Rafael Nadal: „Es gibt nicht nur Federer und Nadal“
Herr Nadal, werden wir auch in dieser Saison das große Duell zwischen Ihnen und Roger Federer erleben?
Ich hoffe. Es wäre gut für mich. Denn es würde bedeuten, dass ich weiterhin die Nummer zwei bleibe, da Roger und ich frühestens im Finale aufeinandertreffen können. Man darf allerdings nicht vergessen, dass es andere Spieler auf der Tour gibt, die das verhindern wollen. Es gibt schließlich nicht nur Nadal und Federer.
Wen sehen Sie als härteste Konkurrenten?
Tomas Berdych, Novak Djokovic und Andy Murray. Auch Richard Gasquet spielt sehr stark. Es gibt so viele junge, unglaublich gute Spieler. Jeder hat andere Qualitäten. Jeder will der Beste sein. Dazu kommen erfahrene Leute wie Andy Roddick und Nikolay Davydenko. Diese Saison wird sehr spannend werden.
Ist Federer zur Zeit nicht unschlagbar?
Niemand ist unschlagbar. Mir ist es ja auch schon einige Male gelungen, ihn zu besiegen. Trotzdem: Für mich ist er der beste Spieler in der Geschichte des Tennis. Ich kann ihn nur beglückwünschen. Er spielt unglaublich.
Es fällt auf, dass Sie beide ein sehr gutes Verhältnis haben. Ist das nicht ungewöhnlich? John McEnroe und Ivan Lendl haben sich früher gehasst.
Roger ist ein netter Kerl. Warum sollte ich ihn hassen? Wenn wir uns in der Umkleidekabine sehen, grüßen wir uns. Aber wir sind keine Freunde. Wir führen völlig unterschiedliche Leben, sprechen noch nicht einmal dieselbe Sprache.
Sie schreiben sich SMS und rufen sich gegenseitig an.
Stimmt, manchmal telefonieren wir miteinander. Nach dem Masters Cup, als wir Ferien hatten, rief mich Roger zweimal an, weil wir verschiedene Dinge zu besprechen hatten.
Sie machen uns neugierig. Worum ging es denn?
Das verrate ich nicht (grinst). Aber keine Angst, es war nichts Persönliches. So eng ist unser Verhältnis nicht.
Sie waren in den letzten Monaten nicht so erfolgreich wie gewohnt. Befindet sich Rafael Nadal in einer Krise?
Nein. Ich habe vielleicht einige Male nicht mein bestes Tennis gespielt, aber es war kein Desaster. Richtig schlecht lief es eigentlich nur letztes Jahr in Toronto und Cincinnati. Aber wenn man wenig Matchpraxis hat, ist es manchmal schwer, sein Niveau zu halten.
Es scheint, als würden Sie seit Wimbledon schwächeln. Dort erreichten Sie gegen Federer Ihr letztes Finale.
Ich habe damals eine Pause gebraucht. Ich hatte sehr viele Matches in den Knochen und war müde. Eine Woche hatte ich überhaupt keinen Schläger angefasst. Ich wollte auch nicht riskieren, wieder auszufallen wie Ende 2005, als ich mir eine Fußverletzung zuzog. Ich selbst bin gar nicht so unzufrieden mit meinen Resultaten. Für mich war es wichtig, gesund zu bleiben und meinen zweiten Platz in der Weltrangliste zu verteidigen. Das ist mir gelungen. Bei den US Open habe ich in einem sehr guten Match gegen Mikhail Juschni verloren. Ich war zum ersten Mal beim Masters Cup dabei, stand dort im Halbfinale.
Freuen Sie sich schon auf Sand, Ihren Lieblingsbelag?
Ich mag auch andere Beläge. Aber auf Sand spiele ich etwas besser.
Sie brachen in der vergangenen Saison den Rekord von Guillermo Vilas. Sie feierten 60 Siege auf Sand in Folge. Was können wir auf diesem Belag noch von Ihnen erwarten?
Ich schaue nicht so sehr auf den Rekord. Früher oder später werde ich verlieren, dann reißt die Serie. Ich hoffe, es wird nicht bald passieren. Außerdem: Da ich den Rekord jetzt habe, ist er nicht mehr so wichtig. Ich brauche ihn nicht mehr zu jagen. Mein Ziel heißt nun, möglichst lange der beste Sandplatzspieler der Welt zu bleiben.
