„Die meisten Spieler sind fair!“
Gibt es aktuell Spieler, die durch besondere Fairness auffallen?
Federer und Nadal, auch Murray, obwohl er früher sehr aufbrausend war. Grundsätzlich muss man sagen: Die meisten Spieler sind fair.
Das Image des Schiedsrichters ist es, der Sündenbock zu sein. Sehen Sie das auch so?
Das sehen die Spieler manchmal so. Aber in der Regel pflegen wir professionellen Respekt. Unter den Zuschauern haben wir Schiedsrichter übrigens eine hohe Akzeptanz. Es kommt häufig vor, dass mich jemand um ein Autogramm bittet.
Gab es für Sie ein Horror-Match?
Am Anfang meiner Karriere, auf Satellite-Turnieren, gab es einige. Da habe ich mich aus Nervosität schon mal verzählt. Später entwickelt man eine Ruhe, und es fällt leichter sich zu konzentrieren.
Gibt es spezielle Konzentrationsübungen?
Ich übe nichts Bestimmtes. Bei einem Grand Slam-Turnier, bei dem man häufig zwei Matches pro Tag zugewiesen bekommt, wird es schwierig, wenn man bei der ersten Partie schon an die zweite denkt. Das muss man ausblenden und ein langes Match als Herausforderung sehen.
Was waren Ihre Highlights?
Ich saß beim längsten Doppel in der olympischen Geschichte zwischen Aspelin/Johansson und Clement/Llodra in Peking 2008 (7:6, 4:6, 19:17 in 4:46 Std, Anm. d. Red.) auf dem Stuhl. Das Halbfinale zwischen Federer und Agassi in Doha, einen Tag, nachdem dieses berühmte Foto auf dem Hubschrauberlandeplatz des Burj al Arab entstand, war auch ein fantastisches Erlebnis. Sensationell war eine Davis Cup-Partie zwischen den USA und Spanien in Houston auf Rasen. Sampras, die Nummer 1 und der beste Rasenplatzspieler der Welt, führt gegen Alex Corretja mait 2:0-Sätzen und verliert das Match noch. Dabei auf dem Stuhl gesessen zu haben, werde ich nie vergessen.
Wie gut sind Ihre Augen?
Gut. Ich muss mich jedes Jahr nach einem US-Standard testen lassen. Einige meiner Kollegen tragen wie ich auch Kontaktlinsen, um sich nicht als Brillenschlange bezeichnen lassen zu müssen. Entscheidend ist, dass es etwas anderes ist, Buchstaben auf einer Tafel zu erkennen oder den Ball zu verfolgen und zu antizipieren, wo er landet. Es hilft, selbst gespielt zu haben.
Wie steht es um Ihre Blase?
Das ist nicht das Problem. Mir ist es gestattet, jederzeit auf Toilette zu gehen. Die Herausforderung ist eher, sich fünf Stunden oder länger zu konzentrieren.
Haben Schiris Ziele?
Ich würde gerne Supervisor werden. Ein Grand Slam-Finale zu schiedsen, ist leider unrealistisch. Schiedsrichter aus Grand Slam-Nationen werden da bevorzugt. Und in der Regel werden ATP-Schiedsrichter ab dem Halbfinale nicht mehr eingesetzt. Die Schiris der ITF leiten dann die Partien.
Das Interview führte Andrej Antic
Info
Roland Herfel, 43, ist der einzige Deutsche von zehn offiziellen ATP-Schiedsrichtern. Seit 1995 besitzt er das Gold Badge, die höchste Schiedsrichterauszeichnung.
Info DTSV
Die DTSV (Deutsche Tennis Schiedsrichter Vereinigung) wurde 1997 als Zusammenschluss der international arbeitenden deutschen Schieds- und Oberschiedsrichter gegründet. Sie verfügt heute über rund 200 Mitglieder und kümmert sich um die Organisation des nationalen und internationalen Schiedsrichterwesens in Deutschland.
In enger Zusammenarbeit mit dem DTB, den Turnierveranstaltern und den internationalen Verbänden (ITF, WTA und ATP) werden junge Schiedsrichter an das internationale Schiedsrichterwesen herangeführt (Junior-Group), zu DTB-Schiedsrichtern ausgebildet (Ausbildungsgruppe) und für Ausbildungen der internationalen Verbände vorgeschlagen. Pro Jahr werden etwa 550 Spots durch die Einteilungskommission der DTSV vergeben. Das Einsatzspektrum reicht hierbei von Einsätzen in den Bundesligen, internationalen Jugendturnieren und kleineren Weltranglistenturnieren (Futures) über die Challenger (z.B.: Braunschweig) und ATP Turniere (z.B. Halle) bis hin zu den Grand Slams. Linienrichter für Fed Cup- und Davis Cup-Begegnungen werden organisiert sowie zahlreiche Linienrichterspots für ATP- und WTA-Turniere im In- und Ausland vergeben.
Kontakt: info@dtsv.de
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