Von der Außenseiterin zur Heldin
Von Felix Grewe aus Stuttgart
Es ist ein Moment, in dem sich einem die Gänsehaut fast bis ins Gesicht zieht. Barbara Rittner steht auf dem Centre Court der Porsche Arena, hält ein Mikrofon in der Hand. Sie hat Tränen in den Augen. Die knapp 4.000 Fans in der Halle haben sich von ihren Sitzen erhoben, schwenken schwarz-rot-goldene Fahnen, jubeln, klatschen, singen. Das ist jetzt nicht ganz einfach, etwas zu sagen, spricht die Fed Cup-Teamchefin mit zitternder Stimme zu den Zuschauern und zu ihrer Mannschaft. Und dann knallt sie einen Satz raus, der zu ihr passt zu ihr, die selten um ehrliche Worte verlegen ist und Dinge gern so ausspricht wie sie sind. Wir haben letztes Jahr zweimal hier in Stuttgart gespielt. Damals haben wir es verkackt. Jetzt hat es endlich geklappt! Ohrenbetäubender Applaus so laut, dass man ihn auf dem Stuttgarter Wasen, dem schwäbischen Frühlingsfest gegenüber der Arena, hören muss. Zwei Minuten später läuft sie eine Ehrenrunde mit ihren Mädels mit Angelique Kerber, Mona Barthel, Sabine Lisicki und Anna-Lena Grönefeld. Mit Andrea Petkovic, die in der ganzen Woche mit dem Team trainierte und die Kolleginnen aus der Box unterstützte, mit Annika Beck, die vor zwei Monaten in Limoges gegen Frankreich erstmals zur Mannschaft gehörte und mit der angeschlagenen Julia Görges, die Samstagabend nach Stuttgart reiste und am Sonntag zum Team stieß. Eine Szene, die allen zeigen sollte: Wir sind eine verschworene Einheit, eine Truppe, die gemeinsam siegt und zu der weit mehr Personen gehören als die vier Spielerinnen, die am Wochenende gegen Serbien zum Einsatz kamen.
Alle haben sich lieb
Und dennoch ist eine die heimliche Heldin in dieser Erfolgscombo: Mona Barthel. Noch vor zwei Wochen, kurz bevor Rittner ihr Aufgebot benannte, hätte ihr niemand diese Rolle zugetraut. Ins Abseits gestellt, so formulierte es die Teamchefin, hatte sich Barthel mit ihrer Fed Cup-Absage im Februar gegen Frankreich. Sie galt als die Außenseiterin im deutschen Team und müsse neu integriert werden so erklärte es Rittner weil sich die Kameradinnen im Stich gelassen fühlten. Außerdem habe es die 22-Jährige versäumt, erste Erfahrungen im Fed Cup zu sammeln. Ende März beim Turnier in Miami sprachen sich Rittner und Barthel aus. Danach nominierte die Teamchefin die deutsche Nummer zwei und schon hatten sich in Stuttgart alle wieder lieb. Zwar verlor Barthel in ihrem ersten Fed Cup-Match überhaupt am Samstag die Auftaktpartie gegen Ana Ivanovic, wurde von Rittner hinterher aber trotzdem gelobt. Sie habe ihre Sache gut gemacht und sei in der Woche sehr zugänglich gewesen.
„Habe für das ganze Team gekämpft“
Am Sonntag vertraute die Teamchefin ihrer Debütantin ein zweites Mal, als Deutschland nach der Niederlage von Angelique Kerber gegen Ana Ivanovic mit 1:2 in Rückstand lag, die Mission Wiederaufstieg in die erste Weltgruppe zu scheitern drohte und auch ein Einsatz von Sabine Lisicki, der wesentlich erfahreneren Fed Cup-Spielerin, möglich gewesen wäre. Doch es spielte und siegte Barthel. Die Tatsache, dass sie diese so wichtige Partie gegen Bojana Jovanovski gewann, war zwar keine Sensation immerhin ist sie als Nummer 28 der Welt 16 Plätze besser platziert als ihre Gegnerin doch beeindruckend war die Art und Weise, wie ihr der Triumph glückte: ohne Zitterhändchen in den wichtigen Momenten, stattdessen spielte sie vor allem in der entscheidenden Phase des dritten Satzes so abgezockt, als habe sie schon unzählige solcher Matches bestritten. Man bekam bei ihrem 6:1, 3:6, 6:3-Sieg das Gefühl, dass da eine weitere Leistungsträgerin für kommende, noch größere Aufgaben heranwächst, die mental stark genug ist, wichtige Partien zu gewinnen. Ich wollte unbedingt diesen Punkt holen, ich habe für das ganze Team gekämpft, erzählte sie nach ihrem Match und der Stolz war in ihren Worten nicht zu überhören.
„Jetzt gibts eine richtige Party“
Auch wenn erst Sabine Lisicki und Anna-Lena Grönefeld im entscheidenden Doppel zu den endgültigen Matchwinnern wurden, bleibt vor allem der Auftritt von Barthel im Gedächtnis, wenn man das Aufstiegsduell gegen Serbien Revue passieren lässt. Weil Lisicki und Grönefeld zwei Klassen besser spielten als das unerfahrene Duo Krunic/Dolonc (6:2, 6:4) und man zu keinem Zeitpunkt während des Doppels das Gefühl hatte, dass jetzt noch etwas schief gehen könnte bei der Rückkehr in die erste Weltgruppe.
Ich könnte heulen vor Freude. Endlich sind wir da, wo dieses Team hingehört. Nächstes Jahr greifen wir richtig an, jubelte Rittner später bei der Pressekonferenz. Und Kerber ergänzte: Jetzt gibts erst mal eine richtige Party! Man kann sicher sein, dass die Gäste im Stuttgarter Waldhotel, dort wo die Mannschaft eine Woche lang wohnte, gestern keinen ruhigen Abend hatten…
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