickt. Denn Ljubicic, der Kroate mit der Glatze, galt als Auslaufmodell. Einer, der seine beste Zeit hinter sich hat. Auf Platz 76 war er letztes Jahr abgerutscht. 2005 und 2006 mischte er in der Weltelite mit, gewann den Davis Cup (2005). 2004 gewann er mit Freund und Doppelpartner Mario Ancic die Bronzemedaille bei den Olympischen Spielen in Athen. All das ist lange her.
Es ist eine Sensation, dass er ausgerechnet jetzt den größten Erfolg seiner Karriere feiert. Einen Masters 1000-Titel hatte Ljubicic zuvor noch nicht gewonnen. In Runde vier schlug er Novak Djokovic, im Halbfinale Rafael Nadal, im Finale Andy Roddick viel mehr geht nicht. Nach dem 3:6, 6:4, 7:6 (1)-Erfolg gegen Nadal sagte „Ljubo“, wie ihn alle nennen: „Das war der beste Tiebreak meines Lebens.“
Der Typ serviert fantastisch
Es gehörte mehr dazu, um am Ende als Champion dazustehen. Er sei die ganze Woche und in den entscheidenden Situationen entspannt gewesen, verrät Ljubicic sein Rezept. Finalgegner Roddick analysierte: „Ich bin einem Typen begegnet, der bei den Big Points fantastisch serviert hat.“ Womit er zweifelsohne recht hat. Im zweiten Satz des Finals war der Amerikaner eigentlich der bessere Mann. Wer weiß, was passiert wäre, wenn Ljubicic bei 4:4 seinen Aufschlag abgegeben hätte. Zwei Breakchancen hatte Roddick in diesem Spiel, das länger als zehn Minuten dauerte. Eine wehrte der Kroate mit einer Rückhand auf die Linie ab.
Roddick kassierte bei seiner 6:7,6:7-Niederlage nicht ein Break. Zu sagenhaften 72 Prozent landeten seine Aufschläge im gegnerischen Feld. Doch Ljubicic schlug mehr Asse (21, Roddick 12), gewann 87 Prozent der Punkte bei eigenem Aufschlag. Vor allem: Er servierte genau dann, wenn er es brauchte, am besten. Sein großes Ziel: Das ATP World Finale in London im November. „Vielleicht verletzt sich ja einer der Top acht, und ich rücke ins Feld“, sagte er grinsend. Seine Träume nach diesem Coup sind süß. Es ist nicht auszuschließen, dass es am Ende auch so kommt.
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