Nikolay Davydenko: „Ich will kein Star sein“
Herr Davydenko, Sie haben auf der Tour lange Zeit ein Schattendasein geführt. Bei den Australian Open war das Interesse an Ihnen plötzlich enorm. Wie gefällt Ihnen die neue Aufmerksamkeit?
Das ist ok. Auf einmal fragen mich Journalisten nach persönlichen Dingen. Das finde ich gut. Ich rede gerne über Persönliches. Das macht mehr Spaß, als Matches zu analysieren.
Lesen Sie, was über Sie geschrieben wird?
Nein. Aber meine Frau sammelt alle Artikel. Früher stand in den Zeitungen, dass ich wie ein Iceman bin immer ernst und dass ich mit niemandem spreche. Das fand ich nicht gut. Für mich ist es wichtig, dass die Leute erfahren, wie ich wirklich bin ein netter Kerl nämlich.
Wollten Sie immer schon berühmt sein?
Nein, überhaupt nicht. Ich will kein Superstar sein. Ich lebe gern unbehelligt mein Leben, ohne auf der Straße angesprochen zu werden. Auch wie Roger Federer und Rafael Nadal möchte ich nicht sein. Die beiden sehe ich nie beim Frühstück im Hotel. Sie bestellen es immer aufs Zimmer. Ich gehe lieber runter und esse dort.
Werden Sie denn jetzt häufiger erkannt?
Nicht so oft. Russland ist ein großes Land, da falle ich nicht so auf. Manchmal starren mich die Leute an. Sie glauben nicht, dass ich es bin. In Russland ist es nicht normal, dass berühmte Leute einfach auf der Straße laufen. Die fahren alle in ihren dicken Autos herum. Ich bin da anders.
Sie sind also kein typischer Russe?
Nein. Aber ich habe natürlich ein paar russische Eigenschaften. Ich mag zum Beispiel Wodka. Aber nur gemixt. Am liebsten mit Red Bull.
Mit 15 sind Sie nach Deutschland gezogen, haben fast zehn Jahre dort gelebt. Was ist deutsch an Ihnen?
Ich bin sehr pünktlich. Das ist den Deutschen ja sehr wichtig (lacht). Deutsch ist außerdem meine zweite Sprache. Ich spreche es besser als Englisch.
Warum gingen Sie nach Deutschland?
Wegen der besseren Trainingsbedingungen.
Sie wollten sogar die deutsche Staatsbürgerschaft beantragen.
Ja, ich wollte einen zweiten Pass haben und für Deutschland im Davis Cup spielen.
Warum ist daraus nichts geworden?
Ich habe vom Deutschen Tennis Bund nie eine Antwort bekommen. Wir haben alles versucht, aber niemand hat sich gerührt. Später habe ich eine Anfrage aus Russland bekommen, ob ich im Davis Cup spiele. Da habe ich zugesagt.
Haben Sie noch enge Verbindungen nach Deutschland?
Ja, sehr. Ich habe viele Freunde dort. Mein Bruder leitet in Kerpen eine Tennisakademie. Immer, wenn ich Zeit habe, trainiere ich dort. Auch zu den deutschen Spielern habe ich guten Kontakt. Nicolas Kiefer hat mir zum Beispiel eine SMS geschickt und mir zu meinen Siegen gratuliert.
Sie haben das World Tour Final in London gewonnen und alle Topspieler geschlagen. Warum sind Sie plötzlich so stark?
Schwer zu sagen. Vielleicht mache ich einfach weniger Fehler. Außerdem habe ich mein Spiel etwas umgestellt. Ich habe viele Volleys trainiert, komme ein bisschen öfter ans Netz. Ich wollte die Ballwechsel verkürzen.
Ihre Gegner sagen, Sie spielen schneller?
Ja, alle sagen, ich bin wie eine Playstation, weil ich so schnell an der Grundlinie hin- und herlaufe. Ich war Playstation 3, jetzt bin ich Playstation 4.
Was hat sich für Sie nach dem Gewinn der WM in London geändert?
Nichts. Ich habe nur eine Million Dollar gewonnen. Nichts Besonderes also (lacht).
Wie wichtig ist Ihnen Geld?
Sehr wichtig. Ich investiere es. Wenn man Geld gewinnt, muss man daraus mehr Geld machen. Schließlich brauche ich etwas nach meiner Karriere. Und aktuell suche ich eine Wohnung in Moskau.
Ist Geld wichtiger als große Titel?
Natürlich möchte ich gerne einen Grand Slam-Titel gewinnen. Andererseits ist das nur ein weiterer Titel. Ich habe bereits 20. Meine Karriere wäre auch ohne einen Grand Slam-Titel ziemlich gut.
Roger Federer ist so alt wie Sie und hat zwei Kinder. Möchten Sie auch welche?
Ja, aber meine Frau will nicht zu Hause bleiben. Außerdem würde ich bestimmt schlechter Tennis spielen, weil ich mich zu viel mit den Kindern beschäftigen würde. Ich spiele noch zwei, drei Jahre Tennis und dann mal sehen. Ich muss ja noch ein paar Titel gewinnen, damit ich meinen Kindern später erklären kann, warum der Papa nicht arbeitet.
Gibt es etwas, das Sie besser können als Tennis spielen?
Oh, da muss ich nachdenken. Vielleicht Handwerkern. Früher hatten wir an unserem Haus eine Garage. Da haben mein Bruder und ich viel mit dem Bohrer und der Säge gearbeitet. Das hat mir viel Spaß gemacht. Wenn ich kein Tennis mehr spiele, könnte ich mir vorstellen, viel Zeit mit solchen Dingen zu verbringen.
Ihr Ziel 2010?
Ich stehe seit fünf Jahren in den Top Ten. Ein sechstes würde mir gut gefallen.
Das Gespräch führte Nina Hoffmann
Geburtstag: 2. Juni 1981
Geburtsort: Severodonezk, Ukraine
Wohnort: Volgograd, Russland
Größe: 1,78 Meter
Gewicht: 70 Kilogramm
Schlagarm: Rechtshänder
Profi seit: 1999
Preisgeld: 13425349 Dollar
Trainer: Eduard Davydenko
Weltrangliste: 6
Größte Erfolge: Insgesamt 20 ATP-Titel: Sieger beim ATP World Tour Final in London (2009), Masters-Titel in Shanghai (2009), Miami (2008) und Paris (2006).
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