Corentin Moutet: „Ich bin kein Bad Boy”
Der 23-jährige Franzose Corentin Moutet spricht im Interview über seine Persönlichkeit, eigene Fehler und die Leidenschaft für Rapmusik.
Erschienen in der tennis MAGAZIN-Ausgabe 3/2023
Herr Moutet, wie würden Sie Ihre Persönlichkeit auf und abseits des Platzes beschreiben?
Ich bin sehr emotional – auf und abseits des Platzes. Auf dem Platz fließt mehr Adrenalin. Es gibt mehr Dinge, mit denen man klar kommen muss. Ich bin authentisch – immer ehrlich, und zeige, wie ich mich fühle.
Sie haben einige Tattoos. An einer Körperstelle sieht man die Zahl 1984. Es ist aber nicht Geburtsjahrgang.
Die 1984 bezieht sich auf den Roman 1984 von George Orwell. Ich mag das Buch. Es ist zwar Science-Fiction, aber es spiegelt auch derzeit die Realität wieder.
Was sind Ihre Karriereziele?
Das Hauptziel ist, dass ich so wenig Bedauern wie möglich habe, wenn ich meine Karriere beende. Ich möchte eine gute Balance finden zwischen der Tour und meinem Privatleben. Ein Grand Slam-Turnier zu gewinnen, war immer ein Traum. Nicht deswegen, dass es dann mehr Popularität gibt, sondern ich will diese Emotionen erleben, die so etwas mit sich bringt und meine Familie und Freunde stolz machen.
Corentin Moutet: „Gegen Nadal ging ein Traum in Erfüllung”
Rafael Nadal ist Ihr großes Idol.
Das stimmt. Er ist besonders in jedem Aspekt: das Spielerische, die Fitness, die Mentalität. Er zeigt mir, dass man gleichzeitig ambitioniert, stolz auf seine Leistungen und zudem bescheiden sein kann. Das ist eine gute Kombination. Als ich 2022 auf dem Court Philippe Chatrier in Roland Garros gegen ihn spielen durfte, ging der Traum eines kleinen Jungen in Erfüllung.
Sie hatten 2022 einige Kontroversen: Disqualifikation, Fast-Prügelei mit einem Gegner, Geldstrafen, Rauswurf aus dem französischen Verband. Das Label des Bad Boy haftet Ihnen an.
Ich bin kein Bad Boy, ich bin bloß nicht perfekt. Ich habe Fehler begangen, aber ich lerne daraus und stelle mich diesen. Wenn ich Fehler mache, gebe ich das auch zu und belüge mich nicht und mein Umfeld. Diese Fehler haben mich zu dem gemacht, der ich heute bin. Ich erwarte nichts vom Verband oder von sonstwem. Tennis ist ein Einzelsport. Ich habe mein Team um mich, das ich bezahle. Die Leute werden immer ihre Meinung abgeben, was ich tun und lassen sollte. Das Wichtigste für mich ist, dass mein Team und ich ehrlich zueinander sind.
Corentin Moutet: „Die Touren wissen nicht genau, was sie wollen”
Glauben Sie, dass der Verhaltenskodex zu streng ist und dass Tennis mehr Charaktere wie Nick Kyrgios und Sie benötigt?
Ich glaube, die Touren wissen nicht genau, was sie wollen. Einerseits wollen sie einen sauberen Sport und bestrafen die Spieler für Fehlverhalten. Andererseits benutzen sie die Dinge, die beispielsweise Nick Kyrgios tut, um damit Werbung zu machen. Sie können nicht beides haben. Sie müssen eine Wahl treffen. Wenn ich auf dem Platz stehe, versuche ich, mein Bestes zu geben und nicht jemanden zu beeindrucken, dass ich jemand anderes bin. Manchmal gelingt mir das, manchmal nicht. Wenn ich es gut mache und gewinne, heißt es nicht, dass ich eine gute Person bin. Genauso wenig, wenn ich es schlecht mache und verliere, dass ich eine schlechte Person bin. Ich bin die gleiche Person. Die Leute vermischen die Dinge häufig und denken, dass man eine gute Person ist, wenn man erfolgreich ist. Und wenn er nicht erfolgreich in seinem Job ist, dann ist er eine schlechte Person und verdient keine Liebe. So läuft es aber nicht im Leben.
Ihre Leidenschaft neben Tennis ist Rap. Sie haben einige Rap-Songs veröffentlicht. Was bedeutet Ihnen Musik?
Musik bedeutet für mich Verbindung zwischen Menschen, zwischen Kulturen, zwischen Religionen, zwischen all den Leuten, die unterschiedliche Erfahrungen in sich tragen. Wenn man die gleiche Musik hört, haben Menschen Gesprächsstoff und können voneinander lernen. Musik ist so kraftvoll, eine universelle Sprache.
Worum geht es in Ihren Rap-Songs?
Ich rappe über menschliche Beziehungen. Die Musik war in gewisser Weise eine Art Therapie für mich. Ich mag es, nachzudenken und mir selbst Fragen über das Leben zu stellen. Rappen war eine Art für mich, um Antworten zu bekommen. Ich bin damit aber fertig. Die Lieder entstanden während des Corona-Lockdowns. Jetzt fokussiere ich mich voll auf meine Tenniskarriere. nike air jordan 1 low outlet | air jordan 1 outlet near me