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Mats Wilander: „Zverev kann so gut werden wie Nadal & Djokovic“

Am Mittwoch spielt Alexander Zverev sein Zweitrundenmatch gegen Dusan Lajovic, die Nummer 60 der Welt (3. Match nach 11 Uhr auf Court No.1). Ein Gespräch mit Mats Wilander, der ehemaligen Nummer eins und dem aktuellen Eurosport-Experten, über Alexander Zverev – seine Fähigkeiten, die Chance auf die Nummer eins, seine Rivalen in der Zukunft, seine Größe von fast zwei Metern und warum Juan Carlos Ferrero der falsche Trainer war.

Herr Wilander, was halten Sie von Alexander Zverev?
Er ist exzellent. Es gibt kein Limit für ihn. Sein Mindset, wie die Trainer es nennen, ist ausgezeichnet. Er hat die richtige Mentalität. Schaut man sich die Karrieren von Federer, Nadal und Djokovic zu ihrer Bestzeit an, dann weiß man, dass die Mentalität das Entscheidende ist. Zverev hat ein natürliches, ich würde sogar sagen, das perfekte Mindset für einen Profi, der viel erreichen kann.

Viel Lob für einen Spieler, der bei den Grand Slam-Turnieren bislang noch nicht über das Achtelfinale hinausgekommen ist.
Ja. Er ist manchmal noch etwas ungestüm, aber das wird sich mit dem Alter legen. Er hat dieses Feuer. Er ist bereit, seinen Gegner zu bekämpfen. Jeden Tag.

Lassen Sie uns sein Spiel analysieren.
Okay. Zuerst der technische Part. Sein Aufschlag ist riesig. Es ist die Kategorie John Isner. Und er wird immer besser. Generell gilt: Der Aufschlag wird mit dem Alter immer besser. Bei einem Junior ist der Aufschlag nie eine Waffe. Es braucht Zeit, um herauszufinden, wie man effektiv serviert. Dabei spielt es keine Rolle, wie gut der Aufschlag anfangs ist. Mein Aufschlag oder der von Lleyton Hewitt waren zu Beginn der Profikarriere nicht besonders gut. Aber: Auch unsere Aufschläge wurden besser, je älter wir waren. Zverev lernt noch, das Service als Waffe zu benutzen. Aber er macht es jetzt schon sehr gut. Er schlägt nicht nur Asse, sondern nutzt seinen Aufschlag auch, um Punkte aufzubauen. Sein Service ist technisch großartig. Der zweite Aufschlag ist unglaublich.

Was denken Sie über seine Grundschläge?
Ich glaube, die Vorhand hat er stark verbessert. Nicht nur technisch, auch taktisch. Er schlägt sie öfter, riskiert mehr. Die Rückhand ist sein bester Schlag, unglaublich. Aber man kann heute nicht der beste Spieler in der Welt sein, wenn die Vorhand nicht großartig ist. Sie ist jetzt solider bei ihm. Er wählt seine Vorhandschläge besser aus. Er hat weniger Angst, auf den Winner zu gehen. Er hat weniger Angst, den Ball zu verschlagen. Die Rückhand ist der solide Part. Mit der Vorhand schließt man in der Regel die Punkte ab. Es gibt noch einen wichtigen Punkt in seiner Entwicklung.

Der wäre?
Ich war kein großer Fan von seiner Entscheidung, Juan Carlos Ferrero zu verpflichten. Nicht, dass Ferrero kein guter Coach ist. Es ist nichts falsch an ihm. Er war ein großartiger Spieler. Er ist ein guter Trainer, aber er ist zu jung. Zverev muss keinen Supercoach verpflichten, eine dieser Legenden, die viele Slams gewonnen haben. Er ist auf seinem eigenen Weg. Wie Boris Becker damals. Solche Spieler brauchen niemandem, der einem sagt, was sie spielen sollen.

