Yannick Hanfmann: „Wir waren auf der ganzen Welt zu sehen”
Vom 1. bis 4. Mai fand in Höhr-Grenzhausen das erste Tennisturnier seit der Unterbrechung im März statt. Der Sieger des Turniers, Yannick Hanfmann, gewährte tennis MAGAZIN einen Blick hinter die Kulissen der Veranstaltung.
Vergangenes Wochenende wurde die 9.400-Bewohner große Stadt Höhr-Grenzhausen zum Mittelpunkt des Tennisgeschehens. Seitdem die Tour mit der Absage von Indian Wells im März unterbrochen wurde, fand hier das erste Tennisturnier statt. Vor Dustin Brown (ATP 239) ging Yannick Hanfmann (ATP 143) als Topgesetzter ins Rennen. Seiner Spitzenposition machte der Karlsruher alle Ehre und sicherte sich den Turniersieg. Mit tennis MAGAZIN sprach er über die Stimmung unter den Spielern, das große Medieninteresse und das abgewandelte Regelwerk.
Herr Hanfmann, Sie haben am Wochenende das erste Profiturnier seit der Absage von Indian Wells gewonnen. Was für ein Gefühl war das für Sie?
Es war schon schön, das Turnier zu gewinnen. Aber ich möchte das jetzt auch nicht überbewerten. Ich bin froh, dass ich Tennis nicht verlernt habe, gut gespielt und mich gesteigert habe. Im Endeffekt waren der Spaßfaktor und der Wettkampffaktor das Schönste in den vier Tagen. Das hat mir über die tennisfreie Zeit am meisten gefehlt.
Was sagen Sie zu dem ausgefallenen Pokal?
(lacht) Den Pokal sehe ich mit einiger Ironie. Das ist in der momentanen Phase der beste Pokal, den man kriegen kann. Er ist wirklich nützlich.
Wie haben Sie sich auf das Turnier vorbereitet? Haben Sie in der tennisfreien Zeit trainiert?
Die Vorbereitung war ganz normal, seit es bei mir in der Tennisbase in Oberhaching wieder losging. Ich hatte drei Trainingswochen, in denen es darum ging, in den Rhythmus zu kommen und wieder Strukturen in den Tag zu integrieren. Es gab keine spezifische Vorbereitung auf dieses Turnier.
Hanfmann: „Ich habe direkt zugesagt”
Was hat Sie dazu bewegt, an dem Turnier teilzunehmen?
Der Turnierdirektor Rodney Rapson hatte mich bereits vor einigen Wochen über das Konzept der Exhibition informiert. Es war detailliert ausgearbeitet, dennoch wusste man nicht, ob es grünes Licht von den zuständigen Ämtern gibt. Ich war aber sehr froh, dass ich gefragt wurde und die Chance hatte, dort mitzuspielen. Dementsprechend habe ich nicht groß darüber nachgedacht und direkt zugesagt.
Wie ist das Spiel ohne Balljungen und Linienrichter?
Wir hatten einen Stuhlschiedsrichter, der sich um das große Ganze gekümmert hat. Ohne Balljungen ist das nicht schlimm, weil der Platz relativ klein und mit Banden ausgestattet war. Wir haben zudem auf Sand gespielt, deshalb war es ohne Linienrichter auch kein Problem. Die Abdrücke konnten wir also selbst bestimmen und alles selber regeln.
Hanfmann: „Wir haben viel Aufmerksamkeit bekommen“
Das Turnier stand auch im internationalen Medien-Fokus. Wie haben Sie das wahrgenommen?
Das internationale Interesse war groß. Wir waren auf der ganzen Welt zu sehen. Ich glaube, Dustin Brown und ich, als diejenigen, die in der Veranstaltung die größten Namen hatten, haben relativ viel Aufmerksamkeit bekommen. Meine sozialen Medien, die ich nicht unbedingt so oft besuche, waren sehr gefragt. In diesen Tagen war ich viel auf Twitter und Instagram unterwegs. Im Endeffekt hat mich das aber eher genervt. Dennoch war es sehr schön, dass wir ein bisschen Aufmerksamkeit für Höhr-Grenzhausen erreichen konnten. Es war cool, aber eben auch anstrengend.
