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Tennis im Deutschen Fernsehen

Für viele war es das beste Match des vergangenen Jahres: Rafael Nadal gegen Roger Federer im Finale des ATP Masters Series-Turniers von Rom. Schade nur, dass deutsche Tennisfans davon nichts mitbekamen. Denn aus Rom wurde kein einziger Ballwechsel in deutsche Wohnzimmer gesendet – genauso wenig wie von allen anderen Turnieren dieser Serie, inklusive des ATP Master-Cups in Shanghai. Seit der Bezahlsender Premiere Ende 2004 seinen Vertrag mit dem Rechteinhaber TPL nicht verlängerte, verschwand die Masters Series von deutschen Bildschirmen – ein TV-Blackout, den wir 2007 zum dritten Mal hintereinander erleben werden. „Es ist traurig, dass keines dieser Turniere in Deutschland zu sehen ist, aber deutsche TV-Sender haben einfach keine Lust auf die Masters Series“, behauptet der Hamburger Turnierdirektor Walter Knapper, dessen Event selbst zu dieser Serie gehört. Jedes Jahr kann sich Knapper um neue TV-Partner bemühen – ein leidiger Verhandlungsmarathon. Immerhin: Hamburg läuft im deutschen TV. Dieses Jahr im DSF.

„Sinnlos ohne Deutsche“

Tennis ist im deutschen Fernsehen kein Selbstgänger mehr. Es ist ein Wirrwarr aus unterschiedlichen Interessen, Verträgen, Übertragungsrechten und Quoten geworden, dem sich auch die öffentlich-rechtlichen Sender nicht entziehen können. Die ARD zeigt eigentlich gar kein Tennis mehr. „Bei uns ist das Interesse am Tennis erlahmt“, sagt Reporterlegende Volker Kottkamp, der jahrzehntelang für die ARD Tennisübertragungen aus aller Welt kommentierte. „Es kam zu wenig vom Sport zurück“, erklärt er. Im Klartext: Die ARD wurde tennismüde. Nach Ansicht von Kottkamp tragen dafür auch die deutschen Spieler eine Mitschuld, weil richtig gute Ergebnisse von ihnen ausblieben. „Ohne deutsche Helden sind Übertragungen für uns sinnlos.“ Als Tommy Haas Anfang des Jahres das Halbfinale in Melbourne erreichte, klinkte sich die ARD kurzfristig ein. 630000 Fans schauten zu, Marktanteil: 12,7 Prozent. Gute Werte. „Aber eher die Ausnahme“, sagt Kottkamp. Was half, war die feste übertragungszeit morgens ab 9.30 Uhr. Die ARD kann sehr kostengünstig solche Matches übertragen. Durch einen alten Vertrag mit der European Broadcasting Union müssen nur die Leitungsgebühren bezahlt werden, der Reporter sitzt im deutschen Studio, keine eigenen Kameras sind vor Ort. „Heute ist es günstiger für uns als früher“, vergleicht Kottkamp. Dennoch wird die ARD zukünftig nicht mehr Tennis zeigen.
Im Gegensatz zu Nischensendern wie dem Deutschen Sportfernsehen (DSF) oder Eurosport. Vor allem Eurosport sieht sich als Tennissender schlechthin. „Tennis 2007: über 1650 Stunden, davon 1100 Stunden live“ heißt es auf einem Werbeflyer des Senders – wobei viele Stunden auf dem digitalen Kabelsender Eurosport 2 laufen, der mit einem kostenlosen Receiver für eine monatliche Gebühr von 4,90 Euro in den meisten Bundesländern über Kabel Deutschland zu empfangen ist. „Durch Eurosport hat man ein Tennisangebot wie niemals zuvor. Wir liefern eine Grundversorgung – das müssen auch die Sponsoren anerkennen“, fordert Werner Starz, Eurosport-Pressesprecher. Dass Tennis in die Spartensender abgewandert ist, sehen viele Geldgeber nicht gerne. Sie vermuten eine zu geringe Reichweite, durch die der Werbeeffekt verpufft. „Diese Einschätzung ist nicht mehr zeitgemäß. Man braucht eine tägliche Abdeckung – und nicht zehnsekündige Berichte in der Tagesschau“, widerspricht Starz. Für 2006 hat der Sender in ganz Europa die so genannten Tennis-Netto-Zuschauer ermittelt: Jeder, der Tennis guckt, wird dabei nur einmal gezählt – und nicht jedes Mal, wenn er bei einem Turnier zusieht. Ergebnis: Die WTA-Tour verfolgten 76 Millionen Fans, die drei Grand Slam-Turniere, die Eurosport zeigt, 59 Millionen. „Das Potenzial ist da. Tennis funktioniert als TV-Sportart ideal“, folgert Starz daraus. Eurosport hat normalerweise einen Marktanteil von einem Prozent. Durch Tennis-Liveübertragungen wird dieser im Idealfall verzehnfacht. Wie bei den Australian Open 2007, als das Viertelfinale zwischen Haas und Davydenko in der Spitze 437000 Fans erreichte – Marktanteil: 9,3 Prozent. Oft wird Tennis bei Eurosport aber auch als billiger Programmfüller genutzt – besonders an Nachmittagen während der Woche.

