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Philipp Petzschner: „Ich will mehr Rückendeckung“

Herr Petzschner, Sie konnten sich mit Ihrem Partner Jürgen Melzer nach 2010 zum zweiten Mal für das Doppel-Masters in London qualifizieren. Wie erleben Sie den Saison­abschluss?
In dieser Atmosphäre gegen die besten Doppel der Welt anzutreten, ist ein Wahnsinn. Es ist für mich nicht alltäglich, vor über 17.000 Fans gegen die Bryan-Brüder aufzulaufen. In London hat man auch als Doppelspieler das Gefühl, dass die Zuschauer kommen, um unsere Matches zu sehen. Das macht mich verdammt stolz.

Der Titel bei den US Open war der Schlüssel zur Masters-Qualifikation. Was bedeutet Ihnen dieser Triumph?
Es ist ein Grand Slam-Sieg das ist eine große Leistung. Vor allem, weil Jürgen und ich unseren ersten Major-Sieg in Wimbledon 2010 bestätigen konnten. Grand Slam-Triumphe sind einfach das Maß aller Dinge im Tennis.

Auch im Doppel?
Es ist klar, dass ein Einzeltitel bei einem Grand Slam mehr zählt. Aber so viele Grand Slam-Einzel­sieger hat es im Herrentennis während der ­letzten fünf Jahre nicht gegeben. Außer Federer, Nadal und Djokovic hat das nur noch del Potro geschafft.

Wünschen Sie sich mehr Wertschätzung?
Es ist schon schade, dass es die meisten Medien in Deutschland nicht besonders interessiert, was Jürgen und ich erreicht haben.

Initiierten Sie deswegen im Sommer 2011 einen Medienboykott?
Medienboykott ist mir eine Nummer zu hoch gegriffen. Ich war zu der Zeit in keiner guten Verfassung. Wir verloren das Davis Cup-Heim­spiel gegen Frankreich, dann überstand ich die Auftaktrunden in Stuttgart und Hamburg nicht. Hinzu kam, dass ich auch körperlich angeschlagen war. Später stellte sich heraus, dass ich Pfeiffersches Drüsenfieber hatte. In dieser Zeit bekam ich ständig zu hören, wie schlecht das deutsche Herrentennis sei. Als ich dann in Hamburg vor die Presse trat, dachte ich: Kommt mir jetzt ein Journalist blöd, dann antworte ich auch blöd.

Sie lieferten am Rothenbaum keine Glanz­leistung ab. Und dann fragte jemand: Was bitte war das denn? So eine Frage reicht schon, um Sie zu provozieren?
Ja, das reichte, weil ich einfach fertig war. Ich habe dann zehn Minuten nicht das gemacht, was von mir erwartet wurde und habe auf alle Fragen mit Aussagen zum Fußballclub HSV geantwortet. Danach war von einem großen Eklat die Rede völlig übertrieben. Ein Eklat wäre es gewesen, wenn ich den Schiedsrichter verprügelt hätte.

Können Sie sich vorstellen, dass Journalisten irritiert sind, wenn sie normale Fragen stellen und Sie dann so seltsam antworten?
In meiner Situation fand ich die Eingangsfrage unangebracht. Sicher wäre es diplomatischer gewesen, sie gar nicht erst zu beantworten und auf die nächste Frage zu warten. Aber: Wer mich kennt, weiß, dass er mich mit Humor nehmen muss. Ich fand, es waren lustige Antworten.

 Bedauern Sie Ihr Verhalten im Nachhinein?
Es war eine spontane Aktion. Wenn ich gewusst hätte, was das für Wellen schlägt, hätte ich es vielleicht nicht gemacht. Allerdings ist es auch bezeichnend, wenn ich bei Google mit den Suchwörtern Petzschner Eklat Hamburg über 500 Einträge finde, mit den Stichwörtern Petzschner Wimbledonsieg aber nur knapp 150. Da stimmen die Prioritäten nicht mehr.

Überraschte Sie dieses Medienecho?
Es war nicht meine Absicht, auf diese Weise in die Öffentlichkeit zu drängen. Mein Wunsch ist es, fair beurteilt und auch unterstützt zu werden. Von den Medien und vom Deutschen Tennis Bund.

Was verlangen Sie vom DTB?
Mehr Rückendeckung für uns Spieler. Es ist die Aufgabe vom Teamchef, vom Sportdirektor und auch vom DTB-Präsidium, sich vor das Team zu stellen, wenn auf die Spieler eingeschlagen wird wie in Stuttgart nach der Davis Cup-Niederlage gegen Frankreich. Beim Fußball heißt es immer, die Mannschaft habe versagt. Einzelne Spieler werden nicht herausgegriffen. Bei uns läuft es genau andersrum.

Tennis bleibt ein Einzelsport, auch wenn man im Davis Cup als Mannschaft antritt.
Das sehe ich anders. Wir Spieler bilden beim Davis Cup eine Einheit, zu der auch alle anderen Personen zählen, die uns dabei unterstützen. Das versteht die Öffentlichkeit nicht. Kein Journalist kommt auf die Idee, die Wahl des Spielortes, den Belag oder die Aufstellung zu hinterfragen. Es geht immer nur um die Leistungen von uns Spielern. Das ist bis zu einem gewissen Grad auch gerechtfertigt. Aber wir müssen oft falsche Entscheidungen des DTB ausbaden. Bei unserem letzten Heimspiel in Stuttgart wurde der Spieltort aus rein wirtschaftlichen Gründen gewählt. Wenn wir Spieler dann verlieren, sollte man hinterher nicht nur uns kritisieren. Das machen sich viele zu einfach.

