Kimiko Date-Krumm: „Ich bin die Oma der Tour“
Haben Sie einen Plan, wie lange Sie noch spielen wollen?
Ich habe keine Ahnung. Wenn ich mich schwer verletzen sollte, wäre es das Ende. Aber solange ich gesund bleibe, mein Ranking einigermaßen konstant ist und ich bei den großen Turnieren starten kann, spiele ich weiter. Ich hasse es immer noch, zu verlieren. Und ich spiele immer noch gern. Grand Slam-Turniere sind nach wie vor etwas Besonderes für mich. Ich denke, dass ich mich jeden Tag noch etwas verbessern kann. Das motiviert mich.
Wie haben Sie Ihr Spiel in den letzten 20 Jahren verändert?
Ich musste es natürlich ein wenig den neuen Anforderungen anpassen. Das Spiel ist viel schneller geworden, heute geht es nur noch um Power. Ich versuche, schneller bereit zu sein für den Schlag, die Ausholbewegung eher zu starten. Aber die Basis und die Technik meines Spiels sind genauso wie Ende der 80er-Jahre. Ich glaube, es gibt noch viele Gegnerinnen, die meine Spielweise mit den flachen Bällen und Slice-Varianten nicht mögen.
Ende 1996 hatten Sie Ihre Karriere zunächst beendet, damals waren Sie gerade einmal 26 Jahre alt. Was waren die Gründe für Ihren frühen Rücktritt?
Ich hatte keine Lust mehr, ständig zu reisen und an anderen Orten zu sein. Damals habe ich kaum Englisch gesprochen. Heute spreche ich zwar auch nicht gut, aber inzwischen reicht es, um Interviews zu geben (lacht). Ein anderer Grund war das europäische Essen, das ich überhaupt nicht mochte. Früher aß ich nur japanische Gerichte. Das war schwierig bei Turnieren außerhalb Asiens. Das Leben auf der Tour war dadurch eine große Belastung für mich. Heute komme ich viel besser zurecht.
Essen Sie nach wie vor nur japanisch?
Nein, inzwischen esse ich alles – italienisch, französisch, deutsch. Ich habe immer mehr ausprobiert und festgestellt, dass euer europäisches Essen gar nicht so schlecht ist. Ich trinke mittlerweile auch Wein, den mochte ich früher auch nicht. Als ich jung war, dachte ich: Wenn du dich wirklich gesund ernähren willst, darfst du nur japanisch essen. Heute weiß ich, dass das Quatsch ist. Wenn ich zuhause bin, kann ich genug Sushi zu mir nehmen.
Was hat sich verändert zwischen Ihrer ersten Karriere bis 1996 und der zweiten ab 2008?
Auf jeden Fall meine mentale Einstellung. Ich spüre keinen Druck mehr. Früher stürzte sich die Presse ständig auf mich, damit konnte ich nicht umgehen. Inzwischen gibt es einige erfolgreiche Spieler aus Japan. Natürlich hat sich auch auf der Tour vieles verändert. Es gab früher keine Computer, keine Handys. In der Players Lounge haben wir geschlafen oder Karten gespielt. Heute daddelt jeder auf dem Smartphone oder dem Tablet rum. Es ist inzwischen kein Problem mehr, Kontakt mit den Freunden und der Familie zu halten. Anfang der 90er-Jahre habe ich nach meinen Matches noch Faxe nach Hause geschickt! Und aus meiner Heimat haben sie mir oft Zeitungsausschnitte gefaxt, damit ich mitbekomme, was in Japan passiert.