Werden Sie bei den French Open das erreichen, was Roger Federer in Wimbledon geschafft hat – vier Titel in Folge?
Wir werden sehen.
Können Sie Wimbledon gewinnen?
Es ist eines meiner großen Ziele. Wimbledon ist mein Lieblingsturnier. Im letzten Jahr hatte ich große Chancen im Finale gegen Federer. Im zweiten Satz stand es 5:4, 30:0 bei eigenem Aufschlag. Im dritten Satz hatte ich bei 1:1 einen Breakball. Wenn ich meinen Aufschlag und meinen Volley verbessere, könnte es klappen.
Im letzten Jahr in Wimbledon kamen auch Dopinggerüchte auf. Inwiefern hat Sie das belastet?
überhaupt nicht. Es war absoluter Blödsinn, eine reine Erfindung. Es ist traurig, wenn Leute etwas schreiben, ohne wirklich Informationen zu besitzen. Der Journalist, der behauptet hatte, ich wäre gedopt gewesen, hatte noch nicht einmal den Mut, seinen Namen unter den Artikel zu setzen. Zum Glück hat sich nach einiger Zeit alles aufgeklärt.
Hat Tennis Ihrer Meinung nach ein Dopingproblem?
Nein. Das ist bei den ständigen Kontrollen gar nicht möglich. Ich selbst wurde letztes Jahr 16-mal getestet. Die Kontrolleure kommen überall hin. Sie kamen auch zu mir nach Hause. An einem Samstagmorgen um neun Uhr standen sie vor der Tür. Ich habe noch geschlafen. Meine Mutter hat ihnen die Tür aufgemacht und mich dann geweckt.
Glauben Sie nicht, dass solche Kontrollen für das Image eines sauberen Sports hilfreich sind?
Es ist okay, kein Problem. Wir haben ein schlechtes Image. Aber ganz ehrlich: Ich glaube nicht, dass Doping im Tennis etwas bringt.
Lässt es sich, abgesehen von diesen Besuchen auf Mallorca, unbeschwert leben oder wird der Rummel um Sie immer größer?
Manchmal kommen Fans und wollen Autogramme haben, ansonsten ist es ziemlich ruhig. Die Menschen in meiner Heimat sind sehr gelassen und zurückhaltend. Ich kann ganz normal mit Freunden ins Kino,auf Partys oder zum Golfspielen gehen. In Manacor, meiner Heimatstadt, kennt sowieso jeder jeden.
Wie muss man sich Ihr Leben dort vorstellen, wenn Sie nicht zu Turnieren unterwegs sind?
Normalerweise stehe ich um neun Uhr morgens auf und trainiere bis abends um acht. Dann fahre ich nach Palma zu meiner Freundin Maria Francisca. Sie studiert dort Wirtschaftswissenschaften. Mit ihr bin ich jetzt seit eineinhalb Jahren zusammen. Das ist ein Rekord für mich.
Hat der Erfolg Sie verändert?
Nein, ich bin immer noch der Alte. Ich lebe immer noch in demselben Haus mit meinen Eltern und meiner Schwester, habe immer noch dieselben Freunde. Das Einzige, das mir einfällt: Vielleicht bin ich gelassener geworden.
Ihr Englisch ist besser geworden. Haben Sie fleißig geübt?
Nein, aber ich spreche besser, weil ich in meinem Job viel Englisch sprechen muss, auf Pressekonferenzen, bei Interviews, Sponsorenterminen – das trainiert. Unterricht bekomme ich keinen, dafür bleibt keine Zeit. Ab und zu lese ich englische Bücher oder schaue mir amerikanische Filme im Original an mit spanischen Untertiteln.
Sie haben einen Werbespot für KIA gedreht, der jetzt ständig im Fernsehen läuft. Erzählen Sie uns von den Dreharbeiten?
Das war in New York, vor den US Open. Es hat Spaß gemacht, war aber ziemlich anstrengend. An einem Tag haben wir etwa zehn Stunden am Stück gedreht. Andauernd musste eine Szene wiederholt werden. Aber als der Spot fertig war, war es ein tolles Gefühl.
Fahren Sie privat auch so rasant wie in dem Spot?
Nein, nein. Höchstens mit der Yacht meines Vaters. Da gebe ich Gas. Ich mache gerade meinen Bootführerschein. Irgendwann möchte ich auch meine eigene Yacht haben. Ich liebe das Meer – fast so sehr wie Tennis.
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