Nicolas Kiefer: In Toulon fehlte ein erfahrener Mann
Die 1:4-Niederlage gegen Frankreich war ein zu erwartendes Resultat. Die Franzosen spielen im Davis Cup in einer anderen Liga. Der Stellenwert bei den Spielern und auch im Land ist dort viel größer als bei uns. Und außerdem haben sie einfach die stärkeren Spieler. Zudem: Gilles Simon und Richard Gasquet waren nicht nominiert, verbrachten aber die ganze Woche mit dem Team und saßen bei den Spielen in der Box. Das ist gelebter Teamgeist. Das muss ihnen hoch angerechnet werden. Zumal sie diese Woche beim Turnier in Indian Wells antreten. Dort herrschen komplett andere Verhältnisse. Es wird draußen bei über 30 Grad gespielt. Dennoch nahmen sie eine Woche in der Halle in Kauf, um ihr Team zu unterstützen – Chapeau!
In der deutschen Mannschaft war der Teamgeist weniger offensichtlich. Ich hatte im Vorfeld der Begegnung das Gefühl, dass nur einer wirklich für den Davis Cup lebt: Teamchef Patrik Kühnen. Er musste einige Absagen möglicher Spieler bei der Nominierung hinnehmen. Ich kenne die Gründe für die Absagenflut nicht im Einzelnen, aber es scheint so, dass den meisten die persönliche Karriere wichtiger ist als der Davis Cup. In meinen Augen ist das ein Fehler. Wenn man als Profi selbst noch nicht soviel erreicht hat, sollte man die Chance, im Davis Cup für sein Land zum Einsatz zu kommen, immer nutzen. Das fördert dann auch die eigene Karriere!
Haas, Schüttler und ich können nicht ewig spielen
Mich macht es schon traurig, dass die nachrückende Generation dem Davis Cup nicht allzu viel Wertschätzung entgegenbringt. Tommy Haas, Rainer Schüttler und ich können nicht mehr ewig spielen. Jetzt sind die anderen, die Jüngeren dran. Dieser Umbruch dürfte eigentlich nicht so viele Probleme mit sich bringen. Das schadet dem deutschen Tennis. Ich wünsche mir, dass die Jungs wenigstens für die Relegation im September alles andere hinten anstellen. Denn ein Abstieg wäre das Schlimmste überhaupt. Ich weiß, wie sich das anfühlt: 2003 verloren wir gegen Weißrussland und landeten in der zweiten Liga. Das darf nicht noch einmal passieren. Aber vielleicht bin ich bis dahin wieder fit und kann mich dem Teamchef anbieten. Derzeit absolviere ich wieder volle Trainingsumfänge. Der Wiedereinstieg in die Tour ist also absehbar und meine Leistenverletzung überwunden.
Ich glaube, dass in Toulon ein erfahrener Mann im Team fehlte. Gerade beim Doppel hätte das helfen können. Michael Llodra und Julien Benneteau sind ein gutes Duo, keine Frage. Aber sie sind nicht unschlagbar. Der Knackpunkt für den Gesamtverlauf der Partie war das erste Einzel, das Gael Monfils gegen Philipp Kohlschreiber gewann. Ich fand nicht, dass Monfils über sich hinaus wuchs in diesem Match, wie oft zu hören war. Vielmehr hat er gezeigt, was der Davis Cup bedeutet: Ihn hatte das Davis Cup-Fieber gepackt und er hat sich in den Dienst seines Landes gestellt, holte den wichtigen Punkt und schon war Ruhe im Karton. Vorher musste er sich einiges an Kritik gefallen lassen. Sein Verhalten sei nicht mannschaftsdienlich, hieß es. Nach seinem Auftritt ist er nun ein gefeierter Spieler in seiner Heimat. Er hat sich ins Team integriert und alles für sein Land gegeben. Genau das hat uns Patrik Kühnen immer eingeimpft: Der Davis Cup kann auch keine absoluten Topstars zu großen Spielern formen. Das muss man sich als Spieler immer bewusst machen.
Nicolas Kiefer verfolgte für tennismagazin.de das Davis Cup-Wochenende vor dem Fernseher und im Internet.
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