Zur Spitze reichts (noch) nicht
von Tim Saatjohann
135 Minuten kämpfte Sabine Lisicki gegen die Weltranglistenvierte Maria Sharapova. Dann war mit ihr auch die letzte Deutsche ausgeschieden. Dabei sah wenige Tage zuvor noch alles so vielversprechend aus. Trotz der Absagen von Andrea Petkovic und Florian Mayer fanden sich fünf Deutsche in der dritten Runde wieder. Neben Lisicki erreichten Philipp Kohlschreiber und Julia Görges sogar das Achtelfinale.
Kann man also eine positive Bilanz ziehen? Einerseits ist es lange her, dass so viele deutsche Spieler bei einem Grand Slam-Turnier so weit kamen. Andererseits dürfen sie alle in der zweiten Turnierwoche nur zuschauen, wenn die großen Spiele stattfinden und die Topspieler den Titel unter sich ausmachen. Ob das Glas nun halbvoll oder halbleer ist, bleibt deshalb eine Frage des Anspruchs. Positivbeispiel: Mona Barthel. Die 21-Jährige, die vorher niemand auf der Rechnung hatte, mischte Down Under zwei Wochen lang die Damenszene auf. Als Qualifikantin gewann sie das Turnier in Hobart und scheiterte nach zehn Siegen in Serie in Melbourne erst in der dritten Runde an Victoria Azarenka der Nummer drei der Welt. Es war ein tolles Erlebnis, sagte Barthel. Ich denke, ich kann sehr zufrieden sein, aber ich werde das alles erst verarbeiten, wenn ich zu Hause etwas zur Ruhe komme. Durch ihre starken Leistungen wird sich die Neumünsteranerin nach dem Turnier unter den Top 40 der Weltrangliste einreihen.Kohlschreiber findet zurück zu alter Stärke
Ebenfalls erfreulich war die Leistung Kohlschreibers. Nach seinem schwachen letzten Jahr Kohlschreiber gewann 2011 nur ein Grand Slam-Match schlug er in der ersten Runde überraschend den Argentinier Juan Monaco. Erst im Achtelfinale gegen dessen Landsmann Juan Martin del Potro war für ihn Schluss. Es ist deprimierend, aber er war einfach zu gut sagte der Augsburger nach dem Match. Bis dahin zeigte der 27-Jährige das, was er zuvor meist vermissen ließ: eine starke Körpersprache und den nötigen Willen sich durchzubeißen. Mit seiner Gesamtleistung in Australien war Kohlschreiber auch zufrieden: Ich habe gekämpft und alles gegeben. Und im Großen und Ganzen war es ein tolles Turnier für mich.
Positives gibt es auch über Julia Görges zu berichten aber nicht ausschließlich. Zwar erreichte sie in Melbourne zum ersten Mal das Achtelfinale eines Grand Slam-Turniers. Aber: Diese Leistung wurde überschattet durch einen lust- und leidenschaftslosen Auftritt gegen die Polin Agnieszka Radwanska. Nach nur 54 Minuten und 27 unforced errors verlor Görges mit 1:6, 1:6. Kein Biss, kein Aufbäumen, keine Gegenwehr! Das ist auch eine Mentalitätssache, bemängelte Fed Cup-Teamchefin Barbara Rittner, die schon während des Matches ihrem Unmut über Görges Leistung Luft machte: Geh doch gleich zum Netz und schüttel ihr die Hand, rief sie ihr von der Tribüne zu. Görges selbst sah ihre Einstellung jedoch nicht als Problem. Jeder hat mal einen schlechten Tag. Es ist nur schade, dass so etwas in der vierten Runde bei einem Grand Slam passiert, sagte die Bad Oldesloerin.
Wenn Nuancen entscheiden
Mehr Spaß bereiteten die Auftritte von Sabine Lisicki. Sie ist nur einen winzigen Hauch von den Besten der Besten entfernt, sagte die amerikanische Fed Cup-Chefin Mary Joe Fernandez und bezeichnete das Duell gegen Sharapova als intensivstes Spiel, das dieses Turnier bisher gesehen hat. Auch in den Runden zuvor konnte die Berlinerin überzeugen. Spätestens nach ihrem Sieg über die zweifache Grand Slam-Siegerin Svetlana Kuznetsova traute man ihr Großes zu. Dass es nur zum Achtelfinale reichte, lag vor allem an Sharapovas beeindruckender Form. Die Russin hat wieder zu dem Niveau gefunden, das sie vor einigen Jahren an die Spitze der Weltrangliste führte. Obwohl Rittner Lisicki bescheinigte, im ersten Satz eine Weltklasseleistung gezeigt zu haben, war Sharapova über das gesamte Match die etwas dominantere Spielerin. Sie zeigte in den entscheidenden Momenten ihr bestes Tennis und verdeutlichte damit, dass auf dem Toplevel manchmal Nuancen den Unterschied zwischen Sieg und Niederlage machen. Noch scheint Lisicki eine Kleinigkeit zu fehlen, um zur absoluten Spitze zu zählen. Ihre Fed Cup-Teamchefin sieht sie aber auf dem besten Weg dahin. Sabine hatte in Melbourne mit vielen Widrigkeiten zu kämpfen. Sie hatte nicht viel Spielpraxis und war deshalb verunsichert. Aber sie hat sich durchgebissen, sagte Rittner und ließ sich sogar zu der Aussage hinreißen, Lisicki habe ihrer Ansicht nach das Potenzial, die Nummer eins zu werden. Durch ihre Leistungen in den letzten Wochen und Monaten sind die Erwartungen an die 23-Jährige unverhätnismäßig gestiegen.
Wer auf einen deutschen Grand Slam-Titel gehofft hatte, wird nach diesem Turnier vielleicht enttäuscht sein. Denn für die absolute Spitze reicht es nicht noch nicht.
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