Barbara Rittner: „Berlin war für mich eine Herzensangelegenheit”
Am Dienstag wurde bekanntgegeben, dass Barbara Rittner Turnierdirektorin der Grass Court Championships in Berlin wird, die 2020 zum ersten Mal aufgetragen werden. tennismagazin.de sprach mit ihr über ihre Rolle, ihre Ideen und die Namensgeberin des Stadions – Steffi Graf.
Frau Rittner, Sie sind die neue Turnierdirektorin von Berlin. Wie kam es dazu?
Ich arbeite mit Edwin Weindorfer (der Veranstalter, d. Red.) schon einige Jahre zusammen. Ich war Botschafterin vom Turnier auf Mallorca. Wir haben schon das ein oder andere kleinere Projekt zusammengemacht und ich bin stolz darauf, dass ich jetzt Turnierdirektorin in Berlin geworden bin. Edwin hat an mich gedacht und ich glaube, wir haben gemeinsam ein sehr wertvolles und gutes Netzwerk. Das ist auch etwas, was mich für diese Rolle wertvoll macht. Ich habe überlegt, für was würde ich meine Kontakte nutzen wollen und da kommt so ein Turnier in Berlin auf jeden Fall an erster Stelle.
Berlin war also eine Herzensangelegenheit für Sie?
Ja. und es ist generell toll, wie sich da gerade die deutsche Turnierlandschaft entwickelt. Jetzt kann man fragen: Warum so spät? Aber es braucht eben Investitionen an Zeit und Ideen und Goodwill, so etwas auf die Beine zu stellen. Man kann nicht mal eben so beschließen: Wir machen jetzt ein Turnier in der Hauptstadt. Es geht um Lizenzen, das ist eine sehr komplexe Angelegenheit. Da macht Edwin mit seiner Agentur Emotion einen unglaublichen Job mit Wien, Stuttgart, Mallorca neuerdings als Herrenturnier und jetzt Berlin. Mein Gedanke war: In Berlin ist so viel Potenzial, gerade mit dem Steffi Graf-Stadion. Es war eines der besten Turniere auf Sand früher. Ich habe immer gedacht, wenn man in Berlin etwas Neues macht, dann muss es etwas Besonderes sein. Das hängt auch damit zusammen, dass das Publikum in Berlin sehr anspruchsvoll ist. Als dann die Idee aufkam, im Steffi Graf-Stadion zu spielen, in einer der besten Wochen, die es auf der Tour gibt – nämlich in der mittleren Woche zwischen Paris und Wimbledon auf Rasen –, da war für mich klar, dass ich Vieles darum geben würde, dabei zu sein. Als ich dann gefragt wurde, habe ich direkt gesagt, da muss ich nicht viel überlegen. Ich hatte auch sofort ganz viele Ideen. Und die gilt es jetzt im Team umzusetzen.
Welche Ideen?
Es ist wichtig, dass die Rahmenbedingungen stimmen. Dass es ein gesellschaftliches Event für Berlin wird mit internationalem Ansehen. Wenn dann die Spielerinnen weiterziehen nach Bad Homburg, kann man nur sagen: Es ist ganz toll, dass Deutschland diese beiden neuen Rasenturniere hat.
Es ist Ihre erste Station als Turnierdirektorin. Wie geht man so etwas an?
Erstmal habe ich einen großen Respekt vor dieser Position, freue mich aber auch auf die neue Herausforderung. Ich habe mit Anke Huber schon darüber gesprochen, die ja beim Porsche Tennis Grand Prix in Stuttgart als sportliche Leiterin fungiert. Sie ist die rechte Hand von Turnierdirektor Markus Günthardt, der einen großen Erfahrungsschatz hat. Ich habe mit Edwin Weindorfer jemanden an der Seite, der Turnierdirektor bei den Herren in Stuttgart ist und das Geschäft lange kennt. Er wird mich mit Sicherheit auch lenken. Ich bin aber nicht nur lernbereit, sondern möchte auch meine Ideen einbringen und eine eigene Visitenkarte abgeben. Ich will das gut machen. So dass die Leute sagen: „Die Barbara Rittner macht als Turnierdirektorin einen guten Job.“ Ich habe viele verschiedene, interessante Perspektiven, auch noch die der Spielerinnen, aber auch die der Funktionäre und der Zuschauer. Ich kann mich ganz gut in verschiedene Rollen und Bedürfnisse versetzen Das alles werde ich versuchen, bestmöglich für das Turnier und das deutsche Tennis zu nutzen.
