David Ferrer: „Nadal ist mein Favorit bei den US Open“
Die ehemalige Nummer drei der Welt, David Ferrer, spricht im Interview mit tennis MAGAZIN über sein Leben nach der Karriere, Alexander Zverev und seinen Favoriten für die US Open in New York 2022.
Interview Andrej Antic, Franziska Brülls
Herr Ferrer, wie sieht Ihr Leben nach der Karriere aus?
Gut. Ich habe es wirklich sehr genossen, Tennis zu spielen. Aber ich genieße immer noch mein neues Leben. Ich habe tolle Erinnerungen. Ich bin stolz auf mich und meine Karriere. Ich weiß, dass ich alles versucht habe. Jetzt habe ich neue Rollen, lerne, wachse – nicht auf dem Platz, sondern außerhalb des Platzes, aber auch im Tennis. Letztendlich ist Tennis mein Leben, und ich bin gerne ein Teil des Tennissports.
Sie sind Turnierdirektor in Barcelona und Turnierdirektor im Davis Cup. Was machen Sie sonst noch?
Ich spiele den Legends Team Cup, also auf der Senior Tour. Dort habe ich vor einigen Wochen in Pula, Kroatien, gespielt. Den anderen Teil meiner Zeit verbringe ich mit meiner Familie.
“Looking forward to representing Team Lendl, not long to go until Legends Team Cup starts in Pula”(via IG de @DavidFerrer87 )@ATPChampions #Legendsteamcup pic.twitter.com/IUaNX4LPmo
— David Ferrer Galería (@DavidFerrerGDF) July 20, 2022
Haben Sie in dem historischen Amphitheater von Pula gespielt?
Genau, der Veranstaltungsort war wirklich fantastisch. Bald werden wir in Prag spielen und für die letzte Veranstaltung des Legends Team Cup in diesem Jahr werden wir im November in Dubai sein. Mir macht es Spaß, weil ich immer noch Tennis spielen kann und die Möglichkeit habe, enge Freunden zu treffen.
David Ferrer: „Mir fehlt die Tour nicht“
Wir wetten, dass Sie immer noch ziemlich gut sind.
Nicht wie ein Profi, aber ich versuche, gut zu sein.
Vermissen Sie manchmal die Tour?
Nein, eigentlich nicht, ich bin mit meinem Leben zufrieden. Es ist anders, aber mir fehlt die Tour nicht wirklich.
Es gibt große Diskussionen über Nadal und seine vielen Verletzungen. Wie fühlt sich Ihr Körper momentan an? Haben Sie noch Verletzungen von Ihrer harten Arbeit auf der Tour?
Ja, natürlich. Es ist schwierig, nichts mehr zu haben. Ich hatte Probleme mit meinen Achillessehnen. Aber für Rafa ist das normal. Er hat in seiner Karriere viele Matches bestritten. Jetzt muss er darauf achten, seinen eigenen Kalender richtig zu wählen. Die Big three oder two, weil Roger nicht spielt, kämpfen darum, der beste Tennisspieler der Geschichte zu werden. Deshalb sind sie darauf fokussiert, Grand Slams zu gewinnen.
Aber Ihnen geht es gut?
Ja, mir geht’s gut. Natürlich, denn ich trainiere nicht wie ein professioneller Tennisspieler. Aber wenn ich auf den Platz gehe, kann ich spielen.
David Ferrer: „Sascha ist ein Gladiator“
Sie waren der Trainer von Alexander Zverev und bildeten ein gutes Team mit ihm. Dann mussten Sie wegen Covid und einigen privaten Dingen aufhören. Sie wollten nicht reisen.
Stimmt! Wenn man Trainer ist, muss man viel reisen. Ich hatte gerade meine Karriere beendet. Es war zu viel für mich, nicht bei meiner Familie sein zu können. Aber ich habe die Zeit mit Sascha genossen. Er ist ein guter Kerl, ein harter Arbeiter, ich schätze ihn sehr. Ich habe eine enge Beziehung zu ihm, wir reden über Tennis oder das Leben. Sascha ist ein Gladiator, ein Gladiator auf dem Platz. Ich bin sicher, dass er sich gut erholen und stärker werden wird.
Stärker bedeutet Grand-Slam-Titel? Nummer 1?
Es ist schwer zu sagen, aber ich denke schon. Sascha wird eine Menge Chancen haben, einen Grand Slam-Titel zu gewinnen.
David Ferrer: „Sinner hat mich beeindruckt“
Mit einem Blick auf die US Open: Wer ist Ihr Favorit? Wer wird gewinnen?
Novak Djokovic darf nicht spielen, also ist es sicher Rafa. Er hat sich gerade erholt von seiner jüngsten Verletzung. Das ist wichtig für ihn. Aber warum nicht Jannik Sinner? Er spielt gutes Tennis. Ich habe ihn in Umag und Wimbledon gesehen, er hat mich beeindruckt. Er hat sich dieses Jahr sehr verbessert. Carlos Alcaraz wäre auch möglich. Daniil Medvedev spielt ebenfalls gut. Aber für mich ist Rafa der Favorit, wenn Novak Djokovic nicht dabei ist.
Die Spanier sind dafür bekannt, ein gutes Verhältnis untereinander zu haben.
Richtig. Wir haben eine gute Atmosphäre im spanischen Tennis. Natürlich hat man zu einigen Spielern engeren Kontakt als zu anderen. Für mich ist Carlos Moya ein großartiger Mensch, Juan Carlos Ferrero steht mir nahe, weil er auch aus Valencia ist. Alle von ihnen, Roberto Bautista Agut, Rafa natürlich, Feliciano Lopez auch, wir haben viele Jahre Davis Cup gespielt. Wenn man Davis Cup spielt, ist es wichtig, dass man zusammenhält, dass man eine starke Beziehung untereinander hat. Wir sind wie eine große Familie.