Borg & McEnroe: „Wir waren wie Feuer und Eis“
Schon der Auftritt ist hollywoodreif. John McEnroe und Björn Borg steigen aus schwarzen Limousinen und schreiten untermalt vom Klicken unzähliger Kameras zu einem Ponton, der sich auf einem kleinen See im Wimbledon Park befindet. Das Ambiente ist gediegen: Loungemöbel, weiß eingedeckte Tische, Lachs-Kanapees auf Silbertabletts. Der Anlass: Unter dem Motto Björn loves John haben die beiden Altstars eine gemeinsame Unterhosenlinie herausgebracht. Wir haben die Oldies am Rande der Veranstaltung getroffen und auch über tiefgreifendere Themen gesprochen.
Herr Borg, Herr McEnroe, vor 30 Jahren spielten Sie Ihr letztes Grand Slam-Finale in Wimbledon. In den USA sind zwei Bücher und eine TV-Dokumentation über Ihre epischen Duelle erschienen. Haben Sie eine Erklärung, warum die Menschen immer noch verrückt nach Ihnen sind?
Borg: Ich denke, weil sie spüren, dass unsere Rivalität speziell war. Sie hatte etwas Magisches. Das lag auch an den Gegensätzen: Ich war eher der coole Typ, John hatte etwas mehr Temperament als ich.
McEnroe: Wir waren wie Feuer und Eis. Inzwischen ist es ein bisschen weniger Feuer und ein bisschen weniger Eis.
Nervt es nicht, immer wieder über ein Match reden zu müssen?
McEnroe: Welches meinen Sie? Das Wimbledonfinale, das ich gewann, oder das andere?
Reden Sie gerne über beide.
McEnroe: Als ich 1980 den Tiebreak im vierten Satz gewann (er endete 18:16 und gilt als der beste Tiebreak der Geschichte, Anm. d. Red.), dachte ich, ich habe Björn. Er hatte Wimbledon schon viermal gewonnen. Aber er hat mir gezeigt, wie hart man für etwas kämpfen muss, das man unbedingt haben will. Er schlug mich im fünften Satz. Als ich ein Jahr später siegte, war es, als könnte ich fliegen. Ich werde nicht müde, darüber zu reden, weil ich verdammt stolz darauf bin.
Borg: Wir haben das Beste aus uns heraus-geholt und wir waren uns ähnlich.
Sie konnten nicht unterschiedlicher sein! Der eine zeigte keine Regung, der andere führte sich wie ein Rumpelstilzchen auf.
Borg: Aber wir wollten beide, der Beste der Welt sein. Wir wuchsen in unterschiedlichen Ländern auf, wir haben unterschiedliche Mentalitäten, aber wir hassen es zu verlieren. Das hat man bei John schon gesehen, als er 1977 als Qualifikant in Wimbledon spielte.
McEnroe: Björn hat mich damals unter seine Fittiche genommen. Dadurch brachten mir auch die anderen Profis Respekt entgegen. Er hat mich zu einem besseren Spieler und zu einem besseren Menschen gemacht.
Sie verstehen sich offensichtlich gut. Wann begann Ihre Freundschaft?
Borg: 1978. Wir spielten in Stockholm und John schlug mich leicht. Wir haben dann ein paar Showmatches in den Staaten ausgetragen und festgestellt, dass wir uns mögen. John war ja ziemlich verrückt damals, aber nach ein paar Partien hat er sich entspannt.
McEnroe: Ich kann mich an eine Szene in New Orleans erinnern. Ich hatte mich schlecht benommen. Er rief mich zum Netz. Ich dachte, er sagt jetzt, dass ich das größte Arschloch der Welt bin. Aber er legte seinen Arm um meine Schulter und sagte: Es ist okay. Du solltest das alles ein bisschen genießen. Du wirst Teil von etwas Großem sein.
Sie sprechen von der goldenen Ära des Tennis, die damals begann.
Borg: Ja. Wir waren die Pioniere. John und ich haben unsere Sportart auf ein anderes Niveau gehoben. Wir haben Tennis zu dem gemacht, was es heute ist.
McEnroe: Es war eine unglaubliche Zeit, auch dank meines Idols Rod Laver. Der normale Sportfan wurde plötzlich Tennisfan. Tennis explodierte. Es gab so viele Persönlichkeiten. Wenn mir damals einer erzählt hätte, dass Golf einmal bessere Einschaltquoten als Tennis erzielen würde, hätte ich gelacht.
