2011 US Open Singles Men’s Champion Nova

Vier gewinnen

Von Tim Saatjohann

Die Machtverhältnisse in der Weltspitze waren in diesem Jahr klar verteilt. Die vier dominierenden Spieler hießen Novak Djokovic, Rafael Nadal, Andy Murray und Roger Federer. Diese Phalanx teilte die Siege bei allen Grand Slam und Masters-Turnieren unter sich auf. Der Konkurrenz blieb nichts anderes übrig, als ihnen den Vortritt zu lassen. Erst mit Fortschreiten des Jahres und der wachsenden Müdigkeit in den Knochen begann die Dominanz bei einigen der großen vier ein wenig zu bröckeln. Jetzt heißt die Devise: Ab in den Urlaub, Wunden lecken und die Akkus wieder aufladen, um dann erholt mit der Vorbereitung auf die Saison 2012 zu beginnen.

Djokovic, der Gejagte

Eine Saison mit über siebzig Siegen fordert ihren physischen Tribut. Bestes Beispiel: Novak Djokovic. Der Serbe hat ein sensationelles Jahr hinter sich. Die nackten Zahlen sprechen für sich. Zehn Turniersiege, darunter die Titel von Wimbledon, den Australian- und den US-Open, lediglich sechs Niederlagen insgesamt sowie Rang eins der Weltrangliste mit einem satten Vorsprung von 4100 Punkten auf Rafael Nadal an zweiter Stelle. Doch nach dem US Open-Sieg ließ der 24-Jährige stark nach. Zuletzt schied er beim ATP Finale nach zwei Niederlagen in der Vorrunde aus. Zuvor jedoch war der Serbe bei seinem Sturmlauf an die Spitze von niemandem zu bremsen. Wenn er sein Niveau konservieren kann, wird er auch in Zukunft der Spieler sein, den es zu schlagen gilt. Als Nummer eins muss er damit umgehen können, der Gejagte zu sein. Für jeden Spieler ist es ein besonderes Highlight den Besten zu schlagen. Besonders für Rafael Nadal hätte ein Sieg eine besondere Bedeutung…
Nadal spürt den Verschleiß

Der Spanier traf in diesem Jahr nämlich sechs Mal auf Djokovic und verlor alle Partien. Die Deutlichkeit hinterließ tiefe Kratzer an seinem Selbstvertrauen. Er hat mich jetzt fünfmal besiegt. Er ist in meinem Kopf. Er weiß es, ich weiß es, alle wissen es, sagte der Spanier nach der Finalniederlage von Wimbledon. Niederlage Nummer sechs folgte im Finale der US-Open. Nur drei Turniere konnte Nadal dieses Jahr gewinnen, allesamt auf seinem Paradebelag Sand. Auch bei ihm war die Erschöpfung deutlich zu spüren. Es hat aber mitunter den Anschein, dass ihn mehr plagt, als nur eine anstrengende Saison. Nadal lebt von seiner Physis, seine Spielweise ist extrem kraftaufwändig und sicher alles andere als förderlich für Muskulatur und Gelenke. Jahrelang fuhr er mit seinem Körper im höchsten Gang. Möglicherweise spürt er jetzt die ersten Abnutzungserscheinungen. Dass er als einziger der Topspieler noch im Davis Cup-Finale stand, erschwert zudem eine vollständige Erholung und gute Vorbereitung, denn dafür fehlt schlicht die Zeit. So verwundert es kaum, dass er nach diesem Jahr die Teilnahme am Davis Cup 2012 abgesagt hat, um sich mehr Ruhepausen zu verschaffen. Dennoch wird es für ihn schwierig die Spitze zurückzuerobern.

