Sabine Lisicki: Auf den Spuren von Steffi Graf
Man weiß nicht, wo diese Reise endet. Schlägt sie im Halbfinale Maria Sharapova? Gewinnt sie sogar das Finale? Als erste seit Steffi Graf vor einer Ewigkeit? In Hollywood würde es so ausgehen. Eine Spielerin, die nach einer Verletzung nicht mehr in Schwung zu kommen scheint. Die auf Platz 218 der Weltrangliste abrutscht. Die abgeschrieben wird. Die sich aber wieder nach oben kämpft. Nach ganz oben? Gilles Reyes, der Fitnessguru von Andre Agassi, sagte schon vor drei Jahren: Sabine Lisicki wird einmal die Nummer eins sein.
So weit ist es längst noch nicht. Aktuelle Position 62, mit einer Wildcard im Wimbledon-Jubiläumsjahr am Start (125 Jahre). Aber gefühlt ist Lisicki eine Top Ten-Spielerin. Wer sie auf dem Platz erlebt, kann es kaum fassen: den Aufschlag, den sie mit knapp 200 km/h übers Netz drischt. Die knallharten Grundschläge. Der Siegeswille. Vor allem den Erfolg: Halbfinale. Das gab es seit 1999 nicht mehr. Damals kam Steffi Graf ins Finale. Überhaupt hat keine deutsche Spielerin seit Graf das Halbfinale eines Grand Slam-Turniers erreicht.
Dazu kommt diese Dramaturgie. Dienstag, 13:25 Uhr London Zeit. Achtelfinale gegen Marion Bartoli. Das Glasdach ist zu. Draußen schüttet es wie aus Eimern. Es blitzt und donnert. Eine Atmosphäre wie in einer Kurzgeschichte von Edgar Allan Poe. Und Lisicki? Völlig unbeeindruckt. Im ersten Spiel nimmt sie ihrer Gegnerin den Aufschlag zu null ab.
Aaaahs und Oooohs begleiten ihre Schläge, vor allem die Stopps, die sie immer wieder einstreut Diese Taktik habe ich mir selbst überlegt. Ich habe ja schon oft gegen sie gespielt, erzählt Lisicki später. Bei 5:3 hat sie ihren ersten Satzball. Und dann noch einen. Aber sie vergibt die Chancen. Bei 5:4 und eigenem Aufschlag folgen zwei weitere. Den dritten Satzball verwandelt sie.
„Ich bin immer noch fassungslos“
Im zweiten Satz gelingt ihr das Break zum 5:4. Bei eigenem Aufschlag kann sie das Match beenden. Es folgt ein völlig verrücktes Spiel. Drei Matchbälle vergibt Lisicki. Einer davon, ein Stoppversuch, bleibt an der Netzkante hängen. Es ist zum Verrücktwerden. Kann sie das wegstecken? Nicht irgendwo, sondern auf dem Centre Court von Wimbledon? Lisicki verliert den Tiebreak, schafft keinen einzigen Punkt bei eigenem Aufschlag. Der Anfang vom Ende?
Es wäre die logische Folge gewesen. Das Momentum, wie es so schön heißt, spielt jetzt für Bartoli. Doch die Französin ist völlig platt. Von den vielen Matches der letzten Tage und Wochen. Aber auch von den Stoppbällen, mit denen sie Lisicki immer wieder nach vorne gelockt hat. Später gibt Bartoli zu Protokoll: Mein ganzer Körper konnte nicht mehr. Andererseits: Bei jedem normalen Tennisspieler hätten sich die vergebenen Matchbälle wie Giftpfeile in die Psyche gebohrt.
Nicht so bei Lisicki. Schnell führt sie 3:0. Ihr Aufschlag: stark. Ihr Grundlinienspiel: ruhig und solide. Die wütenden Angriffe Bartolis wehrt sie cool ab. Bei 5:1 verwandelt sie ihren vierten Matchball zum 6:4, 6:7, 6:1 nach 2:21 Stunden Spiel, Satz, Match. Und Freude ohne Ende. Ich bin immer noch ein bisschen fassungslos, sagt sie später. Da steht sie nicht alleine. Im Halbfinale trifft sie am Donnerstag auf Maria Sharapova. Es dürfte ähnlich dramatisch werden.
Andrej Antic aus Wimbledon
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