Also war es ein Fehler, in Stuttgart zu spielen?
Ja. Der Deutsche Tennis Bund hat sich von einer Vermarktungsagentur abhängig gemacht, die unsere Heimspiele ausrichtet, aber dafür zu wenig unternimmt. In ganz Stuttgart hing kein einziges Davis Cup-Plakat. Außerdem war ein Sandplatz nicht die erste Wahl der Spieler.

Für die Agentur war es praktisch, weil sie nach dem Davis Cup auf der gleichen Anlage den Mercedes-Cup ausrichten konnte.
Dabei hätte alles dafür getan werden müssen, dass wir ein ordentliches Heimspiel haben. Wir reden hier von einem Viertelfinale in der Weltgruppe! Ob eine Agentur durch die Ausrichtung von zwei Events hintereinander Geld spart oder nicht, darf keine Rolle spielen. Wenn die nächsten Rechte für unsere Heimspiele zum Verkauf stehen, werde ich versuchen, sie zu kaufen. Mein Schwager hat eine eigene Marketingfirma. Mit ihm zusammen will ich den Davis Cup in Deutschland besser vermarkten. Ich habe viele Ideen und Kontakte.

Ist das Ihr Ernst?
Klar. Die aktuellen Vermarktungsstrukturen sind altbacken. Es müssen Verantwortliche mit Visionen das Ruder übernehmen. Deshalb hoffe ich auch, dass das neu gewählte DTB-Präsidium etwas bewegen wird.

 Herr Petzschner, kann es sein, dass bei Ihnen vor allem die anderen Schuld haben, Sie aber immer alles richtig machen?
Das ist Quatsch. Meine Saison war nicht überragend, das weiß ich selbst. Aber: Statistisch war es mein bestes Jahr als Profi. Ich habe noch nie so viele Matches auf der ATP-Tour gewonnen (24 Anm. der Redaktion). Ich will nicht mit Lob überschüttet werden, aber man sollte die Realitäten sehen und gerecht bewerten. Ich bin keiner, der gerne Ausreden sucht, sondern eher selbstkritisch seine Leistungen beurteilt. Ich hatte 2011 fast drei Monate eine schwere Viruserkrankung, dennoch spielte ich nicht so schlecht, das darf man nicht vergessen. Diejenigen, die mich kritisieren, sollten sich selbst fragen, ob sie zu den Top 60 in ihrem Beruf gehören und zwar weltweit.

Aber auf den großen Bühnen, bei den Grand Slam-Turnieren, spielten Sie und auch die anderen Deutschen im Einzel überhaupt keine Rolle.
Unsere Ergebnisse waren 2011 insgesamt ganz gut. Philipp Kohlschreiber gewann in Halle, Florian Mayer in Bukarest und ich die US Open im Doppel. Zusammen siegten wir beim World Team Cup. Es gab schon schlechtere Jahre. Richtig ist, dass wir bei den Grand Slams besser werden müssen. Und das wollen wir auch unbedingt. Was das bringt, sieht man bei den deutschen Damen. Allerdings: Ich finde es schon seltsam, dass vor einigen Jahren, als es keine erfolgreiche Dame gab, die Presse nicht so negativ schrieb wie über uns derzeit. Als Florian Mayer in München das Finale verlor, stand am nächsten Tag in der Zeitung Der ewige Zweite. Das verstehe ich nicht. Mayer gehört zu den Besten in einem Weltsport.

Sie selbst haben sich in den Top 100 etabliert. Wird man dadurch auf Dauer zu bequem, um weiter nach oben zu kommen?
Ich war früher viel gemütlicher als heute. Lange habe ich immer gedacht, alles läuft schon von allein. Heute bin ich viel ehrgeiziger.

Müssten Sie nicht mehr Opfer ­bringen, um sich weiterzuentwickeln?
Ich habe einen Konditionstrainer, einen Coach und einen Physiotherapeuten in meinem Team. Ich mache im Dezember vier Tage Urlaub in Dubai, danach beginnt die Vorbereitung für die nächste Saison. Es ist nicht so, dass ich nicht an mir arbeite, aber es fragt nie jemand danach, weil ich nicht ganz oben im Ranking stehe. Ob sich der ganze Aufwand lohnt, wird sich zeigen. Wenn ich die Vorgaben meiner Trainer konsequent umsetze und es trotzdem nicht schaffe, besser zu werden, kann ich mir nichts vorwerfen.

Würden Sie Ihre Ernährung umstellen? Novak Djokovic soll das viel gebracht haben.
Wenn einer so gut spielt, müssen immer Gründe ausgegraben werden. Auch ich arbeite mit einem Ernährungsberater zusammen und achte darauf, was ich zu mir nehme.

Warum aßen Sie bei den US Open an sechs Tagen  einen Döner von einem Straßenverkäufer? Herr Petzschner, Sie konnten sich mit Ihrem Partner Jürgen Melzer nach 2010 zum zweiten Mal für das Doppel-Masters in London qualifizieren. Wie erleben Sie den Saison­abschluss?
In dieser Atmosphäre gegen die besten Doppel der Welt anzutreten, ist ein Wahnsinn. Es ist für mich nicht alltäglich, vor über 17.000 Fans gegen die Bryan-Brüder aufzulaufen. In London hat man auch als Doppelspieler das Gefühl, dass die Zuschauer kommen, um unsere Matches zu sehen. Das macht mich verdammt stolz.

Der Titel bei den US Open war der Schlüssel zur Masters-Qualifikation. Was bedeutet Ihnen dieser Triumph?
Es ist ein Grand Slam-Sieg das ist eine große Leistung. Vor allem, weil Jürgen und ich unseren ersten Major-Sieg in Wimbledon 2010 bestätigen konnten. Grand Slam-Triumphe sind einfach das Maß aller Dinge im Tennis.

