Su-Wei Hsieh: „Ich habe viel von Angie Kerber gelernt”
Die 39-jährige Doppelspezialistin Su-Wei Hsieh aus Taiwan über ihren unorthodoxen Spielstil und den Vergleich mit Kimiko Date.
Frau Hsieh, Sie spielen die Vorhand und Rückhand mit beiden Händen. Wie ist es dazu gekommen?
Als ich mit Tennis im Alter von fünf Jahren begann, war ich sehr klein und dünn. Ich konnte den Schläger nicht mit einer Hand halten. Damals gab es auch keine kürzeren Schläger. Ich bin dann bei diesem Spielstil geblieben.
Monica Seles, Marion Bartoli, Fabrice Santoro – es gab viele Spieler mit diesem Spielstil. Sie sind mittlerweile die einzige Spielerin, die auf beiden Seiten beidhändig agiert. Wie finden Sie das?
Ein bisschen schade ist es schon, dass dieser Spielstil verschwindet. Aber jeder Spielstil ist gut, solange man sich damit wohlfühlt. Es muss zu der jeweiligen Persönlichkeit passen.
Sie gehören zu den trickreichsten Spielerinnen auf der Damen-Tour und wurden damals im Einzel wegen Ihrer unkonventionellen Spielweise gefürchtet. Stimmt es, dass Sie ohne Spielplan auf den Platz gehen?
Manchmal habe ich tatsächlich keinen Spielplan. Manchmal sagt mein Trainer vor dem Spiel etwas zu mir, aber daran erinnere ich meist schnell nicht mehr. Ich genieße es, meinen Spielstil durchzuziehen. Selbst wenn ich eine harte Zeit auf dem Platz habe, setze ich auf meine Magie. Wenn ich in der Zone bin, probiere ich alles, was möglich ist. Als ich noch Einzel gespielt habe, liebte ich es, alle Bälle zu erlaufen. Ich habe viel von Angelique Kerber gelernt, weil sie eine der besten Spielerinnen in der Defensive war und gut aus der Bedrängnis in die Offensive umschalten konnte. Das hat mir sehr gefallen.
Sie sind 39 Jahre alt. Die Japanerin Kimiko Date spielte bis Mitte 40 erfolgreich auf der WTA-Tour. Möchten Sie auch so lange spielen?
Kimiko hat mehr als zehn Jahre auf der Tour pausiert, ehe sie zurückgekommen ist, nicht wahr? Ich bin mir unsicher, ob ich so lange wie Kimiko auf der Tour spielen werde. Wenn man unsere Karrieren vergleicht, bin ich schon länger dabei. 2001 habe ich angefangen. Wenn ich dieses Jahr beende, sind es 25 Jahre. Die WTA sollte mir dafür etwas Schönes schenken. Mit meinem Spielstil wäre es einfach, noch zehn weitere Jahre auf der Tour zu bleiben.
Sie sind einer der wenigen Profis aus Taiwan. Wie werden Sie dort wahrgenommen?
Ich lebe seit vielen Jahren in Paris und habe kaum noch eine Verbindung nach Taiwan. Ich habe keinerlei Ahnung, ob ich dort berühmt bin. Ich lese keine Nachrichten über mich, schaue mir meine Matches auch nicht an. Nur manchmal gucke ich mir die Highlights an, wenn mir Leute sagen, wie unterhaltsam mein Match war.