Angelique Kerber: Raus aus dem Tief?
So richtig in Fahrt kam Angelique Kerber im neuen Jahr bislang noch nicht. Doch reichen ein paar schlechtere Ergebnisse aus, um ihr eine handfeste Krise anzudichten? In Dubai jedenfalls sah man phasenweise die stärkste Kerber 2017. Nach der Halbfinal-Niederlage gegen Elina Svitolina bleiben Fragezeichen.
Für Angelique Kerber kommt es zurzeit vor allem auf die kleinen Dinge an. „Ich fühle mich besser als letzte Woche. Das ist für mich das Wichtigste“, ließ sie am Rande des derzeit laufenden WTA-Events in Dubai wissen. Eine gute Nachricht also für die Nummer zwei der Welt, nachdem eine Erkältung in Doha eine erfolgreiche Rückkehr auf die Tour nach den Australian Open erschwerte. Das Aus im Auftaktmatch war nicht das, was sie sich vorgestellt hatte.
In Dubai, 400 Kilometer Luftlinie östlich von Doha, blickte sie schon wieder fröhlicher drein, lächelte ungezwungener in die Kameras und genoss die Abwechslung beim „Dinner in the sky“ (siehe unten). Der überzeugende Auftaktsieg gegen Landsfrau Mona Barthel tat sein übriges. „Ich habe gewiss ein gutes Match gespielt und es tut gut nach den letzten Wochen und Tagen, in denen ich mich nicht so toll gefühlt habe.“ Was das mit Kerber machte, zeigte sich im Match danach gegen Monica Puig. Es wirkte wie eine Befreiung.
Puig? Genau, das ist die Frau, die Kerbers Goldträume im Olympiafinale von Rio zunichte machte – und diesmal keine Chance hatte: 6:2, 6:3 für die Kielerin. Das war die Kerber, die letztes Jahr so begeisterte. Erlaufene Stopps, starke Konter aus der Defensive, positive Körpersprache – es passte wieder deutlich mehr zusammen. Ohne Zweifel: In Dubai spielte die 29-Jährige ihr bislang bestes Tennis des Jahres.
Kerber konnte in Dubai wieder die Nummer eins werden
Man war seit Saisonbeginn schnell dabei, das Wort Krise im Zusammenhang mit Kerber zu bemühen. Klar: Sie spielte zuletzt selten auf Spitzenniveau, das weiß sie und das wissen auch alle in ihrem Team. Dennoch waren die Aussichten so finster nicht. Immerhin konnte sie sich mit einem Triumph in Dubai die Führung in der Weltrangliste zurückholen. Der Aufstieg Dubais in die Premier 5-Turnierkategorie macht es möglich. Für den Titel gibt es erstmals 900 Ranglistenpunkte. Bis zum letzten Jahr waren nur etwas mehr als die Hälfte. Auf Serena Williams fehlten Kerber vor Turnierbeginn gut 600 Zähler.
Dubai: Kerbers Konkurrenz patzt
Kerbers Formanstieg kommt also zu einem optimalen Zeitpunkt. Hinzukommt: Die Chancen auf den Turniersieg standen äußerst günstig. Ihre Hauptkonkurrentinnen patzten am Persischen Golf früh (Karolina Pliskova, Dominika Cibulkova und Agnieszka Radwanska) bzw. mussten verletzt aufgeben (Garbine Muguruza). Außer der Deutschen ist keine der Top-5-Gesetzten mehr vertreten! Williams wird erst zu den nächsten Highlights in Indian Wells und Miami wieder auf dem Court erwartet. Es ist die Chance für Kerber. Bei aller – auch berechtigter – Kritik zuletzt: Die Aussicht auf Platz eins klingt nach Jammern auf hohem Niveau.
Nicht zu vergessen: Auch nach ihrem sensationellen Melbourne-Coup 2016 waren die Ergebnisse im Anschluss wechselhaft und es setzte einige Auftaktpleiten. Das hilft ihr in diesem Jahr. Kerber kann punktemäßig Boden gut machen. Am besten schon in Dubai. Damit würde Kerber die Eindrücke, die sie in den vorangegangenen Wochen vermittelte (gesundheitlich angeschlagen und nicht in Bestform) mit einem Male wegwischen. Die glatten Siege gegen Barthel, Puig und Konjuh gaben jedenfalls Anlass zu Optimismus. Nach der Niederlage gegen Svitolina blieben Fragezeichen.
Es wird nicht einfacher: Sharapova und Azarenka kehren bald zurück
Ende März und April stehen mehr als 1.000 Ranglistenpunkte auf dem Spiel. Die Halbfinals von Miami und Charleston sowie den Sieg in Stuttgart gilt es zu bestätigen. Apropos Stuttgart: Es ist das Turnier, bei dem Maria Sharapova auf die Tour zurückkehren wird. Eine Konkurrentin mehr für Kerber. Auch das Comeback von Victoria Azarenka nach ihrer Schwangerschaft rückt näher. Vor ihrer Babypause war die Weißrussin im Frühjahr 2016 in bärenstarker Form und räumte bei den US-Hardcourt-Veranstaltungen alles ab (Sie schaffte das Double Indian Wells plus Miami). Sie wird Mitte des Jahres zurückerwartet.
Klar ist: Auch wenn sie nicht sofort an ihr altes Niveau anknüpfen können – Sharapova und Azarenka werden es Kerber langfristig nicht leichter machen, sich an der Spitze zu behaupten und das Traumjahr, das Kerber zum Großteil in Abwesenheit der beiden hinlegte, zu bestätigen.
Noch blieb Kerber diese Bestätigung schuldig. Doch sie kämpft sich langsam aber sicher raus aus dem Tief – ganz kerber-like. Dubai kann ein Wendepunkt zum Guten werden.jordan retro shoes mens release dates | Nike Kyrie 8 DC9134 001 Release Date 4