US Open: Die „Dachfrage“ von New York
Als man in den 90er Jahren das Arthur Ashe-Stadion baute, hätte man ein Dach installieren müssen. Das war Pflicht, sagt John McEnroe, einer der schärfsten Kritiker des amerikanischen Tennisverbandes (USTA). Schon ein paar vereinzelte Schauer reichen aus, um das gesamte Turnier zu unterbrechen. Am gestrigen Dienstag konnte kein einziger Ballwechsel gespielt werden, der Regen war einfach zu heftig. Auf den Hartplätzen läuft das Wasser nur schlecht ab, so dass USTA-Mitarbeiter und Ballkinder die Plätze mit Handtüchern und Riesenfönen trocknen müssen. McEnroe hat dafür kein Verständnis: Das sind mittelalterliche Methoden. Man hätte damals das Stadion für die gleichen Kosten etwas kleiner, dafür aber mit einem Dach bauen sollen. Schon vor der Fertigstellung des größten Tennisstadions der Welt 1997 für 254 Millionen Dollar versuchte Big Mac die USTA von den Vorteilen einer Überdachung zu überzeugen: Man könnte die Arena auch den Rest des Jahres für Events nutzen. So wie die Rod Laver-Arena. Im größten Stadion der Australian Open gibt es ein mobiles Dach, das neben Tennis auch Konzerte unabhängig vom Wetter ermöglicht. Es bringt Spielern, Zuschauern, Sponsoren und TV-Anstalten die nötige Planungssicherheit. Ich verstehe nicht, warum unsere Erfahrungen nicht in New York berücksichtigt wurden, sagt Paul McNamee, ehemaliger Turnierchef in Melbourne.
Stabilität nicht ausreichend
Doch die USTA hat offenbar ihre Gründe, keine vorschnellen Entscheidungen bei dem Projekt zu treffen. Chris Widmaier, der Sprecher der USTA, erklärt: Der Tennisverband mietet das Stadion. Es steht auf öffentlichem Gelände. Auch mit einem Dach sind die Möglichkeiten, andere Events auszutragen, begrenzt.Seit 1935 gingen die US Open 17-mal in die Verlängerung. Der Tennisverband steht vor einer Grundsatzentscheidung, die Widmaier so zusammenfasst: Die Frage ist, ob wir 175 bis 200 Millionen Dollar in ein Dach stecken oder weiterhin in Tennis-Förderprogramme im ganzen Land investieren. Über die Kosten für den Bau gibt höchst unterschiedliche Angaben. Die Schätzungen liegen zwischen 100 und 200 Millionen Dollar, um ein Dach über dem Arthur Ashe-Stadium zu bauen. Der Grund: Niemand kann genau einschätzen, welche Komplikationen beim Bau auftreten können. Man kann nicht einfach ein Dach auf dieses riesige Stadion setzen. Die ganze Stabilität müsste verbessert werden, erläutert Widmaier.
Einziges Grand Slam ohne Dach
Eine Alternative wäre es, ein Dach auf dem zweitgrößten Platz des Turniers zu installieren dem Louis Armstrong-Stadium. Das wäre die wesentlich kostengünstigere Variante. Aber auch hier gibt es zwei Probleme. Zum einen müsste am Finalwochenende bei schlechtem Wetter auf den kleineren Platz ausgewichen werden. Dadurch könnte man nicht allen Ticketbesitzern vom Arthur Ashe-Stadion einen Platz bieten. Zum anderen steht das 10.200 Zuschauer fassende Stadion in einem trocken gelegten Sumpfgebiet. Da der Grundwasserspiegel die letzten Jahren wieder kontinuierlich gestiegen ist, muss das Armstrong-Stadium voraussichtlich innerhalb der nächsten sechs bis acht Jahre abgerissen und erneuert werden. Da würde es sich kaum lohnen, das Armstrong-Stadion in nächster Zeit zu überdachen. Auch der Bau eines komplett neuen Stadions wurde in Erwägung gezogen. Über ein angrenzendes Grundstück wurde bereits mit der Stadt verhandelt aber Turnierdirektor Jim Curley sagt: Wir reden über Kosten von 200 bis 300 Millionen Dollar. Momentan ist das für nicht machbar. Ohnehin wird bezweifelt, ob die USTA für jegliche Bauarbeiten nicht mal 15 Jahre nach dem Bau des Arthur Ashe-Stadiums finanzielle Unterstützung vom Staat bekommt.
Fest steht: Die USTA steht unter Zugzwang. Die Australien Open planen bereits das dritte Dach, obwohl sie weitaus weniger Wettersorgen als die Amerikaner haben. Sogar Wimbledon, das konservativste Turnier, hat seit 2009 ein mobiles Dach über dem Centre Court. Für ein Dach über dem Philippe Chatrier, dem größten Platz der French Open, sind die Planungen bereits abgeschlossen. Ab 2016 werden also die US Open das einzige Grand Slam Turnier ohne vom Regen geschützten Platz. Spätestens dann sind nicht nur die Handtücher zum Trocknen der Plätze in New York mittelalterlich.
Nils Schlüter
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