Wie war die Stimmung in der Kabine mit den anderen Jungs?
Die Stimmung war cool. Wir hatten alle unsere kleinen Kabinen in dem Clubrestaurant. Mit Masken und auf Abstand konnte man sich ganz normal unterhalten. Die Stimmung war sehr lustig. Bei coolen Punkten haben wir gegen die Fensterscheibe geklopft. Die Stimmung kam dann auf dem Platz ein bisschen an. Es war etwas Besonderes.
Wie haben Sie sich aufgewärmt?
Aufwärmen konnten wir uns auf den Nebenplätzen. Es gab fünf Indoor-Sandplätze. Auf dem ersten haben wir gespielt und auf dem fünften konnten wir uns mit einem Spielpartner aufwärmen. Wir haben es meistens so gemacht, dass, wenn wir das zweite Match gespielt haben und die Jungs im ersten Match angefangen haben, wir hinten reingegangen sind, um uns einzuspielen. Nach Beendigung des ersten Matches sind wir dann direkt auf den Court gegangen.
Welche Sicherheitsvorkehrungen wurden getroffen?
Wir hatten, abgesehen von den Kabinen, wo wir gegessen haben sowie auf dem Platz, Maskenpflicht. Überall stand Desinfektionsmittel. Wenn wir uns irgendwo bewegt haben, haben die Mitarbeiter, die in der Nähe waren, gleich wieder alles weggewischt. Natürlich galt auch das Einhalten des Abstandes. Wir haben geschaut, dass nicht zu viele Spieler gleichzeitig im Clubhaus sind. Wir sollten, wenn es geht, maximal eine Stunde vor unserem Match auf der Anlage sein. Danach mussten wir auch direkt wieder gehen. Ich bin nach meinem ersten Match direkt ins Hotel gefahren, sodass dort möglichst wenig Verkehr entsteht. Daran haben sich auch alle gehalten.
Wir haben gesehen, dass die Polizei aufgekreuzt ist. Haben Sie das mitbekommen?
Wir haben gesehen, dass die Polizei am ersten Tag da war. Die wollten natürlich schauen, dass da alles mit rechten Dingen zugeht. Ich schätze, dass sie das auch so gesehen haben, denn sie sind nicht so lange geblieben. Sie haben sich einmal umgeschaut und nachgesehen, wie sich die Leute verhalten.
Wie hat Ihnen der Modus mit den verkürzten Sätzen gefallen?
Für so eine Art von Turnier, ist es ein sehr gutes Format. Es ist sehr unterhaltsam. Das war auch für uns als Zuschauer so. Es geht sehr schnell. Man kann sich kaum Fehler erlauben und es geht direkt zur Sache. Ich kann nicht erst ins Match reinfinden, denn es geht gleich los. Man muss direkt wachsam sein, sonst ist der Satz schnell weg. Das Format ist echt gut.
Im Hinblick auf das veränderte Regelwerk in Höhr-Grenzhausen. Welche Regeländerungen würden Sie sich auf der Tour wünschen?
Man könnte für ein paar ATP-Turniere darüber nachdenken, verkürzte Sätze oder die No-Ad-Regel einzuführen. Aber ich würde bei den Zuschauern anfangen. Sie sollten gehen und kommen können, wann sie wollen und nicht durchgehend leise sein müssen. Im direkten Blickfeld des Spielers beim Aufschlag sollten sie vielleicht besser sitzen bleiben. Ähnlich wie beim College-Tennis. Dort kann man sich während dem Ballwechsel einfach woanders hinsetzen. Mich stört es nicht, wenn es zwischen und während der Punkte laut ist. Wenn sie etwas reinrufen wollen, kann das auch mal vorkommen. Damit könnte mal experimentiert werden. Mir gefällt auch die Idee mit dem Headset, bei den Next Gen Finals, wo man mit dem Coach reden kann. Dann kommt auch im Fernsehen etwas rüber. Aber auch hier fände ich es nur für manche Turniere angemessen.mens jordan release dates 2022 | air jordan outlet website reviews