Tour Talk: Kasachischer Sieg & deutsche Überraschung
Kasachstan gilt nicht als große Tennisnation. Nur wenige Insider kennen überhaupt einen Profi aus dem zentralasiatischen Staat am Kaspischen Meer. Umso komischer dürfte es Michael Stich vorgekommen sein, als der Turnierdirektor des Hamburger ATP-Turniers ausgerechnet Andrey Golubev die Siegertrophäe übergab. Denn: Nur drei Wochen zuvor hatte Stich Golubevs Landsmann Mikhail Kukushin bereits einen Pokal überreicht als Turnierdirektor des Challenger-Turniers in Braunschweig. Golubevs Sieg am Hamburger Rothenbaum war der erste ATP-Titel, der an einen Kasachen ging und eine Riesenüberraschung dazu.
Nach den Absagen von Gael Monfils und David Ferrer galt vor allem Vorjahressieger Nikolay Davydenko als Favorit. Aus deutscher Sicht ruhten die Hoffnungen auf Philipp Kohlschreiber, der allerdings bereits im Achtelfinale gegen Thomaz Bellucci die Segel streichen musste. Stattdessen begeisterte Florian Mayer das Hamburger Publikum. Der Bayreuther hielt lange die Hoffnung auf den ersten deutschen Turniersieg am Rothenbaum seit Stichs Triumph 1993 aufrecht, musste sich aber im Halbfinale dem späteren Sieger geschlagen geben.
Golubev mit riskantem Spiel
Als Nummer 82 der Welt war Golubev auch im Endspiel krasser Außenseiter. Gegner dort war Jürgen Melzer, frisch gebackener Wimbledon-Doppelsieger und Weltranglisten-15, der mit viel Selbstbewusstsein in sein neuntes ATP-Finale ging: Mein Gegner muss schon einen richtig guten Tag erwischen, um mich zu schlagen, hatte Melzer vor der Partie gesagt. Und Golubev erwischte solch einen Tag. Der 23-jährige gebürtige Russe knallte die Bälle vor allem mit seiner Vorhand ins Feld und ging dabei enorm viel Risiko ein. Melzer fand keinen Rhythmus, und Golubev hatte mit seiner Alles-oder-nichts-Taktik Erfolg: 6:3, 7:5 hieß es am Ende für den Kasachen.
Während der Sieger nicht mehr sagen konnte, als total glücklich über den Sieg zu sein, fasste sein Finalgegner es passend zusammen: Gratulation für eine unglaubliche Woche. Damit hast Du sicher vor ein paar Tagen auch nicht gerechnet. Aber Du hast es verdient.
Erster Sieg im ersten Finale für Julia Görges
Eine ähnlich unglaubliche Woche erlebte auch Julia Görges. Die 21-Jährige gewann ebenfalls überraschend das WTA-Turnier in Bad Gastein. Es war wunderbar, ich hatte mir fest vorgenommen, mein erstes Finale zu genießen, waren ihre ersten Worte nach dem Sieg.
Halbfinale und dann ist Schluss so lief es bislang oft für Görges. Bereits viermal erreichte die 1,80 Meter große Bad Oldesloerin ein WTA-Halbfinale, ohne dass es einmal zum Sprung ins Endspiel reichte. Zuletzt scheiterte Görges in Palermo an der späteren Siegerin Flavia Pennetta. Auch in Bad Gastein, wo vergangenes Jahr Landsfrau Andrea Petkovic ebenfalls ihren ersten Titel holte, schien zunächst alles gegen die Deutsche zu laufen: Wegen Dauerregens musste ihre Halbfinalpartie gegen Alize Cornet abgebrochen und konnte erst am Finalsonntag fortgesetzt werden.
Görges enger Zeitplan: 10 Uhr Halbfinale, 14 Uhr Finale. Trotz oder gerade wegen der kurzen Pause zwischen den Matches lief Görges zu Hochform auf. Nach dem 6:1, 6:4 gegen Cornet startete die Deutsche stark ins Endspiel. Mit ihrem druckvollen Spiel von der Grundlinie zwang sie Finalgegnerin Timea Bacsinszky zu vielen Fehlern und gewann den ersten Satz im Schnelldurchgang mit 6:1. Als wäre es ihr zehntes und nicht ihr erstes Finale ließ sich Görges auch von einem 2:4-Rückstand im zweiten Satz nicht beeindrucken. Sie gewann die nächsten vier Spiele und machte den größten Erfolg ihrer Karriere mit 6:1, 6:4 perfekt.
Laptop für den Sieg
Was sie mit einem Teil ihres Preisgeldes von 37 000 Dollar machen möchte, weiß Görges, seit heute die Nummer 42 der Welt, auch schon: Ich werde mir ein Mac Book kaufen. Mein Laptop funktioniert nicht mehr richtig den kann dann mein Trainer haben, sagte Görges und lachte.
Rückkehr der Woche:
Mehr als zwei Jahre musste Anna Chakvetadze auf einen Titel warten, nun gelang der ehemaligen Weltranglistenfünften endlich wieder ein Sieg. Im slowenischen Portoroz feierte die Russin ihren insgesamt achten WTA-Titel und die Rückkehr in die Top 100.
Zitat der Woche:
Als das Match zu Ende war, waren aus den Balljungen Ballmänner geworden, sagte Seth Meyers, Moderator des ESPY Awards des amerikanischen TV-Senders ESPN, zum Wimbledon-Marathonmatch John Isner gegen Nicolas Mahut. Das längste Tennismatch aller Zeiten hatte mehr als elf Stunden gedauert und wurde an insgesamt drei Tagen ausgetragen.
Fund der Woche:
65 Gramm Marihuana haben Polizisten bei einem Mann im neuseeländischen Wanganui gefunden. Der gerade entlassene Gefangene wollte die Drogen in ein Gefängnis bringen, um sie dort zu verkaufen. Trotz eines guten Verstecks flog der Deal auf: Die Polizisten entdeckten das Marihuana, das in zwei Tennisbälle gestopft war.
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