WTA Finals: 375 Punkte fürs Verlieren – ein No-Go!
Die WTA Finals in Singapur und die WTA Elite Trophy in Zhuhai belohnen ihre Starterinnen mit Weltranglistenpunkten fürs Verlieren. Es ist nicht das einzige, was bei diesen beiden Turnieren stört.
Für Carina Witthöft war es eine unvergessliche Woche. Die 22-jährige Deutsche feierte vor wenigen Tagen in Luxemburg ihren ersten Titelgewinn auf der WTA-Tour. Neben dem Siegerscheck in Höhe von 43.000 US-Dollar gab es zudem 280 Punkte für die Weltrangliste. Die Folge: Verbesserung um 22 Plätze im WTA-Ranking bis auf Position 51. Um sich die 280 Punkte für den Titel bei dem International-Turnier zu verdienen, musste Witthöft fünf Matches gewinnen. Völlig absurd hingegen ist die Punktevergabe bei den WTA Finals, die diese Woche in Singapur stattfinden. Die WTA belohnt ihre Teilnehmerinnen wie schon in den Jahren zuvor sogar fürs Verlieren – und das äußerst fürstlich.
Jede Spielerin bekommt alleine für das Antreten zu einem Gruppenspiel 125 Weltranglistenpunkte gutgeschrieben. Die Folge: Verliert eine Teilnehmerin alle drei Vorrundenspiele, verlässt sie Singapur trotzdem mit 375 Punkten. Bizarr! Zum Vergleich: Um solch eine Punkteanzahl zu ergattern, müsste man bei einem WTA-Premier-Mandatory-Turnier (Indian Wells, Miami, Madrid, Peking) ins Halbfinale kommen – 390 Punkte gibt es dafür. Die WTA sendet ein völlig falsches Signal, wenn sie ihre WM-Teilnehmerinnen mit solchen zusätzlichen Punktegutschriften „pampert“.
Keine optimale Vorbereitung auf Singapur
Dass man als ungeschlagene Turniersiegerin in Singapur 1500 Punkte erspielen kann, sollte Anreiz genug sein. Punkte fürs Verlieren – das sollte es im Tennis nicht geben! Anders macht es die ATP bei ihrem Saisonfinale in London. Dort gibt es in der Gruppenphase nur Punkte für den Sieg – jeweils 200. Die WTA Finals in Singapur stehen ohnehin in der Kritik. „Die Spielerinnen werden vor halbleeren Rängen präsentiert. Ich erwarte von einem Turnier dieser Größenordnung, dass es komplett ausverkauft und perfekt organisiert ist. Die WTA muss sich darüber Gedanken machen, wie sie das Turnier aufwerten kann“, meint Dieter Kindlmann, Trainer von Madison Keys, im Interview mit tennis MAGAZIN.
Aber auch der WM-Termin ist ziemlich umstritten. Das Saisonfinale beginnt einen Tag nach dem Finale in Moskau. Der Kremlin Cup in der russischen Hauptstadt fließt noch in das Porsche Race Singles, das die acht WM-Teilnehmerinnen bestimmt, ein. Es kann also zu dem gar nicht so unwahrscheinlichen Szenario kommen, dass eine Spielerin in Moskau ihr Ticket für die WM-Teilnahme auf dem letzten Drücker löst. Bedeutet: Samstag Finale in Moskau, Montag erstes Gruppenspiel in Singapur. Hinzu kommen fünf Stunden Zeitdifferenz und zehn Stunden Flugzeit zwischen beiden Städten. Eine optimale Vorbereitung auf eine Veranstaltung, die das Aushängeschild auf der WTA-Tour darstellen soll, sieht anders aus.
Fragwürdige B-WM in Zhuhai
Zwei Tage vor Turnierbeginn in Singapur gab es die feierliche Eröffnung. Die acht Teilnehmerinnen präsentieren sich bei der Auslosung in schicker Abendgarderobe. Im Vorjahr fehlte Svetlana Kuznetsova auf dem mittlerweile obligatorischen Gruppenselfie, das um die Welt geht. Die Russin hatte ihre WM-Teilnahme erst wenige Stunden zuvor in Moskau fixiert. Ein Gruppenbild nicht mit allen Teilnehmerinnen – das sollte nicht sein! Direkt im Anschluss an Singapur findet die WTA Elite Trophy in Zhuhai mit insgesamt zwölf Spielerinnen statt, darunter Julia Görges und Angelique Kerber – eine Art B-WM. Und auch hier gibt es Weltranglistenpunkte fürs Verlieren – jeweils 40 Punkte fürs Antreten zum Gruppenspiel.
Die WTA Elite Trophy ist sogar eine Pflichtveranstaltung für die qualifizierten Spielerinnen. Ein Nichtantreten, außer es gibt einen triftigen Grund (unter anderem eine Verletzung), wird durch die WTA mit einem Strafgeld sanktioniert. Das Turnier bietet allerdings auch gute Gründe, um nach China zu reisen. Die ungeschlagene Siegerin kassiert 700 Weltranglistenpunkte, ohne gegen eine aktuelle Top-Ten-Spielerin zu gewinnen. Ein nettes Präsent zum Saisonende. Warum die B-WM in Zhuhai erst nach der A-WM Singapur gespielt wird und nicht umgekehrt als kleiner Vorgeschmack, bleibt wohl ein ungelöstes Rätsel. Völlig absurd kann es schließlich werden, wenn das Szenario eintrifft, dass Spielerinnen in Zhuhai am Saisonende im WTA-Ranking vor Teilnehmerinnen in Singapur liegen. Zum Glück bleibt dieser Fall den Tennisfans in diesem Jahr erspart.nike air jordan 1 low outlet | air jordan 1 high og university blue release date