Auch im Doppel?
Es ist klar, dass ein Einzeltitel bei einem Grand Slam mehr zählt. Aber so viele Grand Slam-Einzel­sieger hat es im Herrentennis während der ­letzten fünf Jahre nicht gegeben. Außer Federer, Nadal und Djokovic hat das nur noch del Potro geschafft.

Wünschen Sie sich mehr Wertschätzung?
Es ist schon schade, dass es die meisten Medien in Deutschland nicht besonders interessiert, was Jürgen und ich erreicht haben.

Initiierten Sie deswegen im Sommer 2011 einen Medienboykott?
Medienboykott ist mir eine Nummer zu hoch gegriffen. Ich war zu der Zeit in keiner guten Verfassung. Wir verloren das Davis Cup-Heim­spiel gegen Frankreich, dann überstand ich die Auftaktrunden in Stuttgart und Hamburg nicht. Hinzu kam, dass ich auch körperlich angeschlagen war. Später stellte sich heraus, dass ich Pfeiffersches Drüsenfieber hatte. In dieser Zeit bekam ich ständig zu hören, wie schlecht das deutsche Herrentennis sei. Als ich dann in Hamburg vor die Presse trat, dachte ich: Kommt mir jetzt ein Journalist blöd, dann antworte ich auch blöd.

Sie lieferten am Rothenbaum keine Glanz­leistung ab. Und dann fragte jemand: Was bitte war das denn? So eine Frage reicht schon, um Sie zu provozieren?
Ja, das reichte, weil ich einfach fertig war. Ich habe dann zehn Minuten nicht das gemacht, was von mir erwartet wurde und habe auf alle Fragen mit Aussagen zum Fußballclub HSV geantwortet. Danach war von einem großen Eklat die Rede völlig übertrieben. Ein Eklat wäre es gewesen, wenn ich den Schiedsrichter verprügelt hätte.

Können Sie sich vorstellen, dass Journalisten irritiert sind, wenn sie normale Fragen stellen und Sie dann so seltsam antworten?
In meiner Situation fand ich die Eingangsfrage unangebracht. Sicher wäre es diplomatischer gewesen, sie gar nicht erst zu beantworten und auf die nächste Frage zu warten. Aber: Wer mich kennt, weiß, dass er mich mit Humor nehmen muss. Ich fand, es waren lustige Antworten.

Bedauern Sie Ihr Verhalten im Nachhinein?
Es war eine spontane Aktion. Wenn ich gewusst hätte, was das für Wellen schlägt, hätte ich es vielleicht nicht gemacht. Allerdings ist es auch bezeichnend, wenn ich bei Google mit den Suchwörtern Petzschner Eklat Hamburg über 500 Einträge finde, mit den Stichwörtern Petzschner Wimbledonsieg aber nur knapp 150. Da stimmen die Prioritäten nicht mehr.

Überraschte Sie dieses Medienecho?
Es war nicht meine Absicht, auf diese Weise in die Öffentlichkeit zu drängen. Mein Wunsch ist es, fair beurteilt und auch unterstützt zu werden. Von den Medien und vom Deutschen Tennis Bund.

Was verlangen Sie vom DTB?
Mehr Rückendeckung für uns Spieler. Es ist die Aufgabe vom Teamchef, vom Sportdirektor und auch vom DTB-Präsidium, sich vor das Team zu stellen, wenn auf die Spieler eingeschlagen wird wie in Stuttgart nach der Davis Cup-Niederlage gegen Frankreich. Beim Fußball heißt es immer, die Mannschaft habe versagt. Einzelne Spieler werden nicht herausgegriffen. Bei uns läuft es genau andersrum.

Tennis bleibt ein Einzelsport, auch wenn man im Davis Cup als Mannschaft antritt.
Das sehe ich anders. Wir Spieler bilden beim Davis Cup eine Einheit, zu der auch alle anderen Personen zählen, die uns dabei unterstützen. Das versteht die Öffentlichkeit nicht. Kein Journalist kommt auf die Idee, die Wahl des Spielortes, den Belag oder die Aufstellung zu hinterfragen. Es geht immer nur um die Leistungen von uns Spielern. Das ist bis zu einem gewissen Grad auch gerechtfertigt. Aber wir müssen oft falsche Entscheidungen des DTB ausbaden. Bei unserem letzten Heimspiel in Stuttgart wurde der Spieltort aus rein wirtschaftlichen Gründen gewählt. Wenn wir Spieler dann verlieren, sollte man hinterher nicht nur uns kritisieren. Das machen sich viele zu einfach.

Also war es ein Fehler, in Stuttgart zu spielen?
Ja. Der Deutsche Tennis Bund hat sich von einer Vermarktungsagentur abhängig gemacht, die unsere Heimspiele ausrichtet, aber dafür zu wenig unternimmt. In ganz Stuttgart hing kein einziges Davis Cup-Plakat. Außerdem war ein Sandplatz nicht die erste Wahl der Spieler.

Für die Agentur war es praktisch, weil sie nach dem Davis Cup auf der gleichen Anlage den Mercedes-Cup ausrichten konnte.
Dabei hätte alles dafür getan werden müssen, dass wir ein ordentliches Heimspiel haben. Wir reden hier von einem Viertelfinale in der Weltgruppe! Ob eine Agentur durch die Ausrichtung von zwei Events hintereinander Geld spart oder nicht, darf keine Rolle spielen. Wenn die nächsten Rechte für unsere Heimspiele zum Verkauf stehen, werde ich versuchen, sie zu kaufen. Mein Schwager hat eine eigene Marketingfirma. Mit ihm zusammen will ich den Davis Cup in Deutschland besser vermarkten. Ich habe viele Ideen und Kontakte.

