Jürgen Melzer: „Wir haben das stärkere Doppel“
Deutschland gegen Österreich im Fußball ist dieser Ländervergleich stets ein emotionales Ereignis. Im Tennis-Davis Cup auch?
Es ist definitiv etwas Besonderes. Man sieht sich das Jahr regelmäßig auf der Tour, da fallen schon mal Sprüche. Es wird vermutlich auch in den deutschen Medien viel gestichelt werden, nach dem Motto: die kleinen Ösis gegen uns übermächtige Deutsche. Das hat schon im letzten Jahr begonnen, als wir als Gegner zugelost wurden. Worauf ich hoffe: Wenn wir gewinnen, dann haben die Deutschen für ein paar Jahre den Scherm (Anm. der Red.: österreichisch für Nachttopf) auf.
Sind Sie vor diesem Duell aufgeregter als vor einer gewöhnlichen Davis Cup-Partie?
Nein, es ist mir wurscht, wer auf dem Platz steht. Wir sind sicherlich Außenseiter, aber mit dieser Rolle kann ich mich anfreunden. Deutschland hat viel mehr potenzielle Einzelspieler: Kohlschreiber, Kiefer, Schüttler und einige andere. Bei uns bin ich im Moment der Einzige unter den Top 100. Ich hoffe, dass Stefan Koubek nach seiner Verletzung (Anm. d. Red.: Bandscheibenoperation im Mai 2008) wieder in Form sein wird. Aber: Wir haben das stärkere Doppel.
Wie ist Ihr Verhältnis zur gegnerischen Mannschaft?
Der einzige, mit dem ich nichts zu tun habe, ist Kohlschreiber. Mit Schüttler verstehe ich mich ganz gut, mit Philipp Petzschner sehr gut. Nicolas Kiefer ist auch okay. Leider habe ich gegen ihn eine 0:7-Bilanz, aber es gab nur einen oder zwei klare Siege für ihn. Ansonsten waren es enge Matches. Kiefer als Konterspieler liegt meine schnelle Spielweise. Vielleicht tritt ja auch Tommy Haas an. Wenn er wieder in Form ist, spielt er sehr gutes Tennis. Eigentlich müsste er unter den Top Ten stehen. Trotzdem glaube ich nicht, dass ich mich verstecken muss.
Haben Sie Erinnerungen an die letzte Begegnung beider Länder 1994 in Graz?
Ich habe die Partie im Fernsehen gesehen. Vor allem das Muster-Stich-Match habe ich sehr intensiv verfolgt. An den ersten Satz von Horst Skoff gegen Marc Goellner kann ich mich auch erinnern. Es war wahrscheinlich die mieseste Stimmung, die es in einer österreichischen Halle während einer Davis Cup-Begegnung jemals gegeben hat. Ich weiß noch, dass die Zuschauer Stich ausgebuht haben. Im Doppel war es auch schlimm für die Deutschen. Patrik Kühnen hat einmal erzählt, dass die Deutschen nach dem vierten Satz offiziell auf die Toilette gegangen sind. In Wirklichkeit waren sie aber in der Kabine, damit sie ein paar Minuten dem Hexenkessel entfliehen konnten.
Damals siegte Deutschland 3:2. Wie endet die Partie im Februar 2009?
Deutschland ist der Favorit. Ich würde die Chancen aber nur mit 55:45 für Kohlschreiber und Co. einschätzen. Ein Wunschresultat wäre ein 2:1 nach den ersten beiden Tagen. Noch besser wäre es, 2:0 nach dem ersten Tag zu führen und im Doppel den Sack zuzumachen. Auch das wäre möglich. Zwischen Deutschland und Österreich liegen keine Welten.
Interview: Wolfgang Wonesch
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