Karen Khachanov im Interview: „Den Vergleich mit Safin mag ich”
Karen Khachanov war einer der Aufsteiger des Tennisjahres 2018 und steht nach den French Open erstmals in den Top 10. Im Interview mit tennis MAGAZIN spricht er über sein Idol, sein Studium und das kuriose Kennenlernen seiner Frau.
Herr Khachanov, Sie haben beim Drittrundenmatch bei den US Open gegen Rafael Nadal (7:5, 5:7, 6:7, 6:7; die Redaktion) begeistert. War dies der Klickmoment in Ihrem Kopf, dass Sie die besten Spieler schlagen können?
Ja, teilweise schon. Dieses Match war geprägt von hoher Qualität, eines der besten, das ich bislang gespielt habe. Nicht nur vom spielerischen Level, sondern auch vom kämpferischen Einsatz. Auch wenn ich das Match verloren habe, hat es mich sehr positiv gestimmt. Dieses Match hat mir mehr Motivation und Energie gegeben, wie ich gegen die Besten bestehen kann.
Zum Ende der Saison haben Sie das Masters-Turnier in Paris-Bercy gewonnen und im Finale Novak Djokovic besiegt. Hat dieser Titel Ihre Wahrnehmung bei Ihren Spielerkollegen, Fans und Medien verändert?
Natürlich, ein bisschen. Das ist normal, wenn du die Topstars schlägst und große Titel gewinnst, so wie ich es in Paris-Bercy getan habe. Das Tennispublikum hat mich nun viel mehr auf dem Radar.
Ihr Spielstil erinnert sehr an Marat Safin. Er war ihr Idol, als Sie jung waren. Haben Sie einen Lieblingsmoment mit Safin, an den Sie gerne zurückdenken?
Ich erinnere mich vor allem an seinen Titelgewinn bei den Australian Open 2005, als er Federer im Halbfinale in einem verrückten Match besiegte und dann im Finale Hewitt schlug. Da war ich schon etwas älter und konnte seine Matches sehen. Im Januar habe ich immer die Australian Open geguckt, bevor ich zur Schule gegangen bin.
Finden Sie die Vergleiche mit Safin fair?
Ich mag es nicht, mich mit anderen zu vergleichen. Ich möchte meinen eigenen Namen kreieren. Andererseits, den Vergleich mit Safin mag ich. Er ist Russe, war die Nummer eins der Welt und war mein Lieblingsspieler.
Wie würden Sie Ihre Persönlichkeit beschreiben?
Charismatisch, ehrlich, sehr freundlich, intelligent und höflich (lacht). Wie siehst du mich? (schaut in Richtung seiner Frau Veronika, die beim Interview dabei ist). Das sind genug Komplimente für mich selbst.
Sie haben Ihre Frau Veronika früh mit 20 Jahren geheiratet. Wie wichtig ist eine stabile Beziehung als Profispieler?
Für mich ist das sehr wichtig. Wie es anderen Spielern damit geht, kann ich nicht beurteilen. Das war unsere Entscheidung. Mir hat die frühe Heirat sehr geholfen.
Stimmt die Geschichte, dass Sie bei Ihrer Frau keinen guten ersten Eindruck hinterlassen haben?
Wir kennen uns, seitdem wir acht Jahre alt sind und waren im gleichen Tennisclub. Wir sollten gemeinsam zu einem Sommertenniscamp. Auf dem Flughafen stand sie mit ihrer Mutter und Schwester beim Check-in. Ein Freund und ich waren jung und dumm damals. Wir haben mit dem Gepäckwagen herumgespielt und Veronika, meine zukünftige Frau, angefahren. Sie hat sich zu ihrer Mutter gedreht und gefragt: ‘Wer sind diese Idioten?’ Ihre Mutter meinte nur: ‘Unglücklicherweise fliegen sie mit uns.’ Der Rest ist Geschichte.
Sie spielen in Ihrer Freizeit regelmäßig Schach. Warum?
Ich spiele es gerne, um mich zu entspannen. Es ist nicht so, dass ich jeden Tag spiele. Manchmal einige Tage in der Woche, manchmal ein paarmal im Monat. Das hängt davon ab, wie oft meine Freunde Zeit dafür haben.
Sie haben neben Ihrer Karriere als Tennisprofi Sportwissenschaften studiert. Wie weit ist Ihr Studium fortgeschritten?
Ich habe vergangenes Jahr im Juni mein Studium beendet. Ich bin nun Professor der Sportwissenschaften. Nein, ich mache nur Witze (lacht). Ich habe bislang nur einen Bachelor-Abschluss. In Russland ist es verpflichtend, nach der Schule ein Studium zu machen oder zur Armee zu gehen.
Ihr Spitzname ist Djan. Warum?
Djan ist ein armenisches Wort. Mein Vater ist Armenier. Deshalb nennen mich meine Familie und Freunde so. Djan bedeutet netter Kerl. Es ist schwer zu übersetzen.
Sie lesen gerne Romane. Haben Sie einen Lieblingsroman?
Ja, sehr gerne. Mein Lieblingsroman ist „Drei Kameraden“ von Erich Maria Remarque.
Sie haben Russland im Alter von 15 Jahren verlassen, um in Kroatien und dann in Spanien zu trainieren. Hat das frühe Verlassen Ihrer Heimat Ihnen geholfen, um schnell als Profi Fuß zu fassen?
Man wird definitiv viel früher reif. Es hat mir dabei geholfen, erwachsener zu werden in jungen Jahren. Wenn du zuhause bist, kümmern sich deine Eltern ständig um dich. Du bist viel entspannter. In diesem Fall musste ich alle Dinge selbst erledigen. Ich denke, das ist vor allem für Junioren ein guter Weg.
Die neue Generation in Russland hat talentierte Spieler mit Ihnen, Daniil Medvedev und Andrey Rublev. Wie ist das Verhältnis untereinander?
Wir sind sehr gut befreundet, sie gehören zu meinen besten Freunde auf der Tour. Andrey hat in meinem Tennisclub gespielt, Daniil kenne ich auch schon, seitdem ich zehn Jahre alt bin. Wir haben viele Turnieren in Russland gemeinsam gespielt. Die beiden waren auch auf meiner Hochzeit.
Der Davis Cup wurde grundlegend reformiert. Wie ist Ihre Meinung zu der Reform?
Wir müssen es testen, um zu sehen, wie es läuft. Dann können wir Rückschlüsse ziehen. Andrey, Daniil und ich stehen für den Davis Cup zur Verfügung.
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