Niki Pilic im Interview: „Ich war ein Spieler ohne Trainer”
Als Spieler hatten sie große Erfolge – wie etwa 1967 das Halbfinale von Wimbledon gegen John Newcombe oder 1973 das Finale bei den French Open gegen Ilie Nastase –, aber als Coach wurden Sie, vor allem in Deutschland, zum Prominenten. Was kommt Ihnen als erstes in den Sinn, wenn Sie an Ihre Trainerkarriere denken?
Ein Gespräch mit dem damaligen DTB-Geschäftsführer Günter Sanders. Ich war bei nationalen Meisterschaften in Bayern mit drei Spielern, die ich damals betreute: Damir Keretic, Peter Elter und Andreas Maurer. Ich war noch immer ein guter Spieler, stärker als diese drei, die um Platz 160 in der Weltrangliste standen. Wir haben hart gearbeitet und nach 13 Monaten standen sie unter den Top 50 – auf den Plätzen 45, 47 und 49. Sanders machte mir ein Angebot, ob ich für den Deutschen Tennis Bund arbeiten wolle. Ich sagte gerne. Wir saßen am Tisch mit Claus Stauder (damals DTB-Präsident, d. Red.). Wilhelm Bungert, mein guter Freund, war damals Kapitän der deutschen Mannschaft. Ich sagte: „Meine Herren, wenn ich die Spieler trainiere, möchte ich auch das Team nominieren.“ Oh, entgegneten mir Stauder und Sanders. „Das macht bei uns eine Kommission.“ Ich sagte, dass ich die Spieler in der Davis Cup-Woche nicht fünf, sechs Stunden am Tag trainieren kann und dann kommt am Mittwoch jemand und sagt, wer spielt. Da mache ich nicht mit. „Ich gehe jetzt auf mein Zimmer, packe meine Koffer und Sie entscheiden sich“, sagte ich. Die Herren vom DTB telefonierten und als ich zur Rezeption kam, sagten Sie mir: „Sie sind unser Mann.“
Was kommt Ihnen als zweites in den Sinn?
1983 gab es in Wimbledon keinen deutschen Spieler im Hauptfeld, aber 41 Amerikaner. Uli Pinner war verletzt und Rolf Gehring hatte Probleme mit dem DTB. Ich war dann sehr stolz, dass sechs Jahre später 13 Deutsche und 22 Amerikaner in Wimbledon spielten. Das war natürlich nicht nur Niki Pilic, das war auch der Becker-Boom, aber es war auch die Ernte von harter Arbeit. Im Davis Cup wurden wir immer besser. Klar, mit Becker war es ein komplett anderer Horizont. Ein paar Monate nach seinem Wimbledon-Sieg 1985 standen wir erstmals im Finale in München. Wir verloren 2:3 gegen Schweden, aber es war mehr drin.
Wenn Sie auf Ihre drei Titel mit Deutschland zurückblicken – auf Göteborg, Stuttgart und Düsseldorf –, welcher war Ihr liebster?
Der erste. Wilander war damals die Nummer eins der Welt, French Open-Sieger, die Schweden spielten zuhause auf Sand. Wilander hatte nie ein Match bei einer 2:0-Satzführung verloren. Edberg war die Nummer vier der Welt und Edberg/Järryd waren das beste Doppel der Welt. Wir waren krasse Außenseiter und dann stand es nach zwei Tagen 3:0 für uns. Es war „Walking on the water“. Rund 2.000 deutsche Fans waren in der Halle in Göteborg, alle hatten eine deutsche Fahne. Nach dem Erfolg war ich um 23 Uhr im Bett, dann kamen die Jungs, klopften an meiner Hotelzimmertür, befahlen mir den Pyjama auszuziehen und wir feierten ein paar Stunden. Man darf aber auch nicht vergessen, 1993 gewannen wir ohne Boris Becker. Ich hätte den Titel nicht erwartet. Ich hatte in dem Jahr viel mit Michael Stich gearbeitet und möchte mich jetzt noch bei ihm bedanken, wie gut er mit mir trainiert hat, wie er seine Teamkameraden wie Dreekmann oder Prinosil motiviert hat, wie er für eine tolle Stimmung in der Mannschaft gesorgt hat. Er war die Nummer zwei der Welt. Wenn damals sein Privatleben in Ordnung gewesen wäre, wäre er die Nummer eins gewesen. Er war 1993 der beste Spieler der Welt.
