Spanischer Triumph und deutsche Querelen
Die Atmosphäre im AWD-Dome von Bremen erinnerte an Davis Cup-Begegnungen vergangener Tage: etwa 300 spanische Fans, die mit Trompeten, unzähligen rot-gelben Fahnen und Fangesängen fast schon eine fußballähnliche Stimmung erzeugten und zahlreiche deutsche Anhänger, die ihr Team am liebsten zum Sensationssieg geschrieen hätten. Auf der Tribüne waren die Spanier im wahrsten Sinne des Wortes tonangebend, der Unterschied auf dem Platz war leider noch größer.
Dennoch:Das sportliche Fazit fällt aus deutscher Sicht trotz der klaren 1:4 Niederlage nicht nur negativ aus. Rückkehrer Nicolas Kiefer konnte im Eröffnungseinzel am Freitag zumindest einen Satz lang mit dem Weltranglistenzweiten, Rafael Nadal, mithalten. Nach dem er den ersten Satz knapp im Tiebreak verlor, war das Match jedoch entschieden Kiefer gewann bis zum Ende der Partie nur noch drei Spiele und wurde vom Spanier phasenweise vorgeführt. Trotz allem: Die deutsche Nummer zwei überzeugte mit Kampfgeist und wirkte zu jeder Zeit motiviert. Nadal spielte zu stark für den 30-jährigen, der trotz der Niederlage ein positives Fazit zog: Es war ein geiles Gefühl und hat unheimlich viel Spaß gemacht. Ich habe um jeden Ball gekämpft und alles aus mir herausgeholt, sagte Kiwi.
Teamkamerad Philipp Kohlschreiber erging es in seinem Einzel am Freitagabend gegen Spaniens Nummer zwei, David Ferrer, (immerhin Nummer fünf der Welt) nicht viel besser: Er konnte zwar im Gegensatz zu Kiefer den Tiebreak des ersten Satzes für sich entscheiden, war aber in den Sätzen zwei, drei und vier chancenlos gegen einen Ferrer, der zu druckvoll und sicher für den Deutschen spielte. Man wollte den Stier bei den Hörnern packen so das Motto der Begegnung wurde aber stattdessen bereits am ersten Tag auf dieselben genommen. Umso positiver zu bewerten ist die Leistung des deutschen Doppels, das gegen das Linkshänderduo Feliciano Lopez/Fernando Verdasco fast fünf Stunden lang kämpfte. Vielleicht lag es am Ende an der mangelnden Erfahrung, denn Chancen zumSieg hatten Kohlschreiber und Philipp Petzschner genügend. Wer weiß, was passiert wäre, hätten sie einen ihrer vier Breakbälle im letzten Satz genutzt? Stattdessen blieb ihnen nach dem 10:12 im fünften Satz nur der Trost, mit 4:45 Stunden das längste Davis Cup-Doppel der Geschichte bestritten zu haben.
Ein Maulwurf im Team
Die Begegnung war damit entschieden und der Sonntag wurde aus sportlicher Sicht zur Nebensache. Im Duell der Ersatzspieler verlor Michael Berrer nur knapp gegen Fernando Verdasco, Nicolas Kiefer holte noch den Ehrenpunkt für Deutschland.
Die sportliche Niederlage war zu verschmerzen, die Querelen im Team, die später ans Licht traten, könnten noch eine Weile für Diskussionen sorgen.
Im Fokus:die deutsche Nummer 1 Philipp Kohlschreiber und der verletzte Doppelspieler Alexander Waske. Das Problem:Waske hatte angeblich Interna über Kohlschreiber ausgeplaudert, die nicht für die Öffentlichkeit bestimmt waren. Nach der Erstrundenpartie gegen Südkorea forderte Kohli eine bessere Bezahlung für die Spieler, die häufiger zum Einsatz kommen. Auch wenn klar war, dass er sich selbst damit meinte, ist der Gedanke durchaus nachvollziehbar. In einem Interview sprach er dann davon, dass man als Tennisspieler ein Egoist sein müsste eine unglückliche Formulierung, die von den Medien dankend angenommen und entsprechend verbreitet wurde.
Kohli, so entstand der Eindruck, schien sich im Rahmen des Davis Cup-Viertelfinals vom Team abzugrenzen. Er nahm nicht an gemeinsamen Spielabenden teil, reiste verspätet an und brachte seinen Coach Michael Geserer mit ein Verhalten, das im deutschen Team nach wie vor unüblich ist, von anderen Nationen aber so praktiziert wird. Nach dem all das publik wurde, vermutete Kohlschreiber eine undichte Stelle in der eigenen Mannschaft, einen Maulwurf: Wir haben da eine Lücke, diese Person sollte man sich zur Brust nehmen, äußerte er sich in der Bild-Zeitung und meinte Alexander Waske. Dieser arbeitete als Experte für das DSF und verriet im Interview, Kohlschreiber sei in der Nacht nach seinem Einzel überraschend ins Krankenhaus gebracht worden. Eine Meldung, die nicht an die Öffentlichkeit geraten sollte. Waske dementierte zwar sämtliche Vorwürfe:Ich bin nicht der Maulwurf, durfte aber ab Samstag nicht mehr in der deutschen Box sitzen, weil es Kohlschreiber angeblich nicht passte. Er ging sogar noch einen Schritt weiter:Kohlschreiber verlangte, bei Interviews nicht mit Waske im Bild zu sehen zu sein.
Nach Außen wirkte das Team stets harmonisch und homogen hinter den Kulissen bröckelte der zuletzt so hoch gelobte deutsche Teamgeist. Patrik Kühnen tat die Probleme als Blödsinn und konstruiert ab und konzentrierte sich bei seiner Analyse des Wochenendes auf das Sportliche: Die Spanier waren zu stark für uns, das müssen wir anerkennen. Ich weiß aber, dass die Jungs alles gegeben haben, es hat halt nicht gereicht, lautete das Fazit des Teamchefs. Es wäre ratsam, dass sich alle Beteiligten nach diesem Wochenende an einen Tisch setzen und die Probleme aus der Welt räumen.
Felix Grewe
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