Qinwen Zheng gewinnt Olympia Gold: 9 Fakten zu Chinas Tennis-Stolz
Das Damenturnier der Olympischen Spiele läuft mal wieder völlig anders, als es sich wohl die meisten im Vorfeld gedacht haben. Die Überraschungssiegerin heißt Qinwen Zheng. Hier erfahrt ihr mehr über Chinas aktuell beste Tennisspielerin.
Steckbrief: Qinwen Zheng
Qinwen Zheng wurde am 08. Oktober 2002 in der Stadt Shiyan, in der chinesischen Provinz Hubei, geboren. Ihre Eltern haben sie schon in frühen Tagen dazu ermutigt, mehrere Sportarten auszuüben. Mit sieben Jahren startete sie dann mit Tennis durch. Auch wenn ihre Eltern sie maßgeblich zu einer Karriere im Profisport motiviert und dabei unterstützt haben, entschied sie sich, alleine in eine Tennisakademie nach Wuhan zu gehen – knapp 400 Kilometer von zuhause entfernt. Für Zheng funktionierte es sehr gut, sich früh von ihrer Familie abzunabeln, auch wenn es für beide Seiten eine große Herausforderung war, das eigene Kind ziehen zu lassen. So konnte sich Zheng voll und ganz auf ihre Karriere konzentrieren. Nichtsdestotrotz unterstützten die Eltern ihre Tochter bedingungslos, wofür Zheng ihnen noch bis heute sehr dankbar ist: „Sie unterstützen mich und haben viel für meine Karriere aufgeopfert. Dafür bin ich unendlich dankbar“, sagt Zheng. „Ohne sie hätte ich das alles nicht geschafft. Sie habe viele wichtige Entscheidungen für mich getroffen.“
Gute Ergebnisse bei den Juniorinnen
Mit 14 Jahren startete sie 2016 auf der Juniorinnen-Tour der ITF. 2019 erreichte sie in der Nachwuchskonkurrenz der French und US Open jeweils das Halbfinale. Zur gleichen Zeit wurde sie in der Rangliste auf Position sechs geführt.
Start auf der WTA-Tour
Ab 2018 war Qinwen Zheng dann auch bei den Profis unterwegs. Zunächst spielte sie hauptsächlich bei Events der ITF und nahm hin und wieder an Qualifikationen für WTA-Turniere teil. Die erfolgreiche Qualifikation für ein Hauptfeld gelang ihr erstmals 2021 in Palermo. Ihr Erstrundenmatch gegen Liudmila Samsonova konnte sie direkt gewinnen. Beim 250er-Turnier in Melbourne erreichte sie 2022 erstmals ein Halbfinale. Im selben Jahr stieß die 21-Jährige außerdem zum ersten Mal in die Top 100 vor. Das Jahr beendete sie nach stabilen Leistungen auf Platz 25.
Durchbruch ab 2023
Ihren endgültigen Durchbruch hatte Qinwen Zheng dann 2023. Zwei Turniersiege konnte sie in dem Jahr verbuchen. Sowohl in Palermo als auch in Zhengzhou hatte ihr niemand etwas entgegenzusetzen. Bei den US Open schaffte es die Chinesin erstmals in ein Grand Slam-Viertelfinale. Den Triumph bei der WTA Elite Trophy verpasste sie Ende des Jahres nur knapp. Im Endspiel setzte es eine knappe Niederlage gegen Beatriz Haddad Maia. Die Elite Trophy ist hinter den WTA-Finals das zweitrangige Jahresabschlussevent, wo sich die Spielerinnen mit den Ranglistenpositionen neun bis 20 messen. In der Rangliste verbesserte sie sich 2023 bis auf Platz 15.