Mittlerweile sind wir im Jahr 2019 und der Davis Cup hat einen anderen Stellenwert. Was sagen Sie zu der Reform, die in diesem Jahr erstmals greift?
Das ist für mich ein Skandal. Einer, der mit Fußball zu tun hat (Gerard Pique, der für den FC Barcelona spielt, d. Red.) und ein Japaner (der Hauptsponsor ist der Online-Konzern Rakuten) entscheiden über die Zukunft des Tennis. Wo ist die Atmosphäre, wenn in Madrid Kanada gegen Belgien spielt? Das ist eine Katastrophe. Ich schäme mich für die Leute, die der Reform zugestimmt haben. Federer wird nicht spielen, Nadal wird vielleicht spielen.
Was wäre eine Lösung gewesen?
Weniger Termine und man muss nicht fünf Sätze spielen. Das hätte schon geholfen. Den Davis Cup für tot zu erklären, wenn bei Frankreich gegen Schweiz 83.000 Zuschauer in drei Tagen kommen, ist Blödsinn. Ich weiß auch nicht, ob es jetzt funktioniert. So weit ich weiß, sind die Gelder von den Banken immer noch nicht freigegeben (drei Milliarden Dollar für 25 Jahre, d. Red.).
Wer ist für Sie der beste Spieler der Historie?
Schwer zu sagen. Ich habe Sympathie für meinen Spieler Novak Djokovic. Man muss sich aber immer klar machen: Zwischen 1962 und 1969 hat Rod Laver keine Profiturniere gespielt. Das sind sieben Jahre, die ihm fehlen. Er hätte bestimmt 20 Grand Slam-Turniere gewonnen. Aktuell ist Federer der Beste. Auf Sand ist Rafael Nadal in den nächsten 1000 Jahren die Nummer eins. Niemand kann Roland Garros zwölfmal gewinnen – er hat es geschafft. Und zehn Monte Carlo-Titel und zehn Barcelona-Titel und wer weiß wie viele andere noch. Wenn Djokovic gesund bleibt, kann er Federer in Grand Slam-Siegen überholen. Aber das wird sehr schwer.
Was macht Djokovic so besonders?
Er ist ein Allroundspieler, er ist mental sehr stark. Er spielt nicht zu viele Turniere. Wenn er im sechsten Gang spielt, so wie oft in den letzten sechs, sieben Jahren, dann ist er der stärkste Spieler der Welt.
Wer ist der beste Aufschläger?
Einer der besten ist Goran Ivanisevic. Isner, Karlovic – die sind auch sehr gut. Sampras hatte auch einen sehr guten Aufschlag. Alexander Zverev ist es nicht. Wie kann man 20 Doppelfehler schlagen?
Warum können die Next Gen-Spieler wie Zverev, Tsitsipas oder Khachanov keine Grand Slam-Turniere gewinnen?
Weil Djokovic, Nadal und Federer zu stark sind. Sie sind bessere Spieler. Vielleicht kann Dominic Thiem überraschen. Kyrgios ist ein großes Talent, aber kein Profi.
Gibt es eine Regel, die man ändern sollte?
Ja. Man sollte die Aufschlagfelder 20 Zentimeter kürzer machen. Das wäre die einzige Regel, die ich verändern würde. Dann gibt es weniger Asse.air jordan 1 mid outlet | Axel Arigato Men's Bird Tape Sneakers in Cremino, women and kids • Hanbags and accessories