Alexander Zverev: Super-Coaches für Sascha
An den spielerischen Fähigkeiten von Alexander Zverev, endlich einen Grand Slam-Titel zu gewinnen, haben die Sandplatzgötter gar keine Zweifel. Was ihrer Meinung nach aber fehlt, ist der passende Trainer. Sie hätten da auch einen Vorschlag!
Die veröffentlichte Meinung der Sandplatzgötter ist über die Jahre hinweg im Rückblick mit Sicherheit nicht arm an steilen Thesen. Auch regelmäßige Leserinnen und Leser dieser Kolumne werden höchstwahrscheinlich schon eine gewisse Resilienz gegenüber verbalen Vorhandschüssen aus dem Handgelenk unsererseits entwickelt haben. Dennoch vermuten wir einen erhöhten Erklärungsbedarf, wenn wir in einer Kombination aus Rückblick auf 2024 und Ausblick auf 2025 konstatieren: Alexander Zverev hat mittlerweile die gleiche Karrierephase erreicht wie Novak Djokovic.
Der Serbe ist dem Deutschen natürlich, was Erfolge und Rekorde angeht, Richtung Unendlichkeit und Uneinholbarkeit voraus. Was sie aber eint, sind die Zielsetzungen für die nahe Zukunft. Da gilt für beide gleichermaßen: Das Einzige, was noch zählt, sind die Slams.
Für Zverev und Djokovic zählen nur die Grand Slams
Denn egal, ob man gar nicht oder eine halbe Ewigkeit Nummer eins war, ob man eine stattliche oder unübersichtliche Anzahl von Masters-Turnieren gewinnt: Die echte Währung für die Tennisgeschichte sind Triumphe bei den vier großen Turnieren. Hier machen 25 statt 24 Pokale in der Vitrine einen großen Unterschied aus (Djokovic). Einer statt keiner allerdings einen noch größeren (Zverev). Und was die restlichen 44 Wochen des Jahres passiert, ist – sorry ATP-Tour! – schmückendes Beiwerk, das nur als Indikator zur Beantwortung der Frage herangezogen werden kann, ob jemand zu Höherem berufen ist.
Diese Frage würden wir in Bezug auf Zverev mit einem klaren „Ja“ beantworten. Zumal sich in den vergangenen Jahren herauskristallisiert hat, dass das Scheitern bei den Slams nicht an den vorhandenen spielerischen Möglichkeiten gelegen hat, sondern an einer Art Selbstlimitierung derselben in den entscheidenden Situationen. Nun könnte man natürlich darauf kommen, zur Abhilfe mal einen Coach zu engagieren, der allem Talent zum Trotz immer wieder an der Herausforderung „Slam“ gescheitert ist, um dann erfolgreich sein Spiel doch noch durchgehend offensiver zu gestalten und drei große Titel einzusammeln. Andy Murray bereichert aber 2025 überraschenderweise das Team von Novak Djokovic. Während der Deutsche erstmal versucht, in alter Konstellation neue Ergebnisse zu erzielen.
Ein neuer Stolperstein für Zverev
Was 2024 neu hinzugekommen ist: Zverev steht sich auf dem Weg zu seinen letzten großen Karrierezielen nicht mehr nur metaphysisch höchstselbst im Weg. Tatsächlich hat sich ein ganz bestimmter Rivale aus Fleisch und Blut als Stolperstein im letzten Jahr entpuppt. Dass dieser „zverevsche Endgegner“ ausgerechnet Taylor Fritz sein würde, stand nicht auf unserer Bingo-Karte für die Saison 2024. Und offen gesagt, ohne die Tenniskünste des US-Profis herabwürdigen zu wollen: Wir sehen für den Hamburger, der positive Bilanzen gegen Jannik Sinner (4:2) und Carlos Alcaraz (6:5) in den Büchern stehen hat, auch keine unbedingte Zwangsläufigkeit darin, ständig an Fritz zu scheitern (0:4 im Jahr 2024!).
Womit wir wieder bei Djokovic und Murray wären. Denn während Letzterer sogar noch desaströser als Zverev ohne Sieg gegen den Amerikaner seine Karriere beendet hat, kann man bei Djokovic noch nicht einmal sagen, dass er das Rätsel „Taylor Fritz“ gelöst hat. Zehn zu null Siege sprechen eher dafür, dass das Spiel von Fritz nie ein Mysterium für den Serben war.
Vielleicht muss Zverev also darauf hoffen und warten, dass auch Nole zeitnah dem aktiven Tennissport „Goodbye“ oder „Doviđenja“ sagt. Um dann nicht nur einen immer noch starken Konkurrenten im Kampf um die Slams los zu sein, sondern auch das Prinzip Super-Coach auf die Spitze zu treiben. Mit Murray UND Djokovic im Trainerteam könnte es natürlich in der Box verdammt eng werden. Und laut. Und teuer. Mittlerweile glauben wir aber, dass Zverev jede Hilfe annehmen sollte, die er bekommen kann.