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Australian Open in Kooyong: Erst Holzkiste, jetzt Schmuckkästchen

Philippe Chatrier, damals Präsident des Weltverbandes ITF, forderte in den 70er Jahren, dass die Australier ihrem Turnier eine  angemessene Heimat geben müssten und nicht so „eine Holzkiste“ wie in Kooyong. Viele Profis scheuten den langen Weg nach Down Under. Björn Borg spielte nur einmal (1973) bei den Australian Open. Selbst in den 80er Jahren, als das Preisgeld deutlich anstieg und die Vermarktungsagentur IMG die Regie übernahm, waren die Australian Open eher ein größeres Feld- und Wiesen-Turnier, aber noch kein würdiges Grand Slam-Event.

Als Mats Wilander 1983 in Melbourne gewann, bekannte er: „Eigentlich wollte ich hier gar nicht spielen. Ich dachte aber, es wäre eine gute Vorbereitung für das Davis Cup-Finale in Sydney in zwei Wochen.“ In Kooyong konnte das Turnier nicht mehr lange überleben. Das wurde von Jahr zu Jahr deutlicher. 1987 war das altehrwürdige Stadion zum letzten Mal Schauplatz der Australian Open. Im Herrenfinale trafen Local Hero Pat Cash und Stefan Edberg aufeinander. Sie lieferten sich eine klassische Serve-And-Volley-Schlacht mit dem besseren Ende für den Schweden.

Hier ein kurzes Highlight-Video vom letzten Finale in Kooyong:

Eigenes Flair

Schon 1988 war Kooyong Tennisgeschichte. Der moderne Flinders Park (heute Melbourne Park) machte die Australian Open groß. Von der Holzkiste sprach nun niemand mehr, in leicht verklärenden Rückblicken wurde Kooyong wie ein niedliches Schmuckkästchen beschrieben.

Kooyong

Grüne Oase: Heute verfügt der Kooyong Lawn Tennis Club über 26 Rasenplätze.

„Wir hatten damals eben unser eigenes Flair“, sagt Mason. Er zeigt Fotos von Ehepaaren, die mit mitgebrachten, kleinen Kühltruhen auf Holzbänken sitzen und picknicken. Im Hintergrund spielen die Kinder auf dem Gelände ausgelassen Fangen. Mason schwelgt aber nicht nur in Erinnerungen. Er preist seinen Verein als den besten Tennisclub der südlichen Hemisphäre an. Drei luxuriöse Restaurants, Hallenbad, Fitnessraum, über 50 Tennisplätze und eine Clubterrasse mit einem Traumblick über die gesamte Anlage machen den Kooyong Lawn Tennis Club zu einer Wellness-Oase für gestresste Melbourner.