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Die Boris Becker Wandlung – sie geht weiter

Eurosport-Mann Matthias Stach ist schon mit vielen im Duett aufgetreten. Mit Michael Stich, Nicolas Kiefer. Diesmal heißt der Mann an seiner Seite Boris Becker. Es ist die vielleicht beste Kombination.

Als ich Boris Becker vor ein paar Jahren in London traf – es war während der Olympischen Spiele –, ging es ihm nicht besonders gut. Auch, wenn er sich das nicht anmerken lassen wollte. Zum cremefarbenen Anzug trug er ein Einstecktuch. Als Ort für unser Treffen wählte er eine piekfeine Adresse im Herzen von London. Irgendwo zwischen Buckingham Palace, Hyde Park und Piccadilly Circus. Aber unterschwellig merkte man, dass er litt: „Ich hatte sehr schwere Verletzungen“, sagte er, „Letzten Oktober musste ich mich einer Sprunggelenksoperation unterziehen. Es war die sechste und auch die letzte. Ich habe mittlerweile eine Platte im Sprunggelenk, mit sechs Schrauben. Aufgrund dieser Problematik hatte ich einen Hüftschaden und vor eineinhalb Jahren zwei Hüftoperationen.“

Boris Becker Wandlung

Boris Becker kommentiert neben Matthias Stach die Australian Open bei Eurosport.

Verletzt war er aber nicht nur am Körper, er ärgerte sich auch über sein Bild in der deutschen Öffentlichkeit und freute sich, dass ihn wenigstens die Engländer lieb hatten: „Ich habe ja den Spitznamen Britain’s favourite German bekommen.“ Richtig verärgert war Becker, als wir auf das Thema Fernsehen zu sprechen kamen. Er erreiche bei der BBC 250 bis 300 Millionen Zuschauer. Und weiter: „Es gibt in Deutschland offensichtlich Tennisexperten, deren Meinung gefragter ist als meine. Merkwürdig ist nur, dass ich in England vor Millionen von Zuschauern kommentiere, es aber für einen Spartensender in Deutschland nicht tun darf. Es geht also nicht um die Qualifikation, sondern um die Person Boris Becker, die, aus welchem Grund auch immer, wohl nicht ins Konzept passt.“

Die Boris Becker Wandlung – den deutschen Zuschauern gefällt es

Nun, rund viereinhalb Jahre später passt Becker ins Konzept. Für Eurosport ist er an der Seite von Matthias Stach im Dauereinsatz. Becker mit Lederjacke, Becker mit Jeanshemd, Becker am Court, vor der Players Lounge, im Herzen von Melbourne. Becker überall. Mit Mikro. Und einem Grinsen so breit wie der Yarra River.

Charmant analysiert er das Geschehen. „Beckers Beste“ und „Matchball Becker“ heißen die Formate. Er sprüht gerade zu, der Boris. Er ist blendend gelaunt, locker und witzig: „Darf ich auch mal etwas sagen“, sagt er, als Eurosport-Moderatorin Barbara Schett in die Runde kommt, „das ist ja schließlich meine Sendung.“ Er lässt den Gottschalk raushängen, als er Schett zunickt und sagt: „Endlich mal was fürs Auge. Also nichts gegen dich, Stachi, aber du siehst nicht so gut aus.“ Schön auch: „Ich weiß nicht, ob er das Ticket nach Tunesien schon gebucht hat“,  als Malek Jaziri im Match gegen Mischa Zverev nicht so wirkte, als könne er die Partie noch drehen.

Der berühmteste Tennisspieler der Welt

Drei Jahre in Folge war Becker mit Novak Djokovic in Melbourne. 2014 die Niederlage im Viertelfinale gegen Stan Wawrinka und die Kritiker dröhnten: „Was will Nole denn mit Boris.“ 2015 und 2016 souveräne Siege – und die Kritiker waren verstummt. Das Engagement mit Djokovic hat Becker den Respekt zurückgebracht, den er als Spieler hatte. Als siebenmaliger Wimbledonfinalist, dreimaliger Champion an der Church Road, Davis Cup-Held und globaler Tennismotor in den Achtzigern. Wie sagte Andre Agassi in seinem Buch, auch wenn er ihn in seiner aktiven Zeit nie mochte: „Becker war der berühmteste Tennisspieler der Welt.“

Boris Becker Wandlung

Boris Becker als Trainer von Novak Djokovic nach dem Sieg der Australian Open im letzten Jahr.

In den letzten Jahren sammelte Becker so viele Sympathien auf der Tour, dass er manchmal gedacht haben muss: „Es ist ja Wahnsinn, wie sich im Leben alles drehen kann.“ Es passt ins Bild, dass Djokovic ohne ihn als Coach seine schlimmste Grand Slam-Niederlage kassierte. Er könne jetzt Interna ausplaudern, sagt Becker am Mikrofon, aber das tut er natürlich nicht. Der Fokus, sagt er nur, liege bei Djokovic im Moment nicht hundertprozentig auf Tennis.

Bei Becker – und das ist die gute Nachricht für Eurosport und die Tennisfans – liegt der Fokus aktuell hundertprozentig beim Kommentieren.

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