Martina Hingis: „Ans Aufhören denke ich nicht“
Martina Hingis feierte bei den French Open im Mixed an der Seite von Leander Paes ihren insgesamt 22. Grand-Slam Titel. Es ist ihr siebter Triumph nach dem Comeback 2013. tennis MAGAZIN traf die Schweizerin zum Interview.
Frau Hingis, vor 22 Jahren begann Ihre Karriere. Nach zwei Unterbrechungen sind Sie heute wieder eine der besten Doppelspielerinnen der Welt. Genießen Sie die Tour inzwischen mehr als früher?
Es fühlt sich ganz anders an. Als ich noch Einzel spielte, habe ich fast doppelt so viel trainiert wie heute. Inzwischen genieße ich das Leben auf der Tour auf eine andere Art und Weise. Der Druck ist geringer. Abends gehe ich jetzt auch mal aus, um ein Glas Wein zu trinken. Die Erfolge, die noch kommen, betrachte ich als Bonus. Ich habe immer daran geglaubt, dass es möglich ist, noch große Siege zu feiern.
Was hat Sie dazu bewogen, vor gut zwei Jahren mit Anfang 30 auf die Tour zurückzukehren?
Das ergab sich, als ich 2014 mit Sabine (Lisicki, Anm. d. Red.) trainierte. Ich hatte zwar im Jahr zuvor schon ein paar Mal mit Daniela (Hantuchova, Anm. d. Red.) gespielt, aber ohne größere Erfolge. Als Sabine und ich dann spontan in Miami starteten und die Doppelkonkurrenz gewannen, war das großartig – ein besonderer Erfolg, weil er aus dem Nichts kam. Damals habe ich gemerkt, dass ich im Doppel noch gut mithalten kann.
Hatte die Zusammenarbeit mit Lisicki nicht geklappt, aufgrund unterschiedlicher taktischer Ideen?
Nein, das nicht. Sie kam schon vorher fünf bis sechsmal im Jahr mit ihrem Vater zu uns nach Hause und trainierte mit meiner Mutter. Sie kannte unsere Philosophie. Wir gingen damals auseinander, weil ich meine Priorität wieder auf die eigene Karriere legen wollte. Beides ging nicht. Sie brauchte einen festen Coach für das Einzel. Ich hätte ihr nicht in der nötigen Intensität helfen können.
Spielen Sie heute besser Doppel als früher Einzel?
Wenn man sich die Zahlen anschaut, ja. Ich habe 12 Grand Slam-Turniere im Doppel gewonnen, dazu fünf im Mixed, im Einzel nur fünf. Doppel hat mehr mit Strategie und Taktik zu tun, das liegt mir – auch wenn es heute viel schneller ist als früher. Die Spielerinnen schlagen besser auf, returnieren aggressiver. Aber das Spiel ist nicht intelligenter geworden, deswegen kann ich noch bei den Besten mitspielen.