Rafael Nadal

Rafael Nadal als 18-Jähriger im Jahr 2005. ©Imago

Rafael Nadals erstes tM-Interview: „Mein Talent ist zu kämpfen”

Er ist 18 Jahre alt und schon einer der besten Spieler der Welt. im tennis MAGAZIN-Interview spricht Rafael Nadal über die neue Popularität, sein Image und seine Stärken auf dem Platz. 

Erschienen in der Ausgabe 5/2005

Rafael Nadal

Rafael, Sie sind plötzlich einer der Stars im Welttennis. lm letzten Jahr gewannen Sie mit Spanien den Davis Cup. Im Februar gewannen Sie zwei Turniere in Folge. Wie hat sich Ihr Leben verändert?

Eigentlich gar nicht. Ich bin immer noch der gleiche. Nur um mich herum ist eine Menge los. Die Leute erkennen mich auf der Straße, wollen Autogramme, sprechen mich in Restaurants an.

Müssen Sie flüchten, weil Sie populärer geworden sind?

Nach dem Davis Cup – ja. Das war hart. Ein paar Wochen lang. Wobei ich mich natürlich gefreut habe. Prinz Felipe hat mir die Hand geschüttelt. Jeder wollte mich umarmen. Es ist schön, gelobt zu werden. Nach einiger Zeit hat der Trubel aber nachgelassen.

Bekommen Sie Fanpost?

Jede Menge.

Heiratsanträge?

Nein. (lacht)

Es gibt ein Foto. Das zeigt Sie als Fahnenträger beim Davis Cup. Fünf Jahre ist das her. Damals gehörten Sie noch nicht zum Team. Hätten Sie gedacht, dass Sie so schnell so erfolgreich sein würden?

Ich denke gar nicht über so etwas nach. Ich wollte immer Tennisprofi werden. Seit ich denken kann. Wie gut ich werde, hat mich nicht so sehr interessiert. Ich wollte auf den Platz. Spielen. Gewinnen.

Der schnelle Erfolg hat Sie nicht überrascht?

Nein. Ich bin einfach sehr froh, dass alles bisher so gut gelaufen ist.

Klingt sehr reserviert. Sind Sie eher schüchtern oder extrovertiert?

Ziemlich schüchtern, glaube ich.

Aber beim Davis Cup-Finale hatten Sie keine Probleme, vor 27.200 Zuschauern zu spielen. So viele gab es überhaupt noch nie. War der Druck nicht enorm?

Klar verspürt man Druck. Aber ich liebe es, vor Publikum zu spielen. Und die Leute haben mir geholfen. Es war eine fantastische Atmosphäre. Außerdem bin ich so mit meinem Spiel beschäftigt, dass ich keine Zeit habe, nervös zu sein.

Ihr berühmter Onkel Angel Nadal hat gerade beim FC Barcelona seine Karriere beendet. Er kennt den Starrummel. Gibt er Ihnen Tipps?

Eigentlich nicht. Wir verstehen uns super. Aber wir treffen uns selten, weil wir beide sehr beschäftigt sind. Manchmal spielen wir zusammen Golf.

In Spanien sind Sie jetzt die Nummer eins, haben alle Ihre Landsleute überholt. Neiden Ihnen das die anderen Spieler?

Die meisten nicht. Die freuen sich mit mir. Ein paar Neider gibt es auch. Aber ich werde keine Namen verraten. Es ist mir auch egal.

Warum, glauben Sie, sind Sie schon mit 18 so gut?

Keine Ahnung. Ich werde oft auf mein Alter angesprochen. Für mich ist das ganz normal. Ich denke nicht, ich bin 18, und der Spieler auf der anderen Seite ist 28.

Aber Sie gelten als „Teenie Sensation“!

Mit solchen Begriffen kann ich nichts anfangen.

Was ist Ihr Erfolgsgeheimnis?

Ein paar Dinge kann ich von Natur aus gut. Die hat mir der liebe Gott geschenkt. Ich kann kämpfen. Ich versuche alles, um ein Match zu gewinnen. Und ich kann mich gut konzentrieren. Das andere ist harte Arbeit.

Die spanische Zeitung „El Mundo“ schrieb, Sie seien so heiß, dass Sie vor dem Match zum Abkühlen unter die Dusche müssten.

Das stimmt nicht.

Carlos Moya, einer Ihrer Förderer, sagte vor zwei Jahren: Er wird die jüngste Nummer eins. Glauben Sie das auch?

Carlos hat das nie gesagt. So etwas kann man nicht vorhersagen. Es hängt von so vielen Dingen ab. Ich wäre verrückt, wenn ich behaupten würde, dass ich in spätestens zwei Jahren der Beste bin.

Wer sind Ihre härtesten Gegner?

Alle. Heute kann jeder jeden schlagen. An jedem Tag, bei jedem Turnier. Aber ich habe vor niemandem Angst. Vielleicht habe ich einen kleinen Vorteil, weil ich Linkshänder bin. Manche spielen nicht gerne gegen „Lefties“.

Was müssen Sie an Ihrem Spiel verbessern?

Ich muss an meinem Aufschlag arbeiten…

…obwohl Sie in der letzten Saison der Spieler mit der besten Quote beim ersten Aufschlag, nämlich 70 Prozent, waren…

Ja, aber er muss härter werden. Und ich muss die Kontrolle meiner Grundschläge verbessern – die Richtung, in die ich schlage, und die Platzierung.

Es fällt auf, dass Sie häufiger krank sind. Ist Ihr Spiel kraftaufreibend?

Das glaube ich nicht. Ich hatte bisher nur eine schwere Verletzung – letztes Jahr in Estoril. Nach dem Turnier konnte ich wegen einer Stressfraktur am Sprunggelenk drei Monate nicht spielen.

Bei den Australian Open in diesem Jahr hatten Sie Probleme mit der Atmung. In Indian Wells konnten Sie wegen Erschöpfung nicht antreten…

Das waren Kleinigkeiten. In Melbourne habe ich erst in fünf Sätzen gegen Lleyton Hewitt verloren. Während Indian Wells hatte ich Fieber.

Sie sind Teil einer Imagekampagne Ihrer Sponsoren Nike und Babolat. Sie tragen ein cooles Outfit, spielen einen auffälligen Schläger. Ist Ihnen klar, dass Sie zum Teenager-Idol aufgebaut werden?

Ja, aber das ist nicht nur bei mir so. Mit Lopez, Ferrero und Agassi wird auch viel Werbung gemacht. Ich weiß nicht, was daran falsch sein sollte.

Gar nichts. Gefallen Sie sich in dieser Rolle?

Die Journalisten sprechen mich öfter auf meine dreiviertellange Hose, meine Pirates, an. Sie fragen mich, ob die nicht unbequem ist. Überhaupt nicht. Ich mag mein Outfit.

Was sind Ihre sportlichen Ziele?

So hoch in der Rangliste kommen wie möglich.

Und das ist?

Keine Ahnung. Vielleicht die Nummer eins, vielleicht die Nummer fünf.