Sie sagen: Zverev braucht Becker nicht?
Zverev braucht niemanden! Er hat einen Vater, der früher gespielt hat. Er hat einen Bruder, der Profi ist. Die kennen das Spiel genauso wie alle anderen. Es ist sehr schwierig für einen Supercoach zu sagen, als 1,98 Meter-Mann musst du so oder so spielen. Ich glaube, es wäre nicht gut, wenn er auf einen Supercoach hören würde. Die sagen vielleicht das Richtige, aber es könnte sein, dass es nicht das Richtige für Zverev ist. Im Moment entscheidet er. Er spielt so, wie er will. Er hat die Bereitschaft zu arbeiten. Er hat ein großartiges Team um sich.

Aber sich Rat von außen zu holen, ist doch grundsätzlich gut, oder?
Nein. Es wäre sehr gefährlich, wenn er in eine bestimmte Richtung gesteuert wird. Noch einmal: Er ist auf seinem Weg. Nadal ist es, Federer ist es. Champions gehen ihren Weg. Das macht den Unterschied zu anderen Spielern aus. Er wird mehr aus seinen Fehlern lernen, wenn er selbst die Entscheidungen trifft. Es ist gut, dass Boris da ist. Aber ihn jeden Tag um sich zu haben, ist nicht notwendig für Zverev. Es ist genau anders herum. Es ist gefährlich. Andy Murray hat Lendl engagiert, als seine Karriere ins Straucheln geriet. Zverev strauchelt nicht. Man muss ihn eher zurückhalten. Er prescht geradezu nach vorne.

Sehen Sie andere Spieler der Next Gen, die Ihnen gefallen?
Denis Shapovalov ist genauso. Auch er ist auf einer Mission. Ich finde, er spielt teilweise zu riskant, aber das wird sich legen. Aber auch er entscheidet, wie er spielen will. Was mir bei Zverev gefällt: In Madrid spielte er gegen Dominic Thiem ab und zu Serve-and-Volley. Gegen Nadal in Rom spielte er Stoppbälle. Vielleicht hat es ihm jemand gesagt, aber ich glaube, die Taktik muss von den Spielern selbst kommen. Es ist ein Gefühl, dem man folgen muss. Für mich ist es komplett falsch, sich steuern zu lassen.

Zverev ist erst 21, finden Sie es erstaunlich, dass er jetzt schon die Nummer drei der Welt ist?
Nein, ich finde es erstaunlich, dass wir nicht mehr Spieler haben, die in dem Alter so weit sind. Es geht um Reife. Die Leute sagen immer, es geht um physische Stärke. Ich sage: Nein, darum geht es nicht. Feliciano Lopez ist nicht stärker als Denis Shapovalov, weil er 35  Jahre alt ist und der Kanadier erst 19. Das ist nicht der Punkt. Die Jugendlichen heute reifen später.

Können Sie das erklären?
Sie sind nicht so reif auf dem Platz wie wir früher. Der Grund ist: die ganzen Akademien. Sie wachsen auf mit einem Coach an der Seite des Platzes. Ihnen wird gesagt, welche Drills sie machen sollen. Wie sie spielen sollen. Welche Taktik. „Hey, schlagt mehr Vorhände. Nadal macht das auch“, sagen sie. Bei Zverev ist das anders. Er wurde groß mit seinem Dad und seinem Bruder. Er spielte schon als Kind viel alleine. Ich bin sicher, der Vater half Mischa und nicht Sascha. Er war auf sich gestellt. Vielleicht sagte er sich: Keiner will mit mir spielen? Dann spiele ich gegen die Wand. Oder: Ich finde einen Freund. Deshalb ist er reifer.

Mats Wilander

LETZTER VON DREI PARIS-TITELN: Mats Wilander 1988 im Stade Roland Garros. Er bezwang damals im Finale den Franzosen Henri Leconte.

Wer werden die Rivalen in Zukunft sein?
Denis Shapovalov. Großes Spiel, tolle Mentalität. Er ist nicht so konstant, aber er bewegt sich großartig. Er hat eine tolle Einstellung. Er ist ein großartiger Athlet. Aber das gilt auch für Zverev. Es gibt keinen Grund, warum Zverev nicht das erreichen sollte, was Nadal und Djokovic erreicht haben. Mit seiner Größe und der Art, wie er von der Grundlinie spielt, kann er eine Macht werden. Ich glaube übrigens Sand ist Zverevs bester Belag. Auf Gras könnte er etwas Probleme bekommen, weil er so groß ist. Andererseits: Er hat diesen Riesenaufschlag.

