Toni Nadal im Interview: „Es ist wichtig, wie man etwas sagt”
Toni Nadal im Gespräch mit tennis MAGAZIN über die Rafa Nadal Academy auf Mallorca und das Besondere am Trainerjob.
Herr Nadal, wie lautet die Philosophie der Rafa Nadal Academy?
Wir wollen, dass die Spieler, insbesondere die Jugendlichen, hier glücklich und zufrieden sind. Sie sollen auch lernen, aber uns ist bewusst, dass nicht jeder Profi werden kann. Wenn die Jugendlichen nicht so weit kommen, sollen sie hier trotzdem gute Erfahrungen gesammelt haben. Sie sollen sich nicht nur im Tennis weiterentwickeln, sondern auch vieles für ihr Leben mitnehmen.
Sie trainieren mit der Rafael-Nadal-Methode. Was bedeutet das?
Bei dieser Methode sind mit ein paar Sachen wichtig. Zum einen die Intensität, mit der wir trainieren. Das beinhaltet nicht nur die Beinarbeit, sondern auch das Mentale. Vor allem das Mentale war früher einfacher. Die Jugendlichen konnten sich damals besser konzentrieren.
Was macht für Sie einen guten Trainer aus?
Es ist nicht nur wichtig, was man als Trainer sagt, sondern auch wie und wann man etwas sagt. Das ist entscheidend. Ein guter Trainer ist jemand, der ein gutes Auge hat und sieht, warum ein bestimmter Schlag besser funktioniert als der andere. Wenn man mit Leidenschaft bei der Sache bist, ist man automatisch ein besserer Trainer.
Hatten Sie ein Trainervorbild?
Nein, ich hatte immer meine eigene Logik. Als ich jünger war, trainierte ich in meinem Club immer sehr gute Leute. Es waren viele Mädchen und Jungen, die in Spanien unter den Top 10 waren. Ich habe immer versucht, das Beste zu geben und zu verstehen, wie meine Schüler besser werden können. Das hat mich angetrieben.
Bekommen Trainer genug Anerkennung von Fans und Medien?
Tennis ist nicht wie Fußball. Im Fußball ist der Trainer sehr wichtig. Beim Tennis wird der Spieler immer wichtiger sein. Wenn der Trainer mit seinem Spieler schon früh viel gearbeitet hat, wird es später viel einfacher sein.
Sollte On-Court-Coaching erlaubt werden?
Für mich ist On-Court-Coaching eine gute Sache. Die Spieler bezahlen für ihren Trainer Flüge, Hotel und Essen. Das ist sehr teuer. Und dann können die Coaches bei wichtigen Momenten im Match nicht einmal mit ihren Spielern reden. Die Zuschauer können alles hereinrufen, der Trainer aber nicht. Das ist nicht richtig.
Wären Sie auf den Platz gekommen, wenn Rafa danach gefragt hätte?
Direkt war auf den Court gehen ist nichts für mich. Es ist einfacher, von meinem Platz etwas zu sagen oder zeigen. Immer wenn ich bei Rafa war, habe ich ihm gesagt, dass er aufmerksamer sein, seine Beine bewegen oder mit mehr Spin spielen soll.
Was bedeutet Talent für Sie?
Großes Talent ist die Fähigkeit zu lernen. Ein Spieler muss sich immer verbessern können. Es gibt Spieler, die sind Naturtalente, aber stoppen in der Entwicklung, weil sie nicht fähig sind zu lernen.
Wie macht man aus einem guten Spieler ein Champion?
Wenn man ein guter Trainer bist, dann redet man mit dem Spieler und sagt ihm, was er tun muss, um sein Spiel zu verbessern. Natürlich ist es auch vom Naturell des Spielers abhängig. Bei Rafa stand ich immer auf dem Platz, weil ich ihn zum Champion machen wollte. Wenn der Coach will und der Spieler will, dann kann aus einem guten Spieler ein Champion werden.
Was muss Tennis tun, um weiterhin beliebt zu sein?
Für mich muss sich etwas ändern. Die Ballwechsel bei den Profis sind manchmal langweilig. Sie sind zu schnell vorbei. Mir gefällt ein Spiel besser, das Abwechslung bietet, mit Gefühl und mit Taktik gespielt wird. Als ich jung war, habe ich im Club ältere Spieler gesehen, die sich erstmal ein Buch genommen haben und dadurch anfingen, Rückhand zu lernen. Heute geht das nicht mehr. Die Leute wollen schnell lernen, spielen und sofort Spaß haben. Die Ballkontrolle beim Tennis ist nicht leicht. Daher glaube ich, dass es besser ist, wenn wir mit weicheren und etwas größeren Bällen anfangen würden, wodurch jeder mit Gefühl schon sehr schnell spielen kann.
Warum ist Tennis die schönste Sportart der Welt?
Tennis ist ein vielseitiger Sport, bei dem man eine gute Koordination, eine gute Beinarbeit, sehr gute Konzentration und gute Arme braucht. Man benötigt das Fokussieren zwar auch beim Golf, aber man kann dick sein, rauchen und gut im Golf sein. Im Tennis geht das nicht.
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