Sabine Lisicki

Berliner Kind: Sabine Lisicki vor dem Start des WTA-­Turniers in der Hauptstadt. ©Emotion

Sabine Lisicki: „Meine Generation verschiebt Grenzen”

Im März kündigte Sabine Lisicki, die Wimbledonfinalistin von 2013, an, dass sie Nachwuchs bekommt. Als Mutter will sie schnell wieder zurück auf den Platz kommen.

Frau Lisicki, Sie werden im Herbst Mutter und haben Ihre Rückkehr auf die Tour schon angekündigt. Warum?

Weil ich das Gefühl habe, dass meine Mission auf dem Platz noch nicht be­endet ist. Ich hatte im November ein Turnier in Calgary gewonnen und bin dann schwanger geworden. Es hat meine Pläne ein bisschen durchkreuzt (lacht).

Das meinen Sie nicht ernst.

Damit es keine Missverständnisse gibt: Ich freue mich riesig auf das Kind und einen neuen Lebensabschnitt. Aber warum sollte ich aufhören? Früher haben viele zwischen 22 und 25 ­Jahren ihre Karriere beendet. Ich bin Teil einer Generation, die Grenzen verschieben möchte und das auch tut. Sehen Sie sich Angie, Osaka und Svitolina an. Oder davor Serena. Venus Williams ist keine Mutter, aber sie spielt noch mit 44.

Sind die Mütter auf der Tour eine Inspiration für Sie?  

Da schaue ich eher auf mich. Ich war letztes Jahr dabei, mich im Ranking wieder so weit hochzupushen, dass ich bei den Grand Slams dabei sein kann. Ich hatte schon die Rasensaison geplant, nachdem ich letztes Jahr in Berlin so gut gespielt habe. Ich werde ­definitiv zurückkehren, weil so die Karriere zu beenden – das will ich nicht. Das ist nicht meine Art und dafür liebe ich den Sport zu sehr. 

Eine Schwangerschaft und ­generell Mutter zu sein, verändert einen und bringt neue Erfahrungen mit sich. Glauben Sie, es wird Ihnen als ­Spielerin helfen? 

Ich würde das nicht miteinander ver­gleichen. Ich habe durch meine ­Verletzungen schon so viel erlebt, was ­prägend und energiezehrend war. Die Schwangerschaft ist dagegen etwas ganz anderes, etwas Positives, mit ganz viel Dankbarkeit verbunden. Durch die ­Verletzungen hat sich meine Sichtweise verändert. Ich war einfach dankbar, überhaupt wieder auf dem Platz stehen zu können und das Publikum im Rücken zu haben. Das sind Momente, die einem so viel bedeuten. Als Mutter zurückzukommen, wird eine schöne Erfahrung sein. Ich habe den großen Vorteil, dass meine Eltern viel mitreisen und mein Papa mein Trainer ist. Somit ist das Ganze jetzt schon ein „Family Business“. Jetzt kommt eben noch jemand dazu.

So einfach ist das?

Wenn man gesund ist, ja. Gesundheit ist das Allerwichtigste. Ich war über zwei Monate auf Krücken, konnte nichts heben. Mein Kreislauf war durch, nachdem ich fünf Meter gegangen bin. Das habe ich zwei Mal durchgemacht. 

Sie erwähnten Berlin, Ihre Heimatstadt. Wäre Ihre Mission beendet, wenn Sie dort noch einmal gut spielen?

Ne, das wäre Wimbledon, sorry (lacht). Aber Berlin wäre definitiv eines der ­letzten Turniere, welches ich auf der Tour ­spielen würde. Auf jeden Fall auf Rasen, es gibt nichts Schöneres.