Sport Bilder des Tages Ben Shelton reacts during a close call from Hawkeye during his third round match Wimbledon Tennis

War der drin? Ein Video-Review-System könnte bei knappen Entscheidungen Licht ins Dunkel bringen. So wie hier bei Ben Shelton.Bild: Imago/Javier Garcia

Video-Review im Tennis: Notwendig oder unnötig?

Die Diskussion um die Einführung des Video-Review im Tennis erhitzt nach den Geschehnissen bei den Cincinnati Open erneut die Gemüter. Eine solche Technologie wäre dabei ohne Frage eine massive Bereicherung für die Tour.

Peinlich. Lächerlich. Unsinn. Unter anderem mit diesen drei Wörtern kommentierte Novak Djokovic via X die aktuellen Geschehnisse rund um die Diskussionen um die Einführung eines Video-Review im Tennis. Diese Einschätzung des Olympiasiegers ist völlig richtig.

Video-Review für mehr Klarheit

Ein Video-Review würde hauptsächlich für Situationen genutzt, in denen nicht eindeutig erkennbar ist, ob der Ball zweimal aufgesprungen ist oder nicht. Auch Situationen wie zwischen Jack Draper und Felix Auger-Aliassime könnten so ganz einfach geklärt werden. Der Referee bekäme eine Wiederholung der Szene gezeigt und könnte beruhend auf diesen Bildern seine Entscheidung anpassen. Kurioserweise gibt es aktuell sogar schon ein Art Videobeweis. Dieser läuft allerdings nur im Hintergrund. Der Schiedsrichter bekommt die Szene nicht noch einmal zu Gesicht und darf auch seine Entscheidung nicht ändern. Selbst wenn diese falsch ist – komplett absurd.

Einige fühlen sich beim Wort „Videobeweis“ sicherlich an die im Fußball bereits seit einigen Jahren verwendete Technologie erinnert und denken sich nun: „Bitte jetzt nicht auch noch beim Tennis.“ Dabei gibt es zwischen den Sportarten einen entscheidenden Unterschied: den Interpretationsspielraum. Ein Foul oder ein Handspiel ist im Fußball nicht immer eindeutig und der Referee muss letztendlich abwägen, ob ein Vergehen vorliegt. Bei der Überprüfung, ob es einen „Double Bounce“ gab, gibt es keinen Spielraum. Auf den Bildern wäre klar zu erkennen, ob der Ball doppelt aufgesprungen ist oder eben nicht.

Zu hohe Kosten?

Ein gängiges Problem, im Vorhaben ein Video-Review-System flächendeckend einsetzbar zu machen, sind die Kosten. Neue und noch nicht final entwickelte Technologien sind kostspielig. Besonders die kleineren 250er-Turniere dürften Schwierigkeiten haben, direkt auf diesen Zug aufzuspringen. Ein ähnliches Problem gab es bereits bei der Einführung des Electronic Line Calling Live (ELC Live). Auch damals blieben einige Events lieber bei den klassischen und wahrscheinlich günstigeren Linienrichtern. Für 2025 kündigte die ATP dann allerdings eine verpflichtende Nutzung des ELC Live an. Da kein Turnier aus dem Kalender gestrichen wurde, weil es diese Anforderung nicht erfüllen konnte, wird eine bezahlbare Lösung gefunden worden sein.

Thema ELC Live

Noch mal zurück zum Thema Electronic Line Calling Live. Als die ATP Ende 2023 ankündigte, dieses ab 2025 auf der gesamten Tour verpflichtend zu machen, war der Aufschrei zunächst groß. Keine Linienrichter würde es dann mehr geben. Zu viele technische Gimmicks in der sonst so traditionellen Sportart Tennis. Doch die Erfahrungen der letzten Monate haben gezeigt: Stehen Linienrichter auf dem Platz, kommt es deutlich öfter zu Diskussionen. Bestes Beispiel Andrey Rublev, der im März wegen Beleidigung einer Linienrichterin disqualifiziert wurde. Klar, auch das ELC Live funktioniert manchmal nicht einwandfrei, wie zuletzt bei Taylor Fritz. Dennoch wird sich deutlich weniger über Entscheidungen beschwert, wenn es im Einsatz ist. Wer die Technologie in solchen Situationen in Frage stellt, steht meistens ohnehin als Verlierer da.

 

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Mit der Einführung eines Video-Review-Systems würde nach dem ELC Live ein weiterer Schritt in Richtung Fairplay gemacht. Die Diskussionen würden weniger und die Schiedsrichter sähen sich generell mit weniger Anfeindungen konfrontiert.