Tatort Tennisplatz: Vater verprügelt Gegnerin seiner Tochter
Es gibt viele Tennisväter, die keinen besonders guten Ruf genießen. Damir Dokic etwa, Vater von Jelena Dokic, der einmal damit gedroht hatte, Sydney mit einer Atombombe anzugreifen. Das sei eine angemessene Reaktion darauf, dass die australischen Behörden seiner Tochter, einer gebürtigen Serbin, den Wechsel ihrer Nationalität ermöglichten. Oder Jim Pierce, Vater von Mary Pierce, der nach etlichen, zum Teil gewalttätigen Eskapaden mit einem weltweiten Besuchsverbot bei Damenturnieren bestraft wurde. Richtig kriminell waren die Machenschaften des Franzosen Christophe Faviau, der 2006 zu acht Jahren Haft verurteilt worden war, weil er systematisch die gegnerischen Getränkeflaschen seiner beiden Tennis spielenden Kinder Maxime und Valentine mit Betäubungsmitteln manipulierte.
Ein irrlichternder Tennisvater in Versmold
Nun erschüttert ein neuer Fall eines irrlichternden Tennisvaters die Szene. Ort des Geschehens ist das beschauliche Versmold in Ostwestfalen. Dort findet in dieser Woche ein ITF-Damenturnier um insgesamt 25.000 Dollar Preisgeld statt. Vergangenen Montag trafen in der dritten Qualifikationsrunde Danielle Harmsen (Niederlande/WTA 537) und Karen Barbat (Dänemark/WTA 612) aufeinander. Unter den Zuschauern befand sich auch Elise Tamaela (Niederlande/WTA 316), die ihre Landsfrau Harmsen lautstark unterstützte. Dem Vater und Betreuer der Gegnerin, Mihai Barbat, gefiel die Anfeuerung von der Tribüne nicht. Er begann, Tamaela zu bepöbeln, die vor vier Jahren auf Platz 129 im Ranking stand, dann aber wegen Verletzungen zurückfiel. Die Beschimpfungen wurden immer heftiger, bis Tamaela schließlich auf Barbat zuging und ihn zur Rede stellen wollte. Doch der gebürtige Rumäne schlug sofort auf die Niederländerin ein und fügte ihr dabei eine Gehirnerschütterung zu.
Nach dem Zwischenfall wurde das Match zwischen Harmsen und Barbat Mitte des ersten Satzes vom Oberschiedsrichter abgebrochen. Barbat wurde disqualifiziert und verließ mit ihrem Vater die Versmolder Tennisanlage. Tamaela musste ins Krankenhaus eingeliefert werden. Da sie Anzeige gegen den prügelnden Tennisvater erstattete, wird Barbat von der Polizei gesucht.
Turnierdirektor Mark Kuchenbecker wollte die Geschehnisse nicht weiter kommentieren. Es soll, soviel verriet er immerhin, Elise Tamaela aber besser gehen und sie konnte das Krankenhaus wieder verlassen. Kuchenbecker bestätigte, dass der Fall an den Internationalen Tennis-Verband (ITF) gemeldet wurde. Es ist damit zu rechnen, dass gegen den Vater eine lebenslange Sperre ausgesprochen wird. Mittlerweile hat Tamaela einem niederländischen Radiosender ein Interview gegeben. Sie wäre noch immer geschockt, sagte sie in dem Gespräch. Außerdem hätte sie Kopfschmerzen und ein geschwollenes Auge. Sie glaubt, dass der Übeltäter auf direktem Weg nach Dänemark geflüchtet sei. Und dort, so Tamaela, hätte die Polizei nichts gegen ihn in der Hand.
Fünf Minuten ohne Bewusstsein
Den tätlichen Übergriff hatte die deutsche Spielerin Scarlett Werner über Facebook publik gemacht. Werner war ebenfalls unter den Zuschauern der abgebrochenen Partie und wollte mit der verletzten Elise Tamaela eigentlich in der Versmolder Doppelkonkurrenz starten. Unglaublich, der Vater einer Spielerin hat meine Doppelpartnerin verprügelt. Sie ist jetzt im Krankenhaus, postete Werner. Mittlerweile hat sie den Eintrag gelöscht. Sander Tamaela, Bruder der angegriffenen Profispielerin, schilderte wenig später den Tathergang in einem Online-Forum für Tennisfans. Er schrieb, dass seine Schwester sogar fünf Minuten das Bewusstsein verloren haben soll, nachdem Mihai Barbat seinen Ellenbogen gegen die Schläfe von Elise gerammt hatte.
Der gewaltbereite Däne ist kein Unbekannter in der Tennisszene. Im August 2010 soll er beim Turnier in Kopenhagen unter Alkoholeinfluss randaliert haben, nachdem es zu Auseinandersetzungen mit Vertretern des dänischen Tennisverbandes gekommen war. Angeblich hatte er sich beschwert, dass seine Tochter, hinter Caroline Wozniacki Dänemarks zweitbeste Tennisspielerin, keine Wildcard für das Hauptfeld bekommen hatte. Später mussten ihn Sicherheitskräfte daran hindern, volltrunken mit dem Auto wegzufahren.
In der kommenden Woche hat Karen Barbat für ein ITF-Damenturnier in Ratingen gemeldet. Es ist kaum anzunehmen, dass sie dort mit ihrem Vater erscheinen wird. Dieser Mann ist ein Risiko für alle Menschen, die sich ein seiner Nähe aufhalten, schrieb Sander Tamaela in seinem Forumseintrag.
Tim Böseler
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