Ist die Größe ein Problem?
Nein, insgesamt nicht. Es ist ein Vorteil. Er ist ein unmenschlicher Athlet. Wenn man ihn mit anderen großen Spielern vergleicht, ist er fantastisch. Del Potro, der ungefähr genauso groß ist, ist ein unglaublicher Athlet und die Größe hat ihn nicht gestoppt, sondern eher die Verletzungen. Zverev ist nicht zu groß, nicht so groß wie Isner oder Karlovic. Bei ihnen ist es ein Nachteil. Die einzige Chance, dass es Zverev nicht an die Spitze schafft, wäre eine Person, die es verhindert: ein falscher Coach, ein falscher Manager, eine falsche Freundin, ein falscher Freund. Aber wenn er auf sich gestellt ist und frei entscheiden kann, wird er ziemlich vielen Spielern den Hintern versohlen in den nächsten zehn Jahren.

Es gab nie eine Nummer eins, die so groß war …
Er wird die Nummer eins werden. Noch einmal: Es gibt keinen, der ihm bei der Größe Tipps geben kann. Er lernt selbst, er arbeitet physisch hart. Taktisch muss er sich ohnehin jeden Tag auf einen anderen Spieler, eine andere Spielweise einstellen. Ihm zu sagen: Spiel mehr Vorhand, ist Quatsch. Okay, in manchen Matches stimmt das, in anderen wieder nicht. Mal muss er mehr über die Rückhand gehen, flach spielen, dann wieder hoch mit Topspin.

Mats Wilander

AKTIV AUF DEM PLATZ: Mit 53 Jahren spielt der Schwede noch regelmäßig bei Show-Turnieren mit. Seine charakteristische „Vicht“-Geste nach gewonnenen Punkten macht er auch heute noch.

Wie sehen Sie insgesamt seine Entwicklung?
Ich war letztes Jahr nicht so begeistert von ihm. Es ging ein bisschen runter. Für mich sah er wie ein verwirrter Spieler aus nach den ersten Monaten mit Ferrero in seiner Ecke. Okay, am Anfang stimmten die Ergebnisse, aber dann wurde es immer schlechter. In Australien hatte ich das Gefühl, er entwickelt sich zurück zu einem 18-Jährigen. Das war nicht er. Und jetzt? Greift er nach den Sternen!

Wen außer Shapovalov sehen Sie noch als künftigen Rivalen?
Ich weiß es nicht. Einen der US-Boys, Frances Tiafoe könnte ziemlich gefährlich werden, Taylor Fritz, aber ich sehe nicht, dass sie Zverevs Level erreichen.

Dominic Thiem?
Er ist immer noch jung. Für ihn ist wichtig, dass die Nadals und Federers abgedankt haben, bevor er in diese Liga stößt. Thiem hat nicht so eine gute Einstellung wie Zverev. Er ist limitiert bei schnelleren Belägen, weil sein Aufschlag schlechter ist. Und taktisch ist er nicht so intuitiv. Er hat nicht dieses Gefühl für das Spiel. Zverev hat es. Kyrgios auch. Shapovalov hat es, okay er ist ein bisschen wild, und Tiafoe hat es.

Kyrgios? Glauben Sie wirklich, er schafft den Durchbruch?
Bei ihm weiß man nie. Er kann gefährlich sein. Zumindest phasenweise. Er will nicht gegen Zverev verlieren. Das Problem bei Kyrgios ist, dass er nicht das Mindset mitbringt. Für Zverev ist der Himmel die Grenze. Er ist ein „Superstar in the making“ – er ist dabei, einer der ganz Großen zu werden.dolce gabbana portofino lace up sneakers item | Sneaker News & Release Calendar for 2023 in UK | Grailify | 1576 nike air jordan 1 grises y negras