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TOPSHOT - Britain's Andy Murray poses with both the ATP World Number One trophy and the ATP World Tour Finals trophy after winning the men's singles final against Serbia's Novak Djokovic on the eighth and final day of the ATP World Tour Finals tennis tournament in London on November 20, 2016. / AFP / Glyn KIRK (Photo credit should read GLYN KIRK/AFP/Getty Images)

Andy Murray: Vom ewigen Zweiten zum Weltbesten

Wer hätte nach dem Finalsieg von Novak Djokovic bei den French Open daran geglaubt, dass 2016 noch das Jahr vom „ewigen Zweiten“ Andy Murray wird? Wohl niemand. Über eine der größten Aufholjagden der ATP-Geschichte.

Rückblende: Paris, 5. Juni 2016: Novak Djokovic hat sich soeben seinen Traum erfüllt, dem er schon seit gefühlten Ewigkeiten hinterherlief – der Titel auf der roten Asche von Roland Garros. Das letzte Mosaiksteinchen in seiner opulenten Major-Sammlung. Es schien klar: 2016 wird ein Djokovic-Jahr. Wieder einmal. Die Diskussionen der Fachwelt drehten sich einzig und allein um eine Frage: Holt der „Djoker“ zum ganz großen Wurf aus? Der Golden Slam war in aller Munde. Er schien alles andere als abwegig. Schließlich spielte die Nummer eins alles in Grund und Boden (bis dato 2 Majors, 3 Mastertitel plus der Sieg in Doha). Gerade hatte der schier Übermächtige seinen Vorsprung in der Weltrangliste auf sagenhafte 8.000 (!) Punkte ausgebaut. Wer sollte diesen Mann stoppen? Es konnte keinen geben – außer ihn selbst.

Andy Murray: Vom ewigen Zweiten zum Weltbesten

Machtwechsel: Zwischen diesen beiden Aufnahmen liegen nur fünf Monate.

Murray ist erster Herausforderer, aber auch der „ewige Zweite“

Während Djokovic seinen Pariser Titel ausgiebig zelebrierte (ein wenig zu ausschweifend wie er später zugab), nahm Murray eine eher unspektakulär anmutende Änderung in seinem Team vor. Er holte Ivan Lendl als Coach zurück. Bis Paris spielte der 29-jährige Schotte unter Amelie Mauresmo eine durchaus passable Saison. Er stand in den Finals von Melbourne, Paris und Madrid. Er verlor alle. Gegen Djokovic. Nur in Rom schlug er ihn. Dennoch: Nicht Roger Federer, nicht Rafael Nadal – Murray war inzwischen zum dauerhaften Herausforderer Djokovics avanciert. Was ihm aber zugleich den Ruf des ewigen Zweiten einbrachte. Denn: ein ums andere Mal forderte Murray seinen nur sieben Tage jüngeren Konkurrenten heraus – nur: besiegen konnte er ihn in den seltensten Fällen. Von einem Angriff auf die Spitzenposition konnte nicht im Entferntesten die Rede sein.

Entscheidend für die große Wende waren in der Nachbetrachtung wohl die Tage zwischen Paris und Wimbledon. Murray gewann mit Lendl neuen Glauben daran, wieder große Titel gewinnen zu können und Djokovic fiel in ein Loch, hatte plötzlich Motivationsprobleme, nachdem er nun alles gewonnen hatte, was es zu gewinnen gibt. Gerüchte über Eheprobleme mit Gattin Jelena machten außerdem die Runde. Sie sollen einen großen Anteil am frühen Ausscheiden des Serben in Wimbledon gehabt haben. Und sie setzten ihm dauerhaft zu. Nach Paris gewann Djokovic nur noch ein weiteres Turnier.

Die Sinnkrise des Djokers bereitete den Boden für eine der größten Aufholjagden, die es im Welttennis jemals gab. Murray machte den Djokovic, räumte (fast) alles ab – allen voran Wimbledon und Olympiagold – verkürzte den Rückstand auf Platz eins fast im Wochenrhythmus und verlor nur noch zwei Matches. Man erlebte Murray so stark wie noch nie. Anfang November war es soweit. Zum zweiten Mal war Paris der Wendepunkt. Djokovic flog in Bercy im Viertelfinale raus, Murray gewann und war am Ziel: erstmals Weltranglistenerster – als 29-Jähriger!