Kristina Mladenovic im Interview: „Eines Tages wird es passieren“
Kristina Mladenovic im Gespräch mit tennis MAGAZIN über ihre zwei Mentalitäten und ihren Freund Dominic Thiem.
Frau Mladenovic, Sie kommen aus einer Athletenfamilie. Gab es überhaupt eine andere Karriereoption als Profisport?
Nicht wirklich. Meine Familie ist unglaublich. Mein Vater war professioneller Handballtorwart, gewann die Goldmedaille mit Jugoslawien bei Olympia 1984 und hat auch gegen alle großen deutschen Teams wie Kiel gespielt. Meine Mutter war eine professionelle Volleyballspielerin. Mein jüngerer Bruder ist Profifußballer in der dritten Liga in Frankreich. Das Lustige ist, dass wir alle in verschiedenen Sportarten sind.
Sie haben einmal gesagt, dass Sie zwei Mentalitäten haben. Eine französische und eine serbische. Beschreiben Sie Ihre beiden Mentalitäten.
In meinem Kopf bin ich eine Serbin, in meinem Herzen bin ich eine Französin. Meine Mentalität ist eher die einer Serbin, weil ich von meinen Eltern erzogen und ausgebildet wurde. Das sind meine Wurzeln. Mein Herz gehört Frankreich. Es hat mir alles gegeben. Ich repräsentiere mit Stolz mein Land.
Sie sind sehr geradeaus auf und abseits des Platzes. Sie vertreten Ihre Meinung sehr klar und emotional, zum Beispiel im Dopingfall von Maria Sharapova. Glauben Sie, dass es die Pflicht einer öffentlichen und bekannten Person ist, über bestimmte Themen zu sprechen?
Ich sage, was ich denke und bin damit eine der wenigen Personen auf der Tour. Die Medien machen es meist größer, als es tatsächlich ist. Ich finde, das sind normale Sachen, über die ich spreche: Gleichheit zwischen Männern und Frauen oder Fairness. Im Dopingfall von Maria ging es um einen sauberen Sport. Jeder sollte dahinter stehen. Daher war auch nichts Verwerfliches an meinen damaligen Aussagen.
Sie erinnern viele Leute an Mary Pierce wegen Ihres Spielstils und auch wegen Ihres Aussehens und Auftretens. Würden Sie dem zustimmen?
Das ist ein schönes Kompliment. Sie war eine tolle Spielerin mit einer großen Karriere. Ich hatte die Möglichkeit, mit ihr beim Fed Cup zusammenzuarbeiten, als sie Co-Kapitänin neben Yannick Noah war. Ich schlage genau wie sie hart von der Grundlinie, es gibt da einige Parallelen. Sie war ein tolles Vorbild für mich. Ich mochte, ihre Art zu spielen, aber ich will meine eigene Persönlichkeit und meinen eigenen Spielstil haben.
Sie haben zwei Grand Slam-Turniere im Doppel gewonnen und waren die Nummer zwei der Welt. Würden Sie im Einzel kürzertreten, um die Nummer eins der Welt zu werden?
Meine Priorität liegt immer auf dem Einzel. Doppel bedeutet für mich Spaß, Erfahrungen sammeln und dient auch als Training fürs Einzel. Wenn es im Doppel gut läuft, dann werde ich das auch weiter so beibehalten. Ich konnte, wenn man Mixed dazuzählt, vier Grand Slam-Turniere im Doppel gewinnen. Es hilft meinem Spiel. Ich war die Nummer zehn im Einzel und glaube, dass ich dort bald wieder stehen kann. Vielleicht sogar etwas besser. Seitdem ich die Nummer eins bei den Junioren war, ist es mein Ziel, überall die Nummer eins zu sein.
Ihr Freund Dominic Thiem hat im Interview mit uns gesagt, dass Sie taffer sind als er, wenn die Dinge auf dem Platz nicht so funktionieren. Das wäre eine Sache, die er von Ihnen lernen kann. Was können Sie von ihm lernen?
Das hat er tatsächlich gesagt? Er ist so bescheiden und demütig. Vielleicht unterschätzt er sich selbst. Er ist solch ein harter Arbeiter. Die Leute auf der Tour wissen, wie viel er jeden Tag in unseren Sport investiert. Er ist ein Vollblutprofi. Nicht jeder ist so tapfer und trainiert so viele Stunden am Tag wie er. Er hat sich seinem Sport verschrieben. Er ist eine Inspiration, nicht nur für mich, wenn es darum geht, seine Ziele und Träume zu verwirklichen und jeden Tag besser zu werden. Und er steht bereits ganz weit oben.
Was sind die positiven Aspekte, wenn man einen Freund hat, der ebenfalls professionelles Tennis spielt?
Wir verstehen uns gegenseitig. Als ich eine bittere Zweitrundeniederlage bei den US Open kassierte, wusste er, wie es mir geht und was ich durchmache. Er unterstützt mich bei allem. Wenn du ein Profisportler bist, ist es manchmal schwer zu verstehen, welche Opfer wir jeden Tag bringen für unsere Passion.
Gibt es negative Aspekte in solch einer Beziehung?
Ich sehe da keine negativen Aspekte. Wir haben nun mal den Lifestyle, den wir haben. Auch wenn er nicht mein Freund wäre, dann würde ich das gleichen Leben führen. Das einzig Negative ist, dass wir viel reisen. Zum Glück gibt es viele kombinierte Turniere, wo wir uns sehen. Wir freuen uns auf den Tag, wo es ruhiger wird, wir älter sind und nicht mehr so viel reisen müssen.
Würden Sie gerne mit Dominic bei einem Grand Slam-Turnier Mixed spielen?
Viele Leute, vor allem unsere Fans, fragen ständig danach, wann wir endlich Mixed zusammen spielen. Ich bin mir sicher, dass es eines Tages passieren wird. Für ihn ist es schwieriger, weil bei den Herren über drei Gewinnsätze gespielt wird. Das kann schon ermüdend sein. Wenn es den richtigen Moment gibt, werden wir spielen.
Sie sprechen fünf Sprachem und verstehen auch ein bisschen Russisch. Wie sieht es mittlerweile mit Ihrem Deutsch aus?
Ich habe angefangen, es zu lernen.
Haben Sie ein Lieblingswort oder einen Lieblingssatz auf Deutsch?
Durch Dominic lerne ich so viele neue Wörter. Hmm, das ist schwierig. Natürlich mag ich den Satz ‚Ich liebe dich’ sehr gerne. Wie wäre es mit: ‚Ich möchte Deutsch lernen’.
Das hört sich doch sehr gut an. In Linz spielen Sie zum ersten Mal in Österreich. Freuen Sie sich?
Ja, sehr. Ich war wegen Dominic schon sehr oft in Österreich, meist in Wien oder Lichtenwörth. In Linz war ich noch nie. Ich habe nur Gutes über das Turnier gehört. Österreich ist zu meiner zweiten Heimat geworden.
Zum Schluss: Einer Ihrer Spitznamen ist Kikipedia. Warum?
Mein eigentlicher Spitzname ist Kiki. Im Fed Cup haben wir uns damals lustige Spitznamen gegeben. Bei mir ist es Kikipedia geworden, weil ich so viele Sprachen spreche, gerne studiere und anscheinend viel Wissen über allgemeine Sachen habe. Wenn ihr etwas wissen wollt, fragt Kikipedia!
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