Alexander Zverev: Eine Meldung und die Folgen
Dann meldet sich der Reporter von der New York Times zu Wort: „Ich glaube, Niki Pilic hat gesagt, dass er dachte, du könntest derjenige sein, der es nimmt. Kennst du ihn gut? Ist er jemand, der es wissen könnte? Was für eine Beziehung habt ihr? Antwort Zverev: „Ganz ehrlich, wir haben nicht wirklich eine Beziehung. Ich habe ihn einmal beim Davis Cup gesehen. Er war im Team, aber er hat nicht viel Zeit mit uns verbracht. Aber weißt du was: Ich weiß nicht, woher er das hat. Ich weiß nicht einmal, wie die Geschichte entstanden ist. Das alles ist wirklich überhaupt nicht wahr.“
Es ist eine unappetitliche Story, die schon seit Anfang der Woche in den sozialen – oder sollte man besser sagen den unsozialen – Netzwerken kursiert. Sie geht zurück auf einen Online-Artikel des serbischen Boulevard-Blatts „Alo“. Darin soll Pilic, Davis Cup-Trainerlegende und Berater des deutschen Davis Cup-Teams, angeblich in einem Interview gesagt haben, dass Meldonium aus gesundheitlichen Gründen von Profis wie Zverev eingenommen wird.
Es ist eine Meldung aus unseriöser Quelle, die vor zwei Wochen wahrscheinlich kaum jemanden interessiert hätte, aber Meldonium ist die Sharapova-Droge. Meldonium ist DAS Thema. Und so verbreitete sich das ominöse Interview schnell. Die Meldung fräste sich wie ein böses Geschwür weiter durchs Netz bei Twitter & Co. – und erreichte die seriösen Medien. Spätestens als es von der ITWA – der International Tennis Writers Association – retweetet wurde und allerspätestens mit dem offiziellen Transcript des Interviews aus dem Indian Wells Tennis Garden war das Thema auf dem Tisch – ob es allen Beteiligten passte oder nicht.
Denn eins ist klar und es betrifft nicht nur die Tennisszene: Das Internet mag viele Dinge transparenter machen, aber es ist auch ein El Dorado für Schwätzer, für Wichtigtuer, für Leute, die es lieben, unverantwortlich mit dem Feuer zu spielen und denen völlig egal ist, ob Reputationen leiden.