Australian Open-Finale und Top Ten
2024 legte die 21-Jährige dann richtig los. Zum Jahresbeginn erreichte sie das Finale der Australian Open. Als erste Chinesin seit Na Li hatte sie nun die Chance auf einen Grand Slam-Titel. Zhengs großes Vorbild und Inspiration hatte 2014 ebenfalls in Melbourne triumphiert. Zheng konnte es ihrer Landsfrau allerdings nicht gleichtun. Das Endspiel ging deutlich in zwei Sätzen an Aryna Sabalenka. Im Ranking war sie anschließend in den Top Ten zu finden (Rang sieben).
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Olympia-Gold
Bei den Olympischen Spielen in Paris trat sie zum ersten Mal an. Nach Siegen unter anderem über Arantxa Rus, Emma Navarro und Angelique Kerber prognostizierte man ihr im Halbfinale gegen Iga Swiatek das Aus. Doch Zheng überzeugte auf ganzer Linie und durchbrach die zuvor anhaltende Serie der Polin von 25 Siegen in Folge auf dem Stade Roland Garros. Im Finale war sie gegen Donna Vekic favorisiert und sorgte nun für den größten Erfolg in Chinas olympischer Tennisgeschichte.
Ending the top seed’s 25-match win streak in Paris to become the first Chinese tennis player in an Olympic final.
Zheng Qinwen, mesdames et messieurs 👏#Olympics | #Paris2024 | #Tennis pic.twitter.com/04cV3luAvr
— wta (@WTA) August 1, 2024
Pere Riba: Der Coach von Qinwen Zheng
Mit dem erst 36-jährigen Pere Riba hat die Chinesin einen vergleichsweise jungen Coach an ihrer Seite. Der Spanier war 15 Jahre selbst Profi und beendete erst 2020 seine aktive Karriere. Zwischen 2008 und 2014 gewann er sieben Titel auf der Challenger-Tour. Sein höchstes Ranking war Platz 65 im Jahr 2011. Insgesamt vier Mal erreichte er die zweite Runde bei Major-Turnieren. Bis Ende 2023 war Riba Coach von US-Star Coco Gauff. Aus „familiären Gründen persönlicher Natur“ seitens des Spaniers beendeten die beiden dann ihre Zusammenarbeit für einige Zeit.
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Chinesisches Trio Wang, Zheng & Wang
Qinwen Zheng gehört zu einem Trio aus gleichaltrigen weiblichen chinesischen Profis, die sich allesamt ihren Weg in die Weltspitze bahnen. Zheng ist mit 21 Jahren die jüngste von ihnen. Xinyu Wang ist 22 Jahre alt und steht aktuell auf Rang 36. In 2023 und 2024 erreichte sie insgesamt drei Halbfinals (zweimal Thailand, einmal Japan) auf der Tour. Die älteste ist mit 23 Jahren Xiyu Wang. Sie konnte 2023 das 250er-Turnier in Guangzhou gewinnen und rangiert aktuell auf Platz 52 der Welt. Generell gehört Qinwen Zheng zu einer starken neuen Ära im chinesischen Tennis. Sechs Spielerinnen aus dem ostasiatischen Staat stehen momentan in den Top 100 der Welt. Nur zwei von ihnen (Lin Zhu und Yafan Wang) sind bereits 30 Jahre alt.
Zu schüchtern für ein Foto mit Rafael Nadal
2022 war Zheng gerade im Aufschwung. In Melbourne sah sie einem ihrer Idole, Rafael Nadal, beim Training zu. Ihn nach einem Foto zu fragen, traute sie sich damals nicht. Sie wollte warten, bis sich ihr eigenes Ranking verbessert habe. „Ich habe ein Training von ihm gesehen und Wow, er ist fantastisch. Ich hatte nicht den Mut in nach einem Foto zu Fragen und ich wollte ihn nicht stören. Wenn ich besser werden will ich unbedingt ein Foto und ein Autogramm,“, sagte Zheng zu der Zeit. Mittlerweile muss sie sich wegen ihres Rankings definitiv nicht mehr zurückhalten. Auch ihre Erfolge sprechen für sich.