Sehen Sie Ihre Sportart heute in Gefahr?
McEnroe: Nein, die ATP stellte damals strengere Regeln auf wegen Leuten wie mir und Jimmy Connors. Aber inzwischen haben sie, glaube ich, begriffen, dass wir Persönlichkeiten brauchen. Sie ermutigen die Spieler, Profil zu zeigen. Wir sind in einer guten Zeit. Die nächsten Jahre werden noch besser.
Borg: Früher gab es zwei Spieler, die um die Spitze kämpften, manchmal auch drei. Heute sind es vier! Das ist unglaublich. Jeder kann jeden schlagen, das macht es so interessant.
Wird das Quartett Djokovic, Nadal, Federer und Murray die Szene auf absehbare Zeit beherrschen?
Borg: Ich hoffe, es kommen noch einige dazu, darunter mein Landsmann Robin Söderling oder Jo-Wilfried Tsonga, der noch lernen muss, sich bei jedem einzelnen Punkt zu konzentrieren. Aber er bringt sonst alles mit, ein Grand Slam-Turnier zu gewinnen.
Wie stark ist Federer noch?
McEnroe: Er ist zu groß, um ihn abzuschreiben, aber ich glaube nicht, dass er noch einmal die Nummer eins wird. Er kann noch ein oder zwei Majors gewinnen. Ich dachte, er siegt dieses Jahr in Wimbledon, weil er bei den French Open unglaublich spielte. Ich habe mich allerdings gefragt: Wie kommt jemand damit klar, das beste Wochenende seines Lebens auf Sand zu spielen, und das Turnier trotzdem nicht zu gewinnen?
Borg: In Wimbledon führte er 2:0-Sätze gegen Tsonga. Man kann nicht besser spielen, als Federer es bis dahin tat. Aber zum ersten Mal sah ich, dass er mental einbrach. Wenn er die US Open nicht gewinnt und auch nächstes Jahr keinen großen Titel holt, befürchte ich, dass er aufhört.
McEnroe: Es ist ein schlimmes Gefühl, wenn man darüber grübelt, ob man noch siegen kann. Man ärgert sich über vergebene Chancen. Roger hat Anfang 2010 sein letztes Major gewonnen. Für ihn sind das Hundejahre und es wird nicht leichter. Auf der anderen Seite ist das Leben besser als je zuvor. Er hat Kinder, eine Familie.
Nadal hat die Führung in der Weltrangliste an Djokovic verloren. Steckt er das weg?
McEnroe: Ja. Er ist einer der Größten. Als ich ihn zum ersten Mal bei den French Open sah, dachte ich, seine Rückhand ist ein Problem, er trifft sie zu weit hinten. Da habe ich mich gründlich getäuscht.
Borg: Es gab in der gesamten Tennishistorie keinen Spieler, der ein Turnier so beherrscht hat wie er. Nadal ist ein Genie!
Hätten Sie gegen ihn lieber auf Asche oder auf Gras gespielt?
Borg: Auf Asche mit meinem Holzschläger, aber es ist müßig, darüber zu diskutieren.
Wie halten Sie sich heute in Form?
Borg: Ich spiele fünfmal die Woche Tennis. Von montags bis freitags je eine Stunde. Ich muss schwitzen, sonst fühle ich mich schlecht. Das Wochenende gehört meiner Familie.
McEnroe: Ich gehe dreimal die Woche zum Fitnesstraining. An drei Tagen spiele ich Tennis. Ich fahre Mountainbike und liebe Wassersport. Das Problem: Es fällt mir immer noch schwer zu relaxen. Deshalb fahre ich dieses Jahr mit meiner Familie zum ersten Mal nach St. Tropez. Vielleicht hilft das.
Wer gewinnt beim Tennis?
Borg: John, er ist fitter als ich.
Letzte Frage: Erklären Sie bitte, wie Sie auf die Idee gekommen sind, eine Unterhosenlinie herauszubringen?
McEnroe: Ich trage Björns Unterhosen schon seit zehn Jahren. Jetzt habe ich zwei Unterhosenmodelle entworfen und er zwei. Mal sehen, wer beim Verkauf gewinnt.
Borg: Für mich ist wichtig, dass wir nicht nur Freunde sind, sondern auch ein gemeinsames Projekt haben. Unsere Mode hat mit unserer Geschichte zu tun. Ich hoffe, dass John und ich künftig noch mehr gemeinsam kreieren.
McEnroe: Na klar. Björn, wir werden die Welt erobern (lacht)!
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