Ist die Aufgabenteilung klar zwischen Edwin Weindorfer und ihnen? Wer beispielsweise akquiriert die Spielerinnen?
Nein, das ist noch nicht klar. Ich habe mit Nadine Raidt, einer Mitarbeiterin von Emotion, meine rechte Hand, die über sehr viel Erfahrung verfügt. Sie wird ab sofort in Berlin auch vor Ort sein im Berliner Büro. Ich werde auch versuchen, immer mal wieder zwei, drei Tage in Berlin zu sein. Auf der Anlage sein, mit den Mitgliedern einen Austausch suchen. Das ist auch für den ein oder anderen eine schwierige Situation bei einem historischen Club. Es gibt auch Gegenstimmen zu unserem Projekt. Die will ich abholen und eine gemeinsame Aufbruchstimmung kreieren. Ich kenne viele Leute, die in der Tennis Geschichte von Berlin eine Rolle gespielt haben.Ich werde versuchen einige von ihnen einzubinden. Am Ende geht es darum, Berlin zu einem Event zu machen, wo nicht nur gutes Tennis mit einigen der besten Spielerinnen der Welt gespielt wird, sondern das Drumherum auch perfekt ist. Die Leute sagen, es lohnt sich, dahinzugehen. Eine Art Get together der Tennisfamilie, dass dann in Bad Homburg fortgesetzt wird.
Gehen Sie davon aus, dass Ihre „Mädels“ von früher, ihr ehemaliges Fed Cup-Team dabei ist?
(lacht) Meinen Sie damit eine bestimmte ehemalige Spielerin?
Nein, ich dachte an die jetztige Generation um Kerber, Görges, Petkovic.
Von unseren aktiven deutschen Spielerinnen werden hoffentlich viele dabei sein.
Insgesamt gibt es sicher eine lange Liste aktiver und ehemaliger Profis, die wir zusammenstellen und hoffen, dass viele kommen. Ich möchte, dass die Tennisfamilie von früher und von heute zusammenkommt.
Auch Steffi Graf?
(lacht wieder). Es wäre mein größter Wunsch, sie mit einzubinden. Habe aber auch einen Riesenrespekt vor ihr. Ich werde mit ihr reden, beziehungsweise wir sind schon im Gespräch. Aber es ist auch klar, dass sie viel zu tun hat und dass sie weit weg lebt. Ich weiß aber auch, dass ihr das deutsche Tennis am Herzen liegt. Sie hat eine Verbindung zu Angie Kerber und wir, Stefanie und ich, haben auch eine enge Verbindung. Ich wollte das Persönliche nie mit dem beruflichen verbinden, dem werde ich jetzt untreu. Es vermischt sich. Und es wäre als Turnierdirektorin mein größter Wunsch, sie einzubinden. Aber sie soll sich wohlfühlen, in der Rolle, die sie dabei hat.
Sie sind Head of Women’s Tennis, sie arbeiten für Eurosport, sind jetzt Turnierdirektorin in Berlin. Ist das nicht zu viel?
Ich weiß, was ich tue. Ich habe auch lange mit Edwin darüber geredet, was für ein Volumen das bedeutet. Es lässt sich gut miteinander verbinden. Okay, vielleicht müssen wir nach dem Turnier noch einmal darüber reden, ob ich völlig fertig bin. (lacht). Bei Eurosport ist auch noch nicht klar, wie es weitergeht. Ich möchte es gerne weitermachen, aber auch da könnte man eine Mischlösung beispielsweise in Paris finden. Am Ende geht es ums Tennis. Da hängt mein Herz dran und ich will gute Dinge fürs Tennis machen. Wenn ich einen weiteren Beitrag leisten kann, Dinge weiterzuentwickeln und visionär dazu beizutragen, dann sind diese drei Aufgaben richtig für mich. Es soll aber auch keine Aufgabe darunter leiden. Priorität hat immer meine Rolle als Head of Women’s Tennis, gerade auch in der Nachwuchsförderung. Aber ich glaube, man kann viele Dinge positiv miteinander verbinden.
Sie glauben an Win-Win-Situationen…
Ja! Als Netzwerkerin, die ich bin mit großem Tennis-Knowhow. Und ich glaube, wir können alle von meinen Verbindungen profitieren.
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