Federer greift noch einmal an

Roger Federer scheint zurück zu alter Stärke gefunden zu haben. Der Schweizer hat in den letzten Jahren viel von seinem Glanz verloren. Sein letzter Grand Slam-Sieg liegt fast zwei Jahre zurück (Australian Open 2010) und die Konkurrenz erstarrt längst nicht mehr vor seiner Aura. Auch in diesem Jahr schien der Abwärtstrend anzuhalten. So wurde der Schweizer zwischenzeitlich auf Rang vier durchgereicht und stand nur in einem Grand Slam-Finale (French Open). Doch nach seiner sechswöchigen Pause im Herbst zeigte Federer wieder, warum er das Tennis so lange dominieren konnte. Drei Turniererfolge und siebzehn Siege in Serie hat er seither geholt. Besonders der 6:3, 6:0-Sieg gegen Nadal in London offenbarte die neue alte Stärke des 29-Jährigen. Die Passivität, die er zuvor häufig gegen den Spanier zeigte, hatte er vollends abgelegt. Er diktierte das Geschehen, gewann das Match deutlich und später das Turnier. Es wird interessant zu beobachten, wie sich Federer in dieser Form gegen ausgeruhte Gegner schlägt. Für 2012 hat er sich viel vorgenommen. Die olympischen Spiele in London sind für ihn eine große Motivation, denn dieser Titel fehlt ihm noch in seiner Sammlung.

Murray jagt weiter den Titeln hinterher

Als Lokalmatador würde Andy Murray dort sicher gerne seinen ersten großen Sieg feiern, denn auch in diesem Jahr war es dem Schotten nicht möglich, einen Titel bei einem der Grand Slam-Turniere zu gewinnen. Dabei spielte er bei allen stark, stand einmal im Finale und dreimal im Halbfinale. Als einziger Konterspieler ist er der Exot im Spitzenquartett. Kapital schlagen konnte er daraus bislang nicht. In der Spitze machen oft Nuancen den Unterschied zwischen den Spielern aus. Murray ist ein hervorragender Spieler, aber seine drei Konkurrenten sind ihm meist eine Spur voraus. Auch in Zukunft wird er es schwer haben, sich den Traum vom Grand Slam-Titel zu erfüllen. Wie Federer bei den French Open 2009, muss er wohl auf einen Ausfall der Konkurrenten hoffen, um sein Ziel zu erreichen. Für den ersten Platz der Weltrangliste kommt Murray nicht in Frage, aber er bleibt dennoch Teil der Spitzengruppe.
Die Herausforderer: Tsonga, del Potro und ein Youngster

In diesen erlauchten Kreis will auch Jo-Wilfried Tsonga. Dass er die nötigen Mittel dafür hat, ahnte man schon lange. 2008 spielte er sich aus dem Nichts bis ins Finale der Australian Open. In Wimbledon zeigte er in diesem Jahr Tennis der Extrakasse und drehte einen 0:2-Satzrückstand gegen Federer. Aktuell steht der Franzose auf Rang sechs der Weltrangliste so hoch wie nie zuvor. Mitte des Jahres belegte er noch Platz 22. Es scheint als habe Tsonga endlich Konstanz in seine Leistung bringen können. Zudem hat er in Australien nur wenige Punkte zu verteidigen. Er schied bereits in Runde drei aus. So ist er der erste Kandidat, dem das Sprengen der Spitzengruppe zuzutrauen wäre. Aber lange nicht der Einzige.

Juan Martin del Potro hat sich wieder an die Top Ten herangearbeitet. Nach einer langwierigen Handgelenksverletzung ist er auf die Tour zurückgekehrt und konnte in den letzten zehn Monaten 474 Weltranglistenplätze gutmachen. Der US Open-Sieger des Jahres 2009 steht momentan an elfter Stelle und brachte Nadal im Davis Cup-Finale auf dessen Paradebelag Sand in arge Bedrängnis. Sein Können ist unbestritten. Vorausgesetzt er bleibt gesund, ist del Potro definitiv ein Mann der die großen Turniere gewinnen kann und somit ein heißer Anwärter auf einen der vordersten Ränge.

Ein Spieler den man mit auf der Rechnung haben muss, ist Bernard Tomic. Der junge Australier ist im nächsten Jahr vermutlich noch keine Gefahr für die Elite um Djokovic und Co, aber mit Sicherheit ein Mann mit großer Perspektive in den kommenden Jahren. Tomic schoss in diesem Jahr von Position 209 auf 42 und erreichte als jüngster Spieler seit Boris Becker das Viertelfinale von Wimbledon, wo er selbst Djokovic vor eine knifflige Aufgabe stellte. Für den dreimaligen Orange Bowl-Sieger wird es im kommenden Jahr weiter nach oben gehen. Ein Platz unter den Top Ten ist ambitioniert, für einen Spieler mit seinen Fähigkeiten aber nicht unrealistisch.

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