Private Grundversorgung

Es ist paradox: öffentlich-rechtliche Sender schieben schlechte Quoten vor, um Tennis aus ihrem Programm zu streichen; Sportsender freuen sich über tolle Marktanteile und sprechen von „Grundversorgung“: Was früher ARD, ZDF und die Dritten leisteten (und heute eigentlich leisten sollten), nehmen plötzlich die Privaten für sich in Anspruch. Selbst das DSF war mit 520000 Zuschauern (Quote: 2,6 Prozent) am Sonntag der Davis Cup-übertragung aus Krefeld zufrieden. „Wir hatten starke Konkurrenz: die Biathlon-WM und die alpine Ski-WM. Insofern sind die Zahlen okay“, teilte der Sender aus München mit. Aber das DSF überträgt Tennis nicht aus purer Barmherzigkeit, es will damit etwas verdienen. „Elf Stunden Tennis beim DSF kosten 150000 Euro – plus 70000 Euro Produktionskosten „, verrät ein deutscher Turnierdirektor, der nicht genannt werden will. Früher verdienten die Turniere durch den Verkauf der TV-Rechte gutes Geld, heute müssen sie für ihre Fernsehpräsenz bezahlen. Auch die übertragung aus Hamburg durch das DSF ist nur möglich, weil mit König Pilsener ein „Presenting Sponsor“ gefunden wurde, der für Werbespots in Endlosschleifen während der Pausen zahlt.
Den Fans können solche Hintergründe egal sein. Für sie zählt vor allem, dass Tennis im TV gezeigt wird. Und wenn man genau hinsieht, ist die Situation in Deutschland nicht schlecht (s. Tabelle, S. 18). Nur: Herrentennis sieht man im deutschen Fernsehen vergleichsweise selten. Ende der 90er Jahre war das anders: Damals zeigte Eurosport fast wöchentlich Turniere von der ATP-Tour. „Danach wollten die Vermarktungspartner der ATP deutliche Preiserhöhungen durchboxen“, erinnert sich Eurosport-Mann Starz. Das machte der Sender nicht mit und setzte verstärkt auf das günstigere Damentennis – ein Glücksgriff. Denn die WTA-Tour war zuletzt angesagter als der Herren-Circuit. Jetzt ändert sich das Verhältnis aber langsam. „Wir stellen in allen Ländern Europas eine beträchtliche Steigerung des Interesses fest – außer in Deutschland“, sagt Steve Plasto von der TPL (s. Interview), die die TV-Rechte der Masters-Series vermarktet.
Die Chancen, dass diese Turnierserie bald im deutschen Fernsehen landen wird, sind gering. Wenn überhaupt, dann im Pay-TV. Die TPL bestätigt Verhandlungen mit dem Bezahlsender Arena, ihr Ausgang ist offen. „Mangelnde Planbarkeit und ein fehlender deutscher Held“ machen eine mögliche übertragung schwer, heißt es bei Arena. Das klingt so, als ob der TV-Blackout in den nächsten Jahren anhalten wird – leider.

Die Alternative: Internet-TV

Die Website www.atpmastersseries.tv überträgt Matches der Masters Series-Turniere live per Video-Stream. Um die Spiele sehen zu können, müssen Sie entweder einen Ganzjahres-Zugang (54,95 Euro), einen „Tournament-Pass“ (11,95 Euro für ein Turnier) oder einen Tagespass (5,95 Euro) erwerben. Voraussetzung: Sie brauchen einen Computer mit schnellem Internetanschluss. Damit können Sie sich auch Interviews und Hintergrundberichte anschauen. Ein Tipp: Ab und zu bietet die Seite kostenlose Probe-Zugänge an – vorbeisurfen lohnt sich also. Auch auf www.eurosport.de werden oft Livematches gezeigt. Meistens sind es die Partien, die auf dem TV-Sender Eurosport 2 laufen – und den kann nicht jeder empfangen. Bei Grand Slam-Turnieren können Sie sogar zwischen mehreren Matches wählen. So verpassen Sie nichts.

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