Anke Huber: „Mein Porsche steht in der Garage”
Im Interview mit tennis MAGAZIN spricht die Sportliche Leiterin Anke Huber über die Erfolgsgeschichte Porsche Tennis Grand Prix, ihre Rolle und erinnert sich an eigene Meriten.
Frau Huber, seit 2002 sind Sie Sportliche Leiterin beim Porsche Tennis Grand Prix. Das ist länger als Ihre aktive Zeit als Spielerin?
Viel länger. Ich habe nur zwölf oder 13 Jahre auf der Tour gespielt.
Wie hat sich die Arbeit als eine der Turnierverantwortlichen in all den Jahren verändert?
Das Turnier hat sich natürlich extrem weiterentwickelt und somit ist das Team immer größer geworden. Als ich angefangen habe, waren es vielleicht fünf bis sieben Leute. Mittlerweile sind es 30. Es hat sich viel verändert durch Social Media. Die Tour ist heute auch eine andere. Am Anfang hatte ich nur eine unterstützende Rolle neben Udo Cervellini (damaliger Turnierdirektor; Anm. d. Red.). Als Markus Günthardt (aktueller Turnierdirektor; d. Red.) übernommen hatte, hat er mir immer mehr Dinge überlassen. Mittlerweile ist der Spielerinnen-Part meine Aufgabe. Alles, was um sie herum passiert, in und außerhalb der Halle, ist in meiner Hand. Es macht nach wie vor Spaß.
Wie funktioniert der Kontakt zu Iga Swiatek, Aryna Sabalenka oder deren Management?
Man redet mit den Spielerinnen schon im Vorjahr in Stuttgart während des Turniers. Das ist der erste Schritt und dann nehme ich wieder Kontakt bei den WTA-Championships auf. Das ist für mich das beste Turnier, weil die Top-Spielerinnen alle da sind. Im November in Riad konnte ich mit allen reden. Der Rest läuft über E-Mail. Da muss man auch mal an uns erinnern, damit sie es bei der Turnierplanung im Auge behalten. Für die Spielerinnen sind die größeren Turniere wichtiger. Die Grand Slams und die 1000er haben Priorität und darum herum bauen sie dann die 500er. Deswegen ist es wichtig, dass ich mit den Mädels immer in Kontakt bleibe.
Der Porsche Tennis Grand Prix müsste doch ein Selbstläufer sein. Die Spielerinnen kennen es und werden verwöhnt. Gibt es noch die kleinen Geschenke abends im Zimmer?
Ja, die Betthupferl, sie sind immer noch eine schöne Tradition. Auch wenn die Spielerinnen mittlerweile überall sehr verwöhnt werden.
Was bekommen sie denn beispielsweise?
Das sind nette Aufmerksamkeiten unserer Sponsoren. Ich glaube, es ist schön, wenn man in das Zimmer kommt und da liegt etwas auf dem Bett. Irgendwo ist der Porsche Tennis Grand Prix ein Selbstläufer, aber auf der anderen Seite muss man die Spielerinnen trotzdem dran erinnern. Die meisten wollen grundsätzlich nicht so viele Turniere spielen und schauen immer, wo sie eine Pause machen können. Vor allem die Topspielerinnen, die so viele Matches spielen, nehmen sich gerne die Zeit vor dem Wechsel der Beläge oder den Kontinenten. Bei Aryna Sabalenka war ich mir komplett unsicher, jetzt hat sie aber doch zugesagt und wir sind happy, die Nummer eins zu haben.
Was macht das Turnier so besonders?
Ich denke, es ist das Gesamtpaket. Es herrscht ein sehr familiäres und persönliches Flair. Die Wege beim Porsche Tennis Grand Prix sind kurz, das Spielerinnenhotel ist gleich neben der Halle. Sie können ohne Komplikationen unter der Woche so viel trainieren, wie sie wollen. Es ist für sie entspannt. Das ist auch wichtig bei dem Turnierplan, den sie mittlerweile haben. Sie müssen mittlerweile wieder über 20 Turniere spielen und das ist schon viel, vor allem mit den Zwei-Wochen-Turnieren. Wenn ich Spielerin wäre, würde ich auch lieber Stuttgart spielen und nicht irgendwo anders hinfliegen, wo ich in einer riesigen Stadt bin, lange Wege habe und auf einer großen Anlage spielen muss. Zudem ist die Stimmung bei uns mit dem „Walk-on-Court“ und den frenetisch anfeuernden Zuschauern nach wie vor etwas Besonderes. Spielerinnen können sich wie zu Hause fühlen. Und das große Plus ist auch, dass wir einen ganz besonderen Siegerpokal haben.
Drittes Finale: 1991 und 1994 siegte Anke Huber in Stuttgart. 1996 unterlag sie Martina Hingis (li.).Bild: Porsche
Sie meinen den Sportwagen zusätzlich zum Preisgeld?
Ja. Viele können sich den Porsche mittlerweile auch selbst kaufen. Aber ihn zu gewinnen, ist was anderes. Das zeigt auch die Liste der Siegerinnen der vergangenen Jahre: Von 2021 bis 2023 hat immer die Nummer eins der Welt das Turnier gewonnen.
Welche Rückmeldungen bekommen Sie von den Spielerinnen in Bezug auf das Siegerauto?
Eine Iga Swiatek möchte schon immer unbedingt das Auto gewinnen. Für sie ist es extrem wichtig, sie hat es zwar schon zwei Mal gewonnen, aber da ist sie einfach ehrgeizig. Aryna Sabalenka will es endlich mal gewinnen. Nach drei Finals wäre es für sie eine schöne Geschichte.
Sie gewannen das Turnier 1991 und 1994. Wie war es bei Ihnen damals?
Wir waren nicht ganz so verwöhnt. Bei mir hieß es auch noch: Preisgeld oder Auto, beides gab es nicht. Das waren andere Zeiten, aber natürlich war es auch etwas ganz Besonderes, so ein Auto zu gewinnen. Damals wahrscheinlich noch besonderer als heutzutage.
Sie gewannen zwei, einen haben Sie verkauft.
Ja, leider. Bei dem Porsche, den ich gegen Martina Navratilova gewonnen hatte, suchte ich mir grüne Sitze aus, die ich irgendwann nicht mehr sehen konnte. Ich weiß gar nicht, wie oft ich gesagt habe: Den brauche ich nicht mehr. Jetzt ärgere ich mich darüber. Der andere steht bei mir in der Garage. Er ist jetzt ein Oldtimer. Ich fahre ihn selten, aber gebe ihn nicht mehr her.
Wie oft haben Sie versucht, Steffi Graf nach Stuttgart zu bekommen?
Ganz am Anfang haben wir es mal probiert. Ich glaube, die ersten drei, vier Jahre, nachdem ich angefangen hatte. Andre Agassi kam ja einmal zum Schaukampf, das lief allerdings nicht über mich. Steffi haben wir dann nicht mehr direkt kontaktiert, weil wir wissen, dass sie nicht gerne in Deutschland auftritt. Es gab auch keine Show oder ein Event, wo wir sie eingebunden hätten. Es war ein, zwei Mal noch im Gespräch, aber das hat nicht funktioniert.
Serena Williams war viermal da. Die wahrscheinlich beste Spielerin der Historie hätten Sie bestimmt gerne häufiger zu Gast gehabt.
Mit Serena war es nicht einfach, weil es für die Amerikaner ein schwieriges Datum ist. Die Saison in Europa auf Sand und Rasen ist lang, da kommen sie gerne so spät wie möglich. Aktuell sind vier Amerikanerinnen in den Top 10, die jetzt aber am Wochenende davor den Billie Jean King Cup in Europa spielen. Daher hoffen wir, dass sie in Europa bleiben. Für Serena wäre es immer eine frühe Reise nach Europa gewesen. Das war auch immer ihre Antwort oder ihre Entschuldigung, warum sie nicht kommt. Wenn sie Stuttgart spielt und dann Madrid, Rom, Paris und Wimbledon, dann wären das fast drei Monate auf der Tour in Europa. Das hat sie ab einem gewissen Alter nicht mehr gemacht. Dafür habe ich volles Verständnis.
Über das Kommen welcher Spielerin haben Sie sich am meisten gefreut?
Das Schöne ist, am Ende ist ja fast die komplette Weltelite immer bei uns. Dieses Jahr bin ich echt happy über Sabalenka, weil ich nicht gedacht hatte, dass sie spielt. Sie verbringt mittlerweile viel Zeit in Miami. Da hatte ich schon ein bisschen Angst, dass sie eventuell Stuttgart nicht spielen würde.