Ist das Ihr Ernst?
Klar. Die aktuellen Vermarktungsstrukturen sind altbacken. Es müssen Verantwortliche mit Visionen das Ruder übernehmen. Deshalb hoffe ich auch, dass das neu gewählte DTB-Präsidium etwas bewegen wird.

Herr Petzschner, kann es sein, dass bei Ihnen vor allem die anderen Schuld haben, Sie aber immer alles richtig machen?
Das ist Quatsch. Meine Saison war nicht überragend, das weiß ich selbst. Aber: Statistisch war es mein bestes Jahr als Profi. Ich habe noch nie so viele Matches auf der ATP-Tour gewonnen (24 Anm. der Redaktion). Ich will nicht mit Lob überschüttet werden, aber man sollte die Realitäten sehen und gerecht bewerten. Ich bin keiner, der gerne Ausreden sucht, sondern eher selbstkritisch seine Leistungen beurteilt. Ich hatte 2011 fast drei Monate eine schwere Viruserkrankung, dennoch spielte ich nicht so schlecht, das darf man nicht vergessen. Diejenigen, die mich kritisieren, sollten sich selbst fragen, ob sie zu den Top 60 in ihrem Beruf gehören und zwar weltweit.

Aber auf den großen Bühnen, bei den Grand Slam-Turnieren, spielten Sie und auch die anderen Deutschen im Einzel überhaupt keine Rolle.
Unsere Ergebnisse waren 2011 insgesamt ganz gut. Philipp Kohlschreiber gewann in Halle, Florian Mayer in Bukarest und ich die US Open im Doppel. Zusammen siegten wir beim World Team Cup. Es gab schon schlechtere Jahre. Richtig ist, dass wir bei den Grand Slams besser werden müssen. Und das wollen wir auch unbedingt. Was das bringt, sieht man bei den deutschen Damen. Allerdings: Ich finde es schon seltsam, dass vor einigen Jahren, als es keine erfolgreiche Dame gab, die Presse nicht so negativ schrieb wie über uns derzeit. Als Florian Mayer in München das Finale verlor, stand am nächsten Tag in der Zeitung Der ewige Zweite. Das verstehe ich nicht. Mayer gehört zu den Besten in einem Weltsport.

Sie selbst haben sich in den Top 100 etabliert. Wird man dadurch auf Dauer zu bequem, um weiter nach oben zu kommen?
Ich war früher viel gemütlicher als heute. Lange habe ich immer gedacht, alles läuft schon von allein. Heute bin ich viel ehrgeiziger.

Müssten Sie nicht mehr Opfer ­bringen, um sich weiterzuentwickeln?
Ich habe einen Konditionstrainer, einen Coach und einen Physiotherapeuten in meinem Team. Ich mache im Dezember vier Tage Urlaub in Dubai, danach beginnt die Vorbereitung für die nächste Saison. Es ist nicht so, dass ich nicht an mir arbeite, aber es fragt nie jemand danach, weil ich nicht ganz oben im Ranking stehe. Ob sich der ganze Aufwand lohnt, wird sich zeigen. Wenn ich die Vorgaben meiner Trainer konsequent umsetze und es trotzdem nicht schaffe, besser zu werden, kann ich mir nichts vorwerfen.

Würden Sie Ihre Ernährung umstellen? Novak Djokovic soll das viel gebracht haben.
Wenn einer so gut spielt, müssen immer Gründe ausgegraben werden. Auch ich arbeite mit einem Ernährungsberater zusammen und achte darauf, was ich zu mir nehme.

Warum aßen Sie bei den US Open an sechs Tagen  einen Döner von einem Straßenverkäufer?
Das habe ich aus Aberglauben gemacht. Es fing mit einem Döner an und bis zum Doppelfinale habe ich nicht mehr damit aufgehört nach dem Motto Never change a winning system. Jetzt kann ich Döner aber nicht mehr sehen.

Halten Sie das für professionell?
Zumindest hat es mich nicht daran gehindert, die US Open im Doppel zu gewinnen.

 Haben Sie Angst, dass Sie als Spieler enden werden, der sein großes Talent vergeudet hat?
Nein. Ich habe noch ein paar Jahre vor mir, in denen ich angreifen will. Oft sind es Kleinigkeiten, die einen als Profispieler weiterbringen. Ich habe zuletzt mein Spiel im Training etwas umgestellt und rücke nun näher an die Grund­linie vor, um aggressiver zu spielen. Das muss ich 2012 auf den großen Turnieren umsetzen. Die Gegner auf meinem Level habe ich gut im Griff. Aber für meinen Anspruch ist das zu wenig. Ich will auch die ­Großen schlagen.

Das habe ich aus Aberglauben gemacht. Es fing mit einem Döner an und bis zum Doppelfinale habe ich nicht mehr damit aufgehört nach dem Motto Never change a winning system. Jetzt kann ich Döner aber nicht mehr sehen.

Halten Sie das für professionell?
Zumindest hat es mich nicht daran gehindert, die US Open im Doppel zu gewinnen.

Haben Sie Angst, dass Sie als Spieler enden werden, der sein großes Talent vergeudet hat?
Nein. Ich habe noch ein paar Jahre vor mir, in denen ich angreifen will. Oft sind es Kleinigkeiten, die einen als Profispieler weiterbringen. Ich habe zuletzt mein Spiel im Training etwas umgestellt und rücke nun näher an die Grund­linie vor, um aggressiver zu spielen. Das muss ich 2012 auf den großen Turnieren umsetzen. Die Gegner auf meinem Level habe ich gut im Griff. Aber für meinen Anspruch ist das zu wenig. Ich will auch die ­Großen schlagen.

Herr Petzschner, Sie konnten sich mit Ihrem Partner Jürgen Melzer nach 2010 zum zweiten Mal für das Doppel-Masters in London qualifizieren. Wie erleben Sie den Saison­abschluss?
In dieser Atmosphäre gegen die besten Doppel der Welt anzutreten, ist ein Wahnsinn. Es ist für mich nicht alltäglich, vor über 17.000 Fans gegen die Bryan-Brüder aufzulaufen. In London hat man auch als Doppelspieler das Gefühl, dass die Zuschauer kommen, um unsere Matches zu sehen. Das macht mich verdammt stolz.

Der Titel bei den US Open war der Schlüssel zur Masters-Qualifikation. Was bedeutet Ihnen dieser Triumph?
Es ist ein Grand Slam-Sieg das ist eine große Leistung. Vor allem, weil Jürgen und ich unseren ersten Major-Sieg in Wimbledon 2010 bestätigen konnten. Grand Slam-Triumphe sind einfach das Maß aller Dinge im Tennis.

Auch im Doppel?
Es ist klar, dass ein Einzeltitel bei einem Grand Slam mehr zählt. Aber so viele Grand Slam-Einzel­sieger hat es im Herrentennis während der ­letzten fünf Jahre nicht gegeben. Außer Federer, Nadal und Djokovic hat das nur noch del Potro geschafft.

Wünschen Sie sich mehr Wertschätzung?
Es ist schon schade, dass es die meisten Medien in Deutschland nicht besonders interessiert, was Jürgen und ich erreicht haben.

Initiierten Sie deswegen im Sommer 2011 einen Medienboykott?
Medienboykott ist mir eine Nummer zu hoch gegriffen. Ich war zu der Zeit in keiner guten Verfassung. Wir verloren das Davis Cup-Heim­spiel gegen Frankreich, dann überstand ich die Auftaktrunden in Stuttgart und Hamburg nicht. Hinzu kam, dass ich auch körperlich angeschlagen war. Später stellte sich heraus, dass ich Pfeiffersches Drüsenfieber hatte. In dieser Zeit bekam ich ständig zu hören, wie schlecht das deutsche Herrentennis sei. Als ich dann in Hamburg vor die Presse trat, dachte ich: Kommt mir jetzt ein Journalist blöd, dann antworte ich auch blöd.

Sie lieferten am Rothenbaum keine Glanz­leistung ab. Und dann fragte jemand: Was bitte war das denn? So eine Frage reicht schon, um Sie zu provozieren?
Ja, das reichte, weil ich einfach fertig war. Ich habe dann zehn Minuten nicht das gemacht, was von mir erwartet wurde und habe auf alle Fragen mit Aussagen zum Fußballclub HSV geantwortet. Danach war von einem großen Eklat die Rede völlig übertrieben. Ein Eklat wäre es gewesen, wenn ich den Schiedsrichter verprügelt hätte.

Können Sie sich vorstellen, dass Journalisten irritiert sind, wenn sie normale Fragen stellen und Sie dann so seltsam antworten?
In meiner Situation fand ich die Eingangsfrage unangebracht. Sicher wäre es diplomatischer gewesen, sie gar nicht erst zu beantworten und auf die nächste Frage zu warten. Aber: Wer mich kennt, weiß, dass er mich mit Humor nehmen muss. Ich fand, es waren lustige Antworten.

Bedauern Sie Ihr Verhalten im Nachhinein?
Es war eine spontane Aktion. Wenn ich gewusst hätte, was das für Wellen schlägt, hätte ich es vielleicht nicht gemacht. Allerdings ist es auch bezeichnend, wenn ich bei Google mit den Suchwörtern Petzschner Eklat Hamburg über 500 Einträge finde, mit den Stichwörtern Petzschner Wimbledonsieg aber nur knapp 150. Da stimmen die Prioritäten nicht mehr.

Überraschte Sie dieses Medienecho?
Es war nicht meine Absicht, auf diese Weise in die Öffentlichkeit zu drängen. Mein Wunsch ist es, fair beurteilt und auch unterstützt zu werden. Von den Medien und vom Deutschen Tennis Bund.

Was verlangen Sie vom DTB?
Mehr Rückendeckung für uns Spieler. Es ist die Aufgabe vom Teamchef, vom Sportdirektor und auch vom DTB-Präsidium, sich vor das Team zu stellen, wenn auf die Spieler eingeschlagen wird wie in Stuttgart nach der Davis Cup-Niederlage gegen Frankreich. Beim Fußball heißt es immer, die Mannschaft habe versagt. Einzelne Spieler werden nicht herausgegriffen. Bei uns läuft es genau andersrum.

Tennis bleibt ein Einzelsport, auch wenn man im Davis Cup als Mannschaft antritt.
Das sehe ich anders. Wir Spieler bilden beim Davis Cup eine Einheit, zu der auch alle anderen Personen zählen, die uns dabei unterstützen. Das versteht die Öffentlichkeit nicht. Kein Journalist kommt auf die Idee, die Wahl des Spielortes, den Belag oder die Aufstellung zu hinterfragen. Es geht immer nur um die Leistungen von uns Spielern. Das ist bis zu einem gewissen Grad auch gerechtfertigt. Aber wir müssen oft falsche Entscheidungen des DTB ausbaden. Bei unserem letzten Heimspiel in Stuttgart wurde der Spieltort aus rein wirtschaftlichen Gründen gewählt. Wenn wir Spieler dann verlieren, sollte man hinterher nicht nur uns kritisieren. Das machen sich viele zu einfach.

Also war es ein Fehler, in Stuttgart zu spielen?
Ja. Der Deutsche Tennis Bund hat sich von einer Vermarktungsagentur abhängig gemacht, die unsere Heimspiele ausrichtet, aber dafür zu wenig unternimmt. In ganz Stuttgart hing kein einziges Davis Cup-Plakat. Außerdem war ein Sandplatz nicht die erste Wahl der Spieler.

Für die Agentur war es praktisch, weil sie nach dem Davis Cup auf der gleichen Anlage den Mercedes-Cup ausrichten konnte.
Dabei hätte alles dafür getan werden müssen, dass wir ein ordentliches Heimspiel haben. Wir reden hier von einem Viertelfinale in der Weltgruppe! Ob eine Agentur durch die Ausrichtung von zwei Events hintereinander Geld spart oder nicht, darf keine Rolle spielen. Wenn die nächsten Rechte für unsere Heimspiele zum Verkauf stehen, werde ich versuchen, sie zu kaufen. Mein Schwager hat eine eigene Marketingfirma. Mit ihm zusammen will ich den Davis Cup in Deutschland besser vermarkten. Ich habe viele Ideen und Kontakte.

Ist das Ihr Ernst?
Klar. Die aktuellen Vermarktungsstrukturen sind altbacken. Es müssen Verantwortliche mit Visionen das Ruder übernehmen. Deshalb hoffe ich auch, dass das neu gewählte DTB-Präsidium etwas bewegen wird.

Herr Petzschner, kann es sein, dass bei Ihnen vor allem die anderen Schuld haben, Sie aber immer alles richtig machen?
Das ist Quatsch. Meine Saison war nicht überragend, das weiß ich selbst. Aber: Statistisch war es mein bestes Jahr als Profi. Ich habe noch nie so viele Matches auf der ATP-Tour gewonnen (24 Anm. der Redaktion). Ich will nicht mit Lob überschüttet werden, aber man sollte die Realitäten sehen und gerecht bewerten. Ich bin keiner, der gerne Ausreden sucht, sondern eher selbstkritisch seine Leistungen beurteilt. Ich hatte 2011 fast drei Monate eine schwere Viruserkrankung, dennoch spielte ich nicht so schlecht, das darf man nicht vergessen. Diejenigen, die mich kritisieren, sollten sich selbst fragen, ob sie zu den Top 60 in ihrem Beruf gehören und zwar weltweit.

Aber auf den großen Bühnen, bei den Grand Slam-Turnieren, spielten Sie und auch die anderen Deutschen im Einzel überhaupt keine Rolle.
Unsere Ergebnisse waren 2011 insgesamt ganz gut. Philipp Kohlschreiber gewann in Halle, Florian Mayer in Bukarest und ich die US Open im Doppel. Zusammen siegten wir beim World Team Cup. Es gab schon schlechtere Jahre. Richtig ist, dass wir bei den Grand Slams besser werden müssen. Und das wollen wir auch unbedingt. Was das bringt, sieht man bei den deutschen Damen. Allerdings: Ich finde es schon seltsam, dass vor einigen Jahren, als es keine erfolgreiche Dame gab, die Presse nicht so negativ schrieb wie über uns derzeit. Als Florian Mayer in München das Finale verlor, stand am nächsten Tag in der Zeitung Der ewige Zweite. Das verstehe ich nicht. Mayer gehört zu den Besten in einem Weltsport.

Sie selbst haben sich in den Top 100 etabliert. Wird man dadurch auf Dauer zu bequem, um weiter nach oben zu kommen?
Ich war früher viel gemütlicher als heute. Lange habe ich immer gedacht, alles läuft schon von allein. Heute bin ich viel ehrgeiziger.

Müssten Sie nicht mehr Opfer ­bringen, um sich weiterzuentwickeln?
Ich habe einen Konditionstrainer, einen Coach und einen Physiotherapeuten in meinem Team. Ich mache im Dezember vier Tage Urlaub in Dubai, danach beginnt die Vorbereitung für die nächste Saison. Es ist nicht so, dass ich nicht an mir arbeite, aber es fragt nie jemand danach, weil ich nicht ganz oben im Ranking stehe. Ob sich der ganze Aufwand lohnt, wird sich zeigen. Wenn ich die Vorgaben meiner Trainer konsequent umsetze und es trotzdem nicht schaffe, besser zu werden, kann ich mir nichts vorwerfen.

Würden Sie Ihre Ernährung umstellen? Novak Djokovic soll das viel gebracht haben.
Wenn einer so gut spielt, müssen immer Gründe ausgegraben werden. Auch ich arbeite mit einem Ernährungsberater zusammen und achte darauf, was ich zu mir nehme.

Warum aßen Sie bei den US Open an sechs Tagen  einen Döner von einem Straßenverkäufer? Herr Petzschner, Sie konnten sich mit Ihrem Partner Jürgen Melzer nach 2010 zum zweiten Mal für das Doppel-Masters in London qualifizieren. Wie erleben Sie den Saison­abschluss?
In dieser Atmosphäre gegen die besten Doppel der Welt anzutreten, ist ein Wahnsinn. Es ist für mich nicht alltäglich, vor über 17.000 Fans gegen die Bryan-Brüder aufzulaufen. In London hat man auch als Doppelspieler das Gefühl, dass die Zuschauer kommen, um unsere Matches zu sehen. Das macht mich verdammt stolz.

Der Titel bei den US Open war der Schlüssel zur Masters-Qualifikation. Was bedeutet Ihnen dieser Triumph?
Es ist ein Grand Slam-Sieg das ist eine große Leistung. Vor allem, weil Jürgen und ich unseren ersten Major-Sieg in Wimbledon 2010 bestätigen konnten. Grand Slam-Triumphe sind einfach das Maß aller Dinge im Tennis.

Auch im Doppel?
Es ist klar, dass ein Einzeltitel bei einem Grand Slam mehr zählt. Aber so viele Grand Slam-Einzel­sieger hat es im Herrentennis während der ­letzten fünf Jahre nicht gegeben. Außer Federer, Nadal und Djokovic hat das nur noch del Potro geschafft.

Wünschen Sie sich mehr Wertschätzung?
Es ist schon schade, dass es die meisten Medien in Deutschland nicht besonders interessiert, was Jürgen und ich erreicht haben.

Initiierten Sie deswegen im Sommer 2011 einen Medienboykott?
Medienboykott ist mir eine Nummer zu hoch gegriffen. Ich war zu der Zeit in keiner guten Verfassung. Wir verloren das Davis Cup-Heim­spiel gegen Frankreich, dann überstand ich die Auftaktrunden in Stuttgart und Hamburg nicht. Hinzu kam, dass ich auch körperlich angeschlagen war. Später stellte sich heraus, dass ich Pfeiffersches Drüsenfieber hatte. In dieser Zeit bekam ich ständig zu hören, wie schlecht das deutsche Herrentennis sei. Als ich dann in Hamburg vor die Presse trat, dachte ich: Kommt mir jetzt ein Journalist blöd, dann antworte ich auch blöd.

Sie lieferten am Rothenbaum keine Glanz­leistung ab. Und dann fragte jemand: Was bitte war das denn? So eine Frage reicht schon, um Sie zu provozieren?
Ja, das reichte, weil ich einfach fertig war. Ich habe dann zehn Minuten nicht das gemacht, was von mir erwartet wurde und habe auf alle Fragen mit Aussagen zum Fußballclub HSV geantwortet. Danach war von einem großen Eklat die Rede völlig übertrieben. Ein Eklat wäre es gewesen, wenn ich den Schiedsrichter verprügelt hätte.

Können Sie sich vorstellen, dass Journalisten irritiert sind, wenn sie normale Fragen stellen und Sie dann so seltsam antworten?
In meiner Situation fand ich die Eingangsfrage unangebracht. Sicher wäre es diplomatischer gewesen, sie gar nicht erst zu beantworten und auf die nächste Frage zu warten. Aber: Wer mich kennt, weiß, dass er mich mit Humor nehmen muss. Ich fand, es waren lustige Antworten.

Bedauern Sie Ihr Verhalten im Nachhinein?
Es war eine spontane Aktion. Wenn ich gewusst hätte, was das für Wellen schlägt, hätte ich es vielleicht nicht gemacht. Allerdings ist es auch bezeichnend, wenn ich bei Google mit den Suchwörtern Petzschner Eklat Hamburg über 500 Einträge finde, mit den Stichwörtern Petzschner Wimbledonsieg aber nur knapp 150. Da stimmen die Prioritäten nicht mehr.

Überraschte Sie dieses Medienecho?
Es war nicht meine Absicht, auf diese Weise in die Öffentlichkeit zu drängen. Mein Wunsch ist es, fair beurteilt und auch unterstützt zu werden. Von den Medien und vom Deutschen Tennis Bund.

Was verlangen Sie vom DTB?
Mehr Rückendeckung für uns Spieler. Es ist die Aufgabe vom Teamchef, vom Sportdirektor und auch vom DTB-Präsidium, sich vor das Team zu stellen, wenn auf die Spieler eingeschlagen wird wie in Stuttgart nach der Davis Cup-Niederlage gegen Frankreich. Beim Fußball heißt es immer, die Mannschaft habe versagt. Einzelne Spieler werden nicht herausgegriffen. Bei uns läuft es genau andersrum.

Tennis bleibt ein Einzelsport, auch wenn man im Davis Cup als Mannschaft antritt.
Das sehe ich anders. Wir Spieler bilden beim Davis Cup eine Einheit, zu der auch alle anderen Personen zählen, die uns dabei unterstützen. Das versteht die Öffentlichkeit nicht. Kein Journalist kommt auf die Idee, die Wahl des Spielortes, den Belag oder die Aufstellung zu hinterfragen. Es geht immer nur um die Leistungen von uns Spielern. Das ist bis zu einem gewissen Grad auch gerechtfertigt. Aber wir müssen oft falsche Entscheidungen des DTB ausbaden. Bei unserem letzten Heimspiel in Stuttgart wurde der Spieltort aus rein wirtschaftlichen Gründen gewählt. Wenn wir Spieler dann verlieren, sollte man hinterher nicht nur uns kritisieren. Das machen sich viele zu einfach.

Also war es ein Fehler, in Stuttgart zu spielen?
Ja. Der Deutsche Tennis Bund hat sich von einer Vermarktungsagentur abhängig gemacht, die unsere Heimspiele ausrichtet, aber dafür zu wenig unternimmt. In ganz Stuttgart hing kein einziges Davis Cup-Plakat. Außerdem war ein Sandplatz nicht die erste Wahl der Spieler.

Für die Agentur war es praktisch, weil sie nach dem Davis Cup auf der gleichen Anlage den Mercedes-Cup ausrichten konnte.
Dabei hätte alles dafür getan werden müssen, dass wir ein ordentliches Heimspiel haben. Wir reden hier von einem Viertelfinale in der Weltgruppe! Ob eine Agentur durch die Ausrichtung von zwei Events hintereinander Geld spart oder nicht, darf keine Rolle spielen. Wenn die nächsten Rechte für unsere Heimspiele zum Verkauf stehen, werde ich versuchen, sie zu kaufen. Mein Schwager hat eine eigene Marketingfirma. Mit ihm zusammen will ich den Davis Cup in Deutschland besser vermarkten. Ich habe viele Ideen und Kontakte.

Ist das Ihr Ernst?
Klar. Die aktuellen Vermarktungsstrukturen sind altbacken. Es müssen Verantwortliche mit Visionen das Ruder übernehmen. Deshalb hoffe ich auch, dass das neu gewählte DTB-Präsidium etwas bewegen wird.

Herr Petzschner, kann es sein, dass bei Ihnen vor allem die anderen Schuld haben, Sie aber immer alles richtig machen?
Das ist Quatsch. Meine Saison war nicht überragend, das weiß ich selbst. Aber: Statistisch war es mein bestes Jahr als Profi. Ich habe noch nie so viele Matches auf der ATP-Tour gewonnen (24 Anm. der Redaktion). Ich will nicht mit Lob überschüttet werden, aber man sollte die Realitäten sehen und gerecht bewerten. Ich bin keiner, der gerne Ausreden sucht, sondern eher selbstkritisch seine Leistungen beurteilt. Ich hatte 2011 fast drei Monate eine schwere Viruserkrankung, dennoch spielte ich nicht so schlecht, das darf man nicht vergessen. Diejenigen, die mich kritisieren, sollten sich selbst fragen, ob sie zu den Top 60 in ihrem Beruf gehören und zwar weltweit.

Aber auf den großen Bühnen, bei den Grand Slam-Turnieren, spielten Sie und auch die anderen Deutschen im Einzel überhaupt keine Rolle.
Unsere Ergebnisse waren 2011 insgesamt ganz gut. Philipp Kohlschreiber gewann in Halle, Florian Mayer in Bukarest und ich die US Open im Doppel. Zusammen siegten wir beim World Team Cup. Es gab schon schlechtere Jahre. Richtig ist, dass wir bei den Grand Slams besser werden müssen. Und das wollen wir auch unbedingt. Was das bringt, sieht man bei den deutschen Damen. Allerdings: Ich finde es schon seltsam, dass vor einigen Jahren, als es keine erfolgreiche Dame gab, die Presse nicht so negativ schrieb wie über uns derzeit. Als Florian Mayer in München das Finale verlor, stand am nächsten Tag in der Zeitung Der ewige Zweite. Das verstehe ich nicht. Mayer gehört zu den Besten in einem Weltsport.

Sie selbst haben sich in den Top 100 etabliert. Wird man dadurch auf Dauer zu bequem, um weiter nach oben zu kommen?
Ich war früher viel gemütlicher als heute. Lange habe ich immer gedacht, alles läuft schon von allein. Heute bin ich viel ehrgeiziger.

Müssten Sie nicht mehr Opfer ­bringen, um sich weiterzuentwickeln?
Ich habe einen Konditionstrainer, einen Coach und einen Physiotherapeuten in meinem Team. Ich mache im Dezember vier Tage Urlaub in Dubai, danach beginnt die Vorbereitung für die nächste Saison. Es ist nicht so, dass ich nicht an mir arbeite, aber es fragt nie jemand danach, weil ich nicht ganz oben im Ranking stehe. Ob sich der ganze Aufwand lohnt, wird sich zeigen. Wenn ich die Vorgaben meiner Trainer konsequent umsetze und es trotzdem nicht schaffe, besser zu werden, kann ich mir nichts vorwerfen.

Würden Sie Ihre Ernährung umstellen? Novak Djokovic soll das viel gebracht haben.
Wenn einer so gut spielt, müssen immer Gründe ausgegraben werden. Auch ich arbeite mit einem Ernährungsberater zusammen und achte darauf, was ich zu mir nehme.

Warum aßen Sie bei den US Open an sechs Tagen  einen Döner von einem Straßenverkäufer?
Das habe ich aus Aberglauben gemacht. Es fing mit einem Döner an und bis zum Doppelfinale habe ich nicht mehr damit aufgehört nach dem Motto Never change a winning system. Jetzt kann ich Döner aber nicht mehr sehen.

Halten Sie das für professionell?
Zumindest hat es mich nicht daran gehindert, die US Open im Doppel zu gewinnen.

Haben Sie Angst, dass Sie als Spieler enden werden, der sein großes Talent vergeudet hat?
Nein. Ich habe noch ein paar Jahre vor mir, in denen ich angreifen will. Oft sind es Kleinigkeiten, die einen als Profispieler weiterbringen. Ich habe zuletzt mein Spiel im Training etwas umgestellt und rücke nun näher an die Grund­linie vor, um aggressiver zu spielen. Das muss ich 2012 auf den großen Turnieren umsetzen. Die Gegner auf meinem Level habe ich gut im Griff. Aber für meinen Anspruch ist das zu wenig. Ich will auch die ­Großen schlagen.

Das habe ich aus Aberglauben gemacht. Es fing mit einem Döner an und bis zum Doppelfinale habe ich nicht mehr damit aufgehört nach dem Motto Never change a winning system. Jetzt kann ich Döner aber nicht mehr sehen.

Halten Sie das für professionell?
Zumindest hat es mich nicht daran gehindert, die US Open im Doppel zu gewinnen.

Haben Sie Angst, dass Sie als Spieler enden werden, der sein großes Talent vergeudet hat?
Nein. Ich habe noch ein paar Jahre vor mir, in denen ich angreifen will. Oft sind es Kleinigkeiten, die einen als Profispieler weiterbringen. Ich habe zuletzt mein Spiel im Training etwas umgestellt und rücke nun näher an die Grund­linie vor, um aggressiver zu spielen. Das muss ich 2012 auf den großen Turnieren umsetzen. Die Gegner auf meinem Level habe ich gut im Griff. Aber für meinen Anspruch ist das zu wenig. Ich will auch die ­Großen schlagen.zapatillas air jordan 1 outlet | nike blazer mid 77 indigo dc8246 100 release date