Martina Hingis: „Ans Aufhören denke ich nicht“
Wie sehr hatte die Rivalität zu Steffi Graf die ersten Jahre Ihrer Karriere geprägt?
Letztlich haben wir ja gar nicht so oft gegeneinander gespielt (neunmal, 7:2 für Graf, Anm. d. Red.). Als ich im März 1997 die Nummer eins wurde, fehlte sie danach auf der Tour für mehr als ein halbes Jahr. Es war schade, weil unsere Begegnungen immer etwas Besonderes waren. Die Duelle waren sehr intensiv.
Vor allem das Endspiel in Paris 1999. Sie führten hoch und verloren doch noch. Am Ende servierten Sie von unten, weinten später in den Armen Ihrer Mutter. War es die bitterste Niederlage Ihrer Karriere?
Es ist keine Partie, an die ich gerne zurückdenke. Trotzdem bin ich stolz, ein Teil dieses Finals gewesen zu sein. Es gibt zwei Matches, die ich heute gern noch einmal spielen würde: das Australian Open-Endspiel 2002 gegen Capriati und das Finale von Roland Garros gegen Steffi. Die Emotionen waren damals heftig. Ich war 18 Jahre alt, extrem ehrgeizig und wollte unbedingt gewinnen. Aber mir waren die Tränen nicht unangenehm. Emotionen gehören dazu, damit es nicht langweilig wird. Und wenn ich eines nie war, dann langweilig (lacht).
Was hat sich nach Ihrer Einzelkarriere auf der Tour verändert?
Man kann verschiedene Zeiten schwer mit-einander vergleichen. Früher spielten die Top Ten in einer Welt für sich – die Williams-Schwestern, Jennifer Capriati, Mary Pierce, Monica Seles. Heute sind die Spielerinnen enger zusammengerückt. Das Niveau in den ersten Runden ist höher als vor zehn oder zwanzig Jahren.
Vermissen Sie das taktisch kluge Spiel, das Sie früher auszeichnete?
Ja, es ist schade, dass man die Spielweise mit Köpfchen nur noch selten sieht. Aber das liegt nicht nur an den Spielerinnen…