Stefanos Tsitsipas: Fünf Gründe, warum der Grieche plötzlich wieder da ist
Stefanos Tsitsipas setzte sich beim Masters in Monte Carlo zum dritten Mal die Krone auf. Seine aktuelle Form deutete nicht unbedingt auf diesen Erfolg hin. Warum trumpfte er also gerade im Fürstentum erneut auf? Eine tennis MAGAZIN-Analyse.
1) Zuhause spielt es sich am besten
Ein Grund für den erneuten Erfolg ist sicherlich, dass sich Tsitsipas besonders auf auf der Asche des Monte Carlo Country Club wohl fühlt. Der 25-jährige wohnt seit einigen Jahren im Fürstentum. Dementsprechend findet das erste Sandplatz-Masters der Saison direkt vor seiner Haustür statt. Kein Reisestress, nicht im Hotel schlafen und was sonst noch mit Turnierreisen einhergeht. Morgens aus dem eigenen Bett im eigenen Haus aufstehen und sich ganz entspannt auf den Weg zum Country Club machen. Und klar: Wer das Turnier zuvor schon zweimal gewonnen hat (2021 und 2022), der weiß natürlich, was einen erwartet. Auch das trägt dazu bei, dass sich der Wohlfühlfaktor erhöht. So dürfte der Grieche mit einer ordentlichen Portion Selbstvertrauen in die Woche gestartet sein.
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2) Tsitsipas: Sand ist sein Lieblingsbelag
Seit er ab 2018 die ATP-Tour komplett spielt, ließ sich bei Stefanos Tsitsipas schnell erkennen, dass Sand sein präferierter Belag ist. Besonders sein Spielstil, um den es später noch geht, harmoniert wunderbar mit der roten Asche. Bei den French Open und in Madrid stand er je einmal im Halbfinale und Finale. In Rom waren es bisher zwei Halbfinals und ein Finale. Beim 500er-Event in Barcelona stand er sogar dreimal im Finale.
„So eine Woche habe ich wirklich gebraucht“, sagte der Grieche nach seinem Triumph. „Die letzten Monate waren nicht leicht und ich habe nicht erwartet den Titel zu gewinnen. Das ich es geschafft habe, freut mich deshalb umso mehr.“
Zwar blieb ihm bei diesen Turnieren bisher ein Titel verwehrt, in Monte Carlo gewann er aber nun zum dritten Mal. Auf seine Karriere bezogen, gewinnt der Grieche 75 Prozent seiner Spiele auf Sand. Das sind 15 Prozent mehr als auf Rasen und 10 Prozent mehr als auf Hartplatz. Zum Vergleich: Roger Federer kommt in seiner glorreichen Karriere ebenfalls auf 75 Prozent gewonnener Spiele auf Asche.
3) Verteidigung ist der beste Angriff
Ein wichtiger Aspekt auf Sandplätzen ist die Verteidigung. Da der Belag langsamer ist als Hart- und Rasenplätze, sind auch die Ballwechsel entsprechend länger. Auch das Rutschen ermöglicht es, deutlich mehr Bälle zurückzuspielen. In den defensiven Statistiken steht Tsitsipas in der Woche von Monte Carlo ganz oben. So gewann er beispielsweise über 43 Prozent aller Punkte, bei denen er im Laufe der Rallye defensiv agieren musste. Der Durchschnitt auf der Tour liegt mit 34 knapp 10 Prozentpunkte unter dem Wert des Griechen. Die Courts im Fürtentum gelten als eine der langsamsten auf der Tour, was einem in der Defensive, aber auch in Offensivsituationen deutlich mehr Handlungsspielraum gibt.
4) Stefanos Tsitsipas: Strauchelnde Rückhand als Stärke?
Schaut man sich die aktuelle Weltrangliste einmal an, so finden sich nur noch eine Handvoll Spieler, die mit einer einhändigen Rückhand agieren. Der French Open-Finalist von 2021 ist einer von ihnen. Allerdings würden wohl die wenigsten seine Rückhand als Stärke bezeichnen. Gerade im Vergleich mit anderen Einhändern wie Stan Wawrinka oder Grigor Dimitrov hinkt die des Griechen in einigen Aspekten hinterher. Oftmals hat sie schlichtweg zu wenig Power, gerät zu kurz, es treten erstaunlich häufig Rahmentreffer auf und auch der Slice ist nicht unbedingt ein Paradeschlag.
All diese Schwierigkeiten zeigen sich aber hauptsächlich auf Hart- und Rasenplätzen. Diese sind schneller und lassen ihm weniger Zeit für die Vorbereitung seiner Rückhandschläge, was sie weniger gefährlich macht. Eine Schwäche, welche viele seiner Gegner mittlerweile erkannt haben und deshalb gezielt die Rückhand von Tsitsipas anspielen. Auf Sand sieht das allerdings etwas anders aus. Da die Bälle dort langsamer sind, hat er etwas mehr Zeit seine Rückhand vorzubereiten und diese so mit deutlich mehr Power und Präzision zu schlagen. So schafft er es nicht nur mit der Vorhand seine Gegner weit hinter die Grundlinie zu drücken. Selbst einem Jannik Sinner, welcher im ganzen Jahr erst ein Match verloren hatte, waren Schwierigkeiten mit den extremen Rückhandtopspin-Bällen des Griechen anzumerken.
Auch sein Finalgegner Casper Ruud erkannte die stabile Rückhand seines Gegners nach dem Match an: „Ich glaube wir beide bevorzugen die Vorhand. Aber heute hat Stefanos auch sehr stark und konstant auf der Rückhand gespielt. Da konnte ich keine Lücke finden.“
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5) Tsitsipas: Vorhand ist seine größte Stärke
Ohne Zweifel ist die Vorhand die größte Stärke des nun dreimaligen Monte Carlo-Champions. Mit ihr diktiert er das Spiel, drängt seine Gegner in die Defensive und bereitet häufig Netzangriffe vor. Genauso in der Woche von Monte Carlo. Hier erzielte er einen Qualitätswert von 8,8 Punkten (Höchstwert: 10,0) auf der Vorhand. Der Wert errechnet sich aus Geschwindigkeit, Spin und Tiefe. Er spielte sie mit über 3100 „revolutions per minute“ (rpm), also Umdrehungen pro Minute. Knapp 300 rpm mehr als der Durchschnitt auf der Tour. Auch in Sachen Geschwindigkeit ist Tsitsipas mit 123 km/h rund drei Kilometer pro Stunde schneller als der Durchschnitt. Mehr Vorhandwinner schlug er ebenfalls. Während es im letzten Jahr noch rund acht pro Spiel waren, schlug er bei seinem Monte Carlo-Triumph durchschnittlich zwölf pro Match.
Rückkehr zu alter Form auf Sand
Mit seinem dritten Titel im Fürstentum meldet sich Tsitsipas eindrucksvoll auf der Tour zurück. Nach zuletzt mageren Leistungen hat der Grieche, pünktlich zum Start der Sandplatzsaison, zu seiner Form zurückgefunden. Dort, wo er in den vergangenen Jahren seine k0nstantesten Lesitungen abrufen konnte, scheint er auch in dieser Saison wieder ein heißer Kandidat auf die großen Titel zu sein.
Auch in die Top 10 der Welt kehrt er wieder zurück, nachdem er dort zu Beginn des Jahres erstmals seit 2019 herausgefallen war. Um dort zu verbleiben, wird er seine Leistungen aus Monte Carlo auch bei den kommenden Turnieren abrufen wollen. Angefangen beim 500er-Event in Barcelona diese Woche.