Tour Talk: Sandplatzkönig Nadal & Space-Lady“ Rezai
Fast jedes Mal, wenn Rafael Nadal ein Sandplatzturnier gewinnt, melden sich die Statistiker zu Wort, um neue Rekorde zu verkünden – wie jetzt in Madrid: Nadal gewann als erster Spieler alle drei Masters-Sandplatzturniere vor den French Open (Monte Carlo, Rom, Madrid) und überflügelte mit nun 18 Masters-Siegen Altmeister Andre Agassi (17 Titel) und das mit 23 Jahren. Nadal hat diese Saison auf Sand noch kein Match verloren und peilt bei den French Open (23. Mai bis 6. Juni) nach seiner Siegesserie von 2005 bis 2008 den fünften Titel an. An einen Ausrutscher wie im vergangenen Jahr, als er im Achtelfinale gegen Robin Söderling verlor, denkt zurzeit niemand. Vielmehr hoffen alle auf ein weiteres Duell mit Roger Federer.
Der Schweizer war auch im Endspiel von Madrid Nadals Gegner und musste sich dem unglaublichen Druck, den Nadal mit seinem Spiel erzeugt, beugen. Nach seinen guten Ergebnissen auf Sand kam er so selbstbewusst hierher, dass es natürlich sehr schwer wurde, sagte der Weltranglistenerste nach der 4:6, 6:7-Niederlage, ohne dabei frustriert zu wirken: Ich habe diese Woche wirklich gut gespielt und fahre ebenfalls selbstbewusst nach Paris.
Einen weiteren Rekord konnten die Statistiker in Madrid vom Doppel melden: Mit ihrem 6:3, 6:4-Finalsieg gegen das Duo Nestor/Zimonjic gewannen Bob und Mike Bryan ihren 61. gemeinsamen Titel. Damit zogen die amerikanischen Zwillinge mit den australischen Woodies (Todd Woodbridge/Mark Woodforde) gleich und können noch in dieser Saison zu den alleinigen Spitzenreitern werden.
Schwächelnde Top-Spielerinnen
Wäre bei den Damen die Weltrangliste der Maßstab für den Titel in Paris, hieße die Siegerin auf jeden Fall Williams. Nach sieben Jahren führen Serena und Venus seit heute erstmals wieder die Weltrangliste gemeinsam an: Serena als Spitzenreiterin, gefolgt von ihrer älteren Schwester Venus, die Caroline Wozniacki von Platz zwei verdrängte. Ob eine der Sisters den French Open-Titel holen wird, ist allerdings fraglich: Beide mögen den langsamen Sand nicht so recht.
Im Gegensatz zu Justine Henin, die schon viermal im Stade Roland Garros triumphierte. Die belgische Rückkehrerin ist spätestens seit ihrem Turniersieg in Stuttgart auf der Tour angekommen. In Madrid verlor sie allerdings geschwächt von einer Erkältung in der ersten Runde (6:4, 5:7, 0:6) gegen die spätere Überraschungssiegerin Aravane Rezai. Die anderen Top-Spielerinnen zeigten sich zuletzt außer Form: Weder Caroline Wozniacki noch Vorjahressiegerin Svetlana Kuznetsova oder Dinara Safina traut man zurzeit einen Grand Slam-Sieg zu. Kim Clijsters tritt wegen einer Fußverletzung gar nicht erst an.
Paris könnte also das Turnier der Geheimfavoritinnen werden. Samantha Stosur ist eine von ihnen. Die Australierin, die 2009 das Halbfinale der French Open erreichte, gewann das Turnier in Charleston und kommt mit einer Sandplatzbilanz von 14:2 nach Frankreich.
Überraschungssiegerin Aravane Rezai
Auch Aravane Rezai hat sich mit ihrem Sieg in Madrid ganz plötzlich ins Rampenlicht gespielt. Die Französin ballerte in Madrid ihre Returns ins Feld, als sei es ein Kinderspiel. Viertelfinalgegnerin Jankovic hechtete und grätschte wie gewohnt über den Platz vergeblich. Ganz ehrlich, es gibt viele Spielerinnen, die den Ball sehr schnell spielen können. Aber ich habe noch nie gegen jemanden gespielt, der wirklich jeden Ball so spielt, sagte die frustrierte Serbin nach dem Match. Im Halbfinale profitierte Rezai von Lucie Safarovas Aufgabe, um im Endspiel mit Venus Williams dasselbe zu machen wie zuvor mit Jankovic: Die 23-Jährige, die in ihrem goldenen Röckchen ziemlich spacig daherkam, knallte auch der Amerikanerin die Bälle in die Ecken: 6:2, 7:5 hieß es am Ende. Und wer weiß, vielleicht lässt Rezai ihrem bislang größten Erfolg bald einen noch größeren folgen in Frankreichs Hauptstadt.
Haas, Grönefeld und Lisicki sagen verletzt ab
Während Nadal, Rezai und Co. bereit sind, werden andere Profis die French Open höchstens am Bildschirm erleben, darunter einige deutsche Spieler. Keine Überraschung war die Absage von Tommy Haas, der im Februar an der Hüfte operiert wurde. Der 32-Jährige wird frühestens Ende August wieder auf der Tour spielen. Auch Anna-Lena Grönefeld sagte die French Open ab. Die 24-Jährige kuriert einen Ermüdungsbruch im linken Fuß aus und hofft auf eine Rückkehr in Wimbledon. Hartnäckiger als gedacht ist die Sprunggelenksverletzung von Sabine Lisicki, die seit dem Turnier in Miami kein Match mehr bestritten hat. Es macht mich traurig, ein Grand Slam-Turnier abzusagen. Aber ich muss weiterhin positiv denken. Ich werde stärker als zuvor auf die Tour zurückkehren, kündigte die 20-Jährige per Twitter-Meldung an. Ebenfalls absagen mussten: US Open-Sieger Juan Martin del Potro, Nikolay Davydenko, James Blake, Igor Andreev, Sania Mirza und Kim Clijsters (siehe oben).
Hingucker der Woche:
Als ich klein war, nannte man mich Killerbiene. Also habe ich mir ein paar Killerbienen auf meinen Arm tätowieren lassen, sagt Bethanie Mattek-Sands. Nach Leoparden-Outfit, weißen Kniestrümpfen in Wimbledon, rot gefärbten Haaren und Stricksocken das nächste optische Highlight der extravaganten Amerikanerin. Bleiben zwei Fragen: Was lässt sich Mattek-Sands als nächstes einfallen? Und warum wird ein kleines Mädchen Killerbiene genannt?
Klatsch der Woche:
Serena Williams Freund, der Rapper und Schauspieler Common, sprach im amerikanischen Fernsehen offen über seine privaten Wünsche: Ich möchte auf jeden Fall heiraten und Kinder haben, sagte der 38-Jährige. Serena und ich sind seit zwei Jahren ein Paar, und unsere Beziehung hat sich entwickelt. Was die 28-jährige Weltranglistenerste dazu sagt, ist bislang nicht bekannt.
Ankündigung der Woche:
Queen Elizabeth hat, laut englischen Medienberichten, ihren Besuch beim Wimbledon-Turnier 2010 angekündigt. Sie soll am 24. Juni in der Royal Box Platz nehmen. Das letzte Mal war die Queen 1977 an der Church Road. Damals holte mit Virginia Wade die bislang letzte Britin den Wimbledon-Titel.
Comeback-Versuch der Woche:
Jelena Dokic sind Comebacks nicht fremd. Die ehemalige Nummer vier der Welt kam zurück nach Verletzungen, nach dem Wechsel der Staatsbürgerschaft, nach der Trennung von ihrem gewalttätigen Vater und nach Pfeifferschem Drüsenfieber. Nun begann die mittlerweile 27-jährige Australierin das nächste Comeback: Beim mit 50 000 Dollar dotierten ITF-Sandplatzturnier in Prag erreichte sie das Viertelfinale. Für Dokic, die seit den French Open 2009 nur ein WTA-Match gewann, war es das erste Turnier nach ihrer verletzungsbedingten Aufgabe in Indian Wells. Nun peilt die ehemalige Serbin die French Open an. Die beginnen für die derzeitige Nummer 123 der Welt allerdings